'33. Kapitel

49 4 5
                                    

"Drück nicht so fest, du tust ihr weh", sprach Ranar, der gelassen in den Raum spazierte.
Augenblick ließ Zen von mir ab und warf ihm einen bösen Blick zu.
"Wie schön, dass ihr euch wieder versöhnt habt", sagte Ranar und stellte sich vor die andere Seite meines Bettes.
"Doch sie hat dir noch was zu beichten, nicht wahr, Amber?", fügte er schmunzelnd hinzu, als er sich ebenfalls auf die Bettkante setzte und einen Arm um meine Schultern legte.
Verwirrt schaute ich ihn an, während Zen ihm nur einen Todesblick nach dem anderen zuwarf.
"Sag mir nicht, dass du unsere kleine Abmachung vergessen hast, die wir geschlossen haben"
Mir lief ein Schauer über den Rücken, als meine Augen, die von Zen trafen.
"Ich hatte keine andere Wahl", versuchte ich mich herauszureden, doch Ranar schien diese Situation viel zu sehr zu genießen, um das zuzulassen.
Er lehnte sich zu Zen vor, damit er ihm in einer gedämpften, triumphierenden Stimme schildern konnte, was ich getan hatte.
"Sie ist hauptsächlich für dich Sturmesmeister geworden, weißt du das? Und ich war der Erste, der danach von ihrer besonderen Energie kosten durfte. Nur damit sie dich-"
Zen hatte Ranar am Kragen gepackt und stieß ihn von mir fort.
"Du hast was gemacht?", zischte er Ranar an, der nur mit einem Grinsen antwortete.
"Sei mir nicht böse, auch sie brauchte mal was Neues, findest du nicht?", kicherte er.
"Du stellst mich hin, als hätte ich es nötig gehabt", keifte ich Ranar an, der nur die Hände hob.
"Du hast doch zugestimmt", entgegnete er und stand wieder vom Boden auf.
"Weil ich Zen doch sonst nicht gefunden hätte", erwiderte ich zähneknirschend.
"Jedenfalls", Ranar trat neben Zen, der sich nun ebenfalls erhoben hatte, "bist du nicht mehr der Einzige"
"Was, wenn ich das nicht zulasse?", konterte Zen mit verschränkten Armen.
"Ach, komm schon! Ich brauche doch genauso viel zusätzliche Energie wie du. Da ist es jedem doch viel lieber, wenn ich es bei ihr belasse, als dass sich irgendwelche Leute dafür opfern müssen, mich am Leben zu halten", sprach er selbstsicher, bevor er wieder aus dem Zimmer verschwand.

Ich traute mich nicht Zens Blick zu stellen, da mir es jetzt richtig peinlich war, was ich getan hatte. Doch es war nur meine Energie, die ich Ranar gegeben hatte, war es wirklich so schlimm?
Zen stand mit dem mir zugewandten Rücken vor mir und hatte immernoch die Arme vor der Brust verschränkt.
"Du hättest das nicht machen sollen", sprach er dann, in seiner gewohnhen, monotonen Stimme.
"Hatte ich eine andere Wahl? Nein, sonst hätte ich dich nicht gefunden"
"Ranar hätte es auch ohne deine Energie getan", erwiderte er mir kühl, ohne mich dabei anzusehen.
"Das denke ich eher weniger. Aber warum stört es dich so? Ich helfe deinem Bruder doch nur, genauso wie dir"
"Weil er das gar nicht zu schätzen weiß! Im Gegensatz zu all den anderen, bist du besonders!", rief er aufgebracht, als er sich zu mir umdrehte.
Seine Wangen waren errötet und sein Ausdruck irritiert. Vollkommen entgeistert von seiner plötzlichen Reaktion starrte ich ihn nur mit offenem Mund an, bevor ich anfing zu lachen.
Beschämt drehte er mir wieder seinen Rücken zu, während ich versuchte mein Kichern unter Kontrolle zu bringen.
"Kann es sein, dass du neidisch bist?", wollte ich von ihm wissen, als ich mich wieder eingekriegt hatte.
"Warum sollte ich?", zischte er.
Ich lächelte ihn breit an, woraufhin ich meinen Ärmel hochkrempelte, um meinen Orbis freizulegen.
"Zen, schau doch mal"
Zögerlich drehte er den Kopf zu mir, mittlerweile mit einem komplett rotem Gesicht.
"Hast du ihn dir schonmal richtig angeschaut? Er ist doch schön, findest du nicht?", versuchte ich das Thema zu wechseln und hielt ihm meinen Arm entgegen.
Mit behutsamen Händen ergriff er meinen Arm und strich mit den Fingern über die tätowierte Haut.
"Hat es nicht wehgetan?", fragte er mit leiser Stimme.
"Und wie. Es war das Schlimmste, was ich je machen musste", erzählte ich grinsend.
Er wechselte den Blick zwischen mir und dem Orbis, bevor er wieder etwas fragte.
"Wann genau bist du Sturmesmeister geworden?"
"Am Tag nach meinem Geburtstag. Eine riesige Feier wurde gehalten und ich musste eine Rede halten, auf die ich nicht vorbereitet war. Das war ziemlich nervenzerreißend, aber ist letztlich gut gegangen. Es hätte mich wirklich gefreut, wenn du da gewesen wärst. Aber wenn du nicht gegangen wärst, denke ich, hätte ich mich auch nicht dazu entschieden, ein Sturmesmeister zu werden", erzählte ich schmunzelnd.
Zen senkte den Blick und ließ meinen Arm wieder los.
"Es tut mir leid, dass ich dir nichts von meiner Energie an deinem Geburtstag geben konnte", murmelte er.
"Schon in Ordnung. Du hast sowieso zu wenig, als dass du sie an mich verschenken könntest", entgegnete ich mit einer wegwerfenden Handbewegung.
"Aber nur weil ich ein Sturmesmeister bin, bedeutete das nicht, dass meine Energie sich irgendwie verändert hat. Also musst du auch nicht auf Ranar neidisch sein", stichelte ich mit einem schiefen Grinsen, woraufhin Zen mir wieder den Rücken zudrehte.
Lachend krempelte ich mir meinen Ärmel wieder runter.
"Ich hätte nicht gedacht, dass Neid deine Schwäche ist. Sonst bist du so kalt, aber es ist wirklich putzig, wie du dich deswegen aufregst", sprach ich, während ich an seinen Haaren zupfte.
"Ich rege mich nicht auf", erwiderte er kleinlaut.
"Schon klar", grinste ich.
Schweigend zog ich weiter an seinen Haaren, damit er mich wieder ansah. Wahrscheinlich sah er weg, da sein Gesicht immernoch rot war, doch genau deswegen wollte ich es sehen. Es war so ungewöhnlich, dass es mich freute, dass er vor mir wieder neue Saiten aufzog.
Zen ließ es über sich ergehen, ohne irgendwas zu sagen. Es war schon einige Zeit her, dass er etwas Energie von mir bekommen hatte. Warum verlangte er nicht danach?

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt