15. Kapitel

93 6 0
                                    

Auf der Bühne stand ich neben Keira und grinste mir einen ab. Ray stand mürrisch neber ein paar anderen und würdigte mich keines Blickes. Herr Micardes, der Theaterleiter, richtete ein paar Worte an uns: "Willkommen allerseits zu der ersten Stunde im Jahr! Ich bin Herr Micardes und leite die Theatergruppe der Schule. Wir werden sogar schon unser erstes Stück in zwei Monaten aufführen"
Herr Micardes war ungefähr 25 Jahre alt und hatte längeres, strähniges Haar, das schwarz war. Er trug eine Brille und ein schwarzes Gewand, wie Lehrer im 19. Jahrhundert. Darunter einen schwarzen Anzug. Wenn ich ehrlich sein sollte, fand ich, dass er sehr attraktiv war.
"Wir spielen, wie ihr wisst, das Stück Mira&Saiko vor, die Tragödie der zwei Schwestern vom berühmten Heima Sapkar. Ihr kennt es bestimmt alle. Wie immer werdet ihr für eine Rolle vorspielen und ich entscheide dann, welche Rolle ihr bekommt", erklärte er.

Er ließ uns eine Weile allein um uns auf unser Vorspiel vorzubereiten. Keira und ich saßen in einer der Sitzreihen ganz hinten. Alle anderen hatten das Skript schon vor ein paar Wochen bekommen und ich hatte nur eine Stunde zeit, um meinem Text auswendig zu lernen und dann vorzutragen.
"Worüber geht's hier denn zusammengefasst?", fragte ich Keira, da ich das Skript nicht genau verstand.
"Mira&Saiko ist eine berühmte Geschichte. Es geht, wie gesagt, um Mira und Saiko. Beide sind Schwestern, die als Kinder getrennt wurden. Mira ist die große und Saiko die kleine Schwester. Sie lebten allein, bis die Garden des Königspaares, die sich sehnlichst ein Kind wünschten, Saiko mitnahmen. Sie wuchs in dem Schloss der Königsfamilie auf und Mira wurde von einer normalen Familie aufgenommen.
Als Saiko mit 16 Jahren heiraten soll, macht sie sich auf die Suche nach ihrer Schwester. Sie fand Mira und wollte bei ihr bleiben. Doch sie blieb nicht lange. Sie wurde zurück zum Schloss gebracht und versuchte zu fliehen. Sie wurde bei ihrem Versuch verletzt, da sie mit einem Eindringling verwechselt wurde. Sie starb, als sie bei Miras Haus ankam. Mira war erschüttert. Also brachte sie sich um. Und so endet die Geschichte", erklärte Keira mir.
"Ist das nicht traurig? Ich könnte jedes Mal weinen, wenn ich das Stück sehe!", jammerte sie.
Ich hörte ihr kaum noch zu, da ich mir das Skript durchlaß. Dort stand etwas von einem Enko.
"Wer ist Enko?", unterbrach ich Keira.
"Enko ist der verlobte von Mira", antwortete sie.
Nach ein paar Minuten, war ich fertig mit dem Skript. Wen sollte ich spielen? Saiko? Ich war ja schon eine kleine Schwester. Oder eine der vielen Nebenrollen?
Plötlich hatte ich eine gewagte Idee.
"Ey Keira, ich hab 'ne Idee", sagte ich.
"Eine Idee? Schieß los! Sag, sag!", rief sie mir mit funkelnden Augen zu.
"Wie wär's wenn du Saiko spielst und ich Mira? Passt irgendwie zu uns, findest du nicht?"
"Saiko? Ich weiß nicht ob ich das schaffe...", murmelte sie.
"Natürlich schaffst du das", versuchte ich sie zu ermutigen. "Immerhin ist das auch meine erste Rolle."

Hinter der Bühne probten wir unsere Rollen. Zum Vorspiel wollten wir das erste Wiedersehen der Schwestern nachspielen.
Es war eine sehr emotionale Szene bei der viel geheult wurde. Normalerweise konnte ich nicht auf Knopfdruck weinen, doch seitdem ich hier war, konnte ich es auf
einmal.
Es war bereits eine Stunde vergangen und die Ersten begannen für ihre Rollen vorzuspielen. Alles lag von der Entscheidung von Herr Micardes ab, der hier alles regelte.
Ich sah Susan zu, wie sie Mira spielte. Susan war in einer Parallelklasse von uns, wie ich von Keira erfuhr. Sie war sehr hübsch und hatte lange dunkelbraune Haare, tiefgrüne Augen und trug ein weißes Kleid mit giftgrünen, gestreiften Strümpfen. Mira verkörperte sie, als ein schlichtes und anständiges Mädchen, dass sich immer um ihre Familie kümmerte. Vielleicht war sie besser für die Rolle? Ich musste es aber versuchen. Immerhin zählte Keira auf mich. Wir wollten zusammen vorspielen und Keira schien sehr aufgeregt.

Wir waren endlich dran. Ich trat hinter dem Vorhang hervor und erklärte Herr Micardes, was wir vorspielen wollten und wen wir spielen wollten. Er nickte und unser Vorspiel begann.

Verwirrt schaute ich mich im Raum um. Mira hatte, während sie abends nach Hause ging, jemanden gesehen.
"Hallo?", rief ich, "Ist hier jemand?"
Keira huschte von einer Ecke zu mir hin.
"Mira?", flüsterte sie.
Ich drehte mich um. Als ich ihr in die Augen blickte, weitete ich die Augen. Dann trat ich ein paar Schritte zurück. Ungläubig starrte ich sie an und presste meine Hand auf den Mund.
"S-Saiko?", flüsterte ich total erschrocken.
"Bist du es wirklich...?"
"Ich wusste, dass du mich wiedererkennst, Mira!", sprach sie laut. Ihre Augen tränten und sie schien überglücklich.
"Saiko...", murmelte ich.
"Saiko!", rief ich und fiel ihr um den Hals. Wir sakten auf die Knie und heulten uns leidenschaftlich die Klamotten nass. Mein Text war nicht wirklich schwer zu merken, trotzdem hatte ich eine Weile gebraucht um meine Reaktionen und Ausdrücke zu üben.
Ich löste mich aus der Umarmung und sah Keira in die Augen.
"Endlich bist du wieder da! Sieh an, du bist so groß geworden!", sagte und schluchzte ich.
"Ich hab dich so vermisst Mira!", heulte sie und klammerte sich an mich.

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt