61. Kapitel

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Voller Stolz legte ich meinem Meister meine ausführlich Übersetzung vor, die er sich skeptisch durchlaß.
"Weißt du eigentlich, was du hier übersetzt hast?", fragte mein Meister, als er meinen Block auf den Tisch legte.
"Irgendeinen Tagebucheintrag, oder sowas", antwortete ich.
"Ja, ganz genau. Und zwar vom letzten Kaiser von Fulgur-Patriae. Sein Name war Konzanzei, der 7. Kaiser des Lichts. Ein sehr beeindruckender und bedeutender Mann in unserer Geschichte"
"Er hatte wohl eine Vorliebe zum Tanzen", murmelte ich.
Ein kurzes Schweigen herrschte, während mein Meister versuchte den originalen Text zu entziffern.
Dann erhob sich mein Meister.
"Hast du dich schon für die Halbjahresprüfungen ausgestattet?", fragte er.
"Ausgestattet?", entgegnete ich verwirrt.
"Deine Kampfrobe gekauft? Deine Waffen poliert und die zugehörigen Halterungen gekauft?", fragte er.
"Sollte ich das...?"

Ich ging neben meinem Meister in den Einkaufgassen her. Wir waren auf dem Weg zu einem Rüstungsladen, den mein Meister sehr zu schätzen schien. Währenddessen erklärte er mir die Tradition der alljährlichen Prüfungen.
"Als Tochter oder Sohn einer angesehenen Familie hat man die Würde und Ehre dieser zu erhalten. In den Prüfungen tragen die Kinder meist ihre familiären Erbstücke als Kampfkleidung, um ihre Familie zu repräsentieren. Natürlich wird man nicht danach bewertet, ob man nun gewinnt oder nicht, doch unter den Leuten wird immernoch über die Platzierung, die Leistung, die Verlierer und den jeweiligen Familien gespottet. In manchen Familien wird ziemlich Druck auf die Kinder ausgeübt, aber da das bei dir nicht der Fall ist, wirst du deine Würde als meine Schülerin vertreten. Und mit meinem Namen hast du Einiges zum repräsentieren. Daher werde ich dich gemäß meinen Element und Namen ausstatten", sprach mein Meister und blieb vor einem Laden stehen.
"Doch zuerst, werde ich dir bei der Wahl deiner Protektion helfen", sagte er und öffnete die Tür.

"Herr Motrem! Wie schön, dass ihr uns besucht!", rief ein älterer Herr mit Glatze und dichtem, grauen Bart.
Mein Meister nickte ihm zu und drückte mich vor sich, um seine Hände auf meine Schultern zu legen.
"Was darf's sein, Donnie?", fragte der Herr, während er hinter seiner Theke hervorkam.
"Meine Schülerin benötigt für ihre Prüfung eine Unterrüstung und Waffenhalterungen"
"Deine Schülerin?", murmelte er und stellte sich vor mich hin. Beurteilend betrachtete er mich und lächelte mich dann an.
"Bist du nicht das Mädchen, das das More-Turnier gewonnen hat?", fragte er mich breit lächelnd.
"Amber Kingston, höchstpersönlich", entgegnete ich mich leicht verbeugend. Er lachte laut los und rief dann: "Canma! Wir haben Kundschaft!"
Eine ältere Frau kam die kleine Wendeltreppe hinunter, die zwischen den vielen Vitrinen und Rüstungsgestellen versteckt war.
Ich wurde nach oben geführt und meine Maße wurde von der Frau genommen. Sie redete unaufhörlich mit mir und beteuerte immer wieder mein Glück, dass ich unter meinem Meister lernen durfte.
"So, dann komm mal mit. Ich lege dir was vor, das deiner Größe entspricht"
Wieder unten angekommen war der Herr gerade dabei meine Waffen näher zu untersuchen. Dabei unterhielt er sich mit meinem Meister.
Ich wurde in den Hinterraum gezogen, wo Rüstung an Rüstung gereit war.

Nach einer Stunde waren wir fertig mit unserem Besuch in diesem Laden, den mein Meister bezahlt hatte. Sofort darauf wurde ich wieder ins Schloss mitgezogen, wo mein Meister mich mit violetten Gewändern zupackte, sie wieder abnahm und mir ein neues über den Kopf zog.
Am Ende des Tages war ich vollständig ausgestattet und die morgigen Prüfungen konnten beginnen.

"So, fertig!", rief Taris freudig und hielt mir den Spiegel hin. Wir befanden uns in den Garderoben der östlichen Arena, wo die Prüfungen bald beginnen würden. Die ganze Arena war voller Menschen, die der Eröffnungszeremonie zuschauten.
Beeindruckt von meinem Aussehen drehte ich mich um mich selbst und betrachtete mich weiter im Spiegel. Über meinem Kettenhemd trug ich ein schwarzes Top, das mit einem goldenem Blitz bestickt war. Auf den Schultern trug ich einen violettem Umhang, der mir bis zu den Ellebogen reichte und hinten länger war als vorne. Über meinen Beinkleidern trug ich eine graue Hose, die mir über die Knie reichte und dort dann unter meine Schienen gesteckt worden war, wo meine zwei Dolche an die Innenseite gegurtet waren. An den Füßen trug ich ein schwarzes und leichtes paar Schuhe, die vorne ein wenig spitz zuliefen. Um die Hüften und über meinen violetten, langen Rock wurden mir ein paar dünne Gürtel geschlungen, an denen meine Pistolen in Ihren Halterungen angebracht waren. Meine Oberarme waren frei, jedoch von meinem Umhang bedeckt. An den Unterarmen trug ich wieder Schienen, an denen meine anderen zwei Dolche befestigt waren und ein Paar schwarzer Lederhandschuhe. Die Haare hatte ich zu einem Zopf hochgebunden und die auffälligsten Ohrringe an. Ein wenig dunkler um die Augen geschminkt kam ich mir wie eine Söldnerin vor.
Fast wie eine Mini-Version meines Meisters lächelte ich Taris an und stolzierte dann zu Tür.
Als erstes standen die Kämpfe in den einzelnen Klassen an, die den Klassenbesten erwählen würden. Die Duelle hatten nichts mehr mit Teamwork zu tun, sondern kamen nur auf die Fähigkeiten eines Einzelnen an.

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