93. Kapitel

58 6 2
                                    

Leicht schwanked ging ich durch die Flure. Hinter mir die Stimme, die immer wieder nach mir rief. In meinem Zimmer hatte ich versucht sie zu ignorieren, doch nach einer Stunde hatte sie mich so genervt, dass ich es kaum noch aushielt.
Also lief ich durch die dunklen Flure zu dem Raum voller Bücher, wo ich die meiste Zeit meiner Schichten verbrachte.

Langsam öffnete ich die Tür und spähte hinein.
Zu meiner Überraschung war das Licht an und Zen und Damian saßen gegenüber auf den Sofas mit Büchern in den Händen.
Damian ignorierte mein Eintreten, während Zen zu mir hochsah.

"Was machst du hier? Du solltest schlafen", sprach er, als ich mich neben ihn setzte und die Knie an die Brust zog.
"Ich kann bei dieser Hitze nicht schlafen", brummte ich und griff zu einem der Bücher, die auf dem Glastisch lagen.

Denkst du, ich bleibe nicht bei dir, wenn du woanders hingehst, Amare?

Stöhnend legte ich mein Kinn auf die Knie und presste die Hände auf die Ohren.
"Was ist los?", fragte Zen mich und strich mir über die Haare.
"Du kannst es nicht hören, oder?", fragte ich ihn.
Er sah mich mit gerunzelter Stirn an.
Langsam hatte ich das Gefühl, dass ich wahnsinnig wurde.

Ich sah zu Damian, der schweigend in seinem Buch laß.
Vielleicht hörte er die Stimme?
"Damian? Kannst du die Stimme hören?", fragte ich ihn.
"Nein", antwortete er knapp, ohne hochzusehen.
"Aber...es redet jemand", murmelte ich eher zu mir selbst, als zu ihm.
"Glückwunsch"
Bitterböse starrte Zen ihn an und hätte seinem Aussehen nach, ihm am liebsten durchs Fenster geschmissen.

"Sei nicht so respektlos", zischte Zen bedrohlich.
Genervt sah Damian von seinem Buch auf.
"Entschuldigung", entgegnete Damian in so einem Ton, in dem ich eine Backpfeife von meinem Meister kassiert hätte.
"Ich würde es nicht in diesem Ton belassen", sprach Zen und versuchte seine Wut in seiner Stimme zu kontrollieren.

Ist es jetzt meine Schuld, dass die zwei sich streiten, Amare?

Die Stimme fragte mich dies, während Zen bedrohlich auf Damian einredete und Damian nur noch desinteressiert sarkastische Antworten gab.
Allein das Funkeln in Zens Augen verriet mir, dass er stinksauer war.
Ich sah den beiden nur zu und konzentrierte mich auf die Stimme.
"So wie es aussieht schon", murmelte ich der Stimme zu.

Das tut mir leid, Amare. Das wollte ich nicht.

Plötzlich sah Damian zu mir.
"Es wird dich nicht in Ruhe lassen, wenn du damit redest", sagte er kühl, erhob sich und verließ das Zimmer.
Verdutzt sah ich ihm hinterher.

Aber du redest doch trotzdem noch mit mir, oder?

"Er sollte im Kampf besser etwas bringen", murmelte Zen und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Hoffen wir es für ihn", kicherte ich.

Er sollte demnächst vorsichtig sein...

"Amber, du solltest lieber im Bett bleiben", sagte Zen zu mir und stubste mir mit dem Finger an die Nase.
"Es ist immernoch viel zu warm", brummte ich.
"Wenn es nicht schlimmer werden soll, musst du jetzt damit leben", entgegnete er und stand auf.
"Du bist ja ganz rot im Gesicht", sprach er, als er meine Wangen in die Hände nahm.
"Weil es so heiß ist..."
"Und deine Stirn brennt ja förmlich", murmelte er, als er seine Hand auf meine Stirn legte.

Plötzlich fing ich an zu zittern.
"Ich bring dich in dein Zimmer", sprach er, bevor er mich in die Arme nahm und hochhob.
"Ich kann auch alleine laufen", widersprach ich zitternd.

Nachdem Zen mich in mein Zimmer und in mein Bett gebracht hatte, machte er mein Fenster auf, sodass die kühle Nachtluft in mein Zimmer dringen konnte.
Seufzend klammerte ich mich an Horst, der neben meinem Kissen saß und schloss die Augen.
Ich fühlte mich so schlapp und müde, dass ich gar nicht mehr schlafen konnte. Außerdem machten mir meine Kopfschmerzen noch ziemlich zu schaffen.

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt