29. Kapitel

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Ich stand vor meinem Meister, der mich kühl anblickte. Heute war der Tag, an dem ich meinen ersten richtigen Auftrag zu erfüllen hatte. Mein Meister hatte mich extra nochmal zu ihm bestellt, damit er mit mir reden konnte.
"Also, Amber. Dein erster Auftrag steht kurz bevor. Denk an das was du bei mir gelernt hast. Bei deinem Auftrag gilt es deinen Auftraggeber um jeden Preis zu beschützen, da es wahrscheinlich ist, dass ihr angegriffen werdet.
Bewahre immer Ruhe und egal was du tust, verlier deinen Kopf nicht", sprach er und holte meine Waffen hervor.
"Vergiss nicht, du darfst sie nur zur Verteidigung benutzten. Nie um jemanden anzugreifen", sagte er. Er kniete sich vor mich und legte mir den Gürtel mit meinen Pistolen um. Ich hatte mir ein spezielles Outfit zusammengestellt, das ich auf Aufträgen immer tragen würde. Eine weite Hose im Cargo-Design, eine schwarze Sweatshirtjacke, schwarze fingerlose Lederhandschuhe und lila Chucks. Die Haare hatte ich zu einem Zopf hochgebunden und meine Ohren wurden von jeweils vier Schmuckstücken geziert.
Die Jacke überdeckte den Gürtel und meine Waffen, sodass man sie nicht sehen konnte. Die vier Dolche band mir mein Meister an die Unterarme und an die Waden, sodass ich meine Kleidung darüberstülpen konnte. Meine Monution trug ich bereits unter meinem Sweatshirt.
Dann stand er auf und legte mir die Hände auf die Schultern.
"Habe keine Angst verletzt zu werden. Angst ist dein Gegner", sprach er und löste meinen Verband.
"Benutzte deine Sicht auf deinem linke Auge, solange du noch nicht richtig darauf siehst", befahl er mir.
"Sieht das nicht ein bisschen ekelhaft aus?", fragte ich.
"Sie ist fast komplett verheilt. Die leichte Schwellung wird niemanden auffallen", sagte er.
Mein Ponny verdeckte mein linkes Auge, also war es nicht dramatisch.
"Setzte das ein, was du gelernt hast", sagte er und legte seine Hand auf meinen Kopf.
"Viel Glück"

Ich rannte auf den Schlossplatz, wo mein Team bereits wartete.
Alle trugen das, was sie bei meiner Ankunft und bei unserer Vorstellung trugen. Diesmal trugen sie aber auch ihre Waffen und kleine Rucksäcke bei sich.
Erzan trug eine prachtvolle Schwertscheide bei sich, die er mit einem Gürtel um die Hüften gebunden hatten. Ashton hatte unter seinem langen Jackett zwei riesige Klauen an zwei Halterungen hängen.
Blaine hatte einen Gürtel quer um seine Brust geschlungen, an dem eine große Glefe befestigt war. Ray hatte um die Hüften zwei Sai, Hand-Dreizacke, hängen.
"Da bist du ja endlich!", rief mir Blaine zu.
"Ist der Typ schon da?", fragte ich, als ich zu ihnen stoß.
"Der soll angeblich gleich mit seiner Privatkutsche zu uns kommen", murmelte Erzan.
Ich ging den Auftrag nochmal in meinem Kopf durch: Wir mussten den Auftraggeber auf dem Weg zu seinem Meeting begleiten, ihn beschützen und wieder mit ihm zurückfahren.
Ich streckte mich und gähnte. Es war noch früh und ich müde, wie immer. Wir standen nebeneinander aufgereit und warteten auf die Kutsche. Ich stand in der Mitte und kam mir ein wenig mickrig vor. Ashton und Blaine, die neber mir standen, waren mindestens einen halben Kopf größer.
Auch heute trug ich die Kette, die mir Zen geschenkt hatte. Vielleicht brachte sie mir ein bisschen Glück? Das war zwar abergläubisch, tröstete mich aber ein bisschen von meiner Angst und meiner Aufregung.
Kurze Zeit später fuhr eine große Kutsche auf uns zu. Sie war mit vier Pferden bespannt, die vor uns hielten. Der Kutscher stieg ab und öffnete die Tür der Kutsche.
Er hielt dem Mann, der aussteigen wollte, die Hand hin, die der Mann ergriff. Es war ein älterer Herr mit grauen Haaren und einem Bierbauch. Er sah uns streng und abschätzig an. Von seiner Kleidung zu folgen, die aus einem vornehmen Anzug und einem Zylinder auf dem Kopf bestand, schien er ein hohes Tier zu sein.
"Ich dachte mir würden echte Ritter geschickt werden! Immerhin habe ich keinen professionellen Schutz bestellt, um von diesen Kindern beschützt zu werden!", beschwerte er sich beim Kutscher.
Wir verbeugten uns vor ihm und Erzan sagte: "Wir können ihnen versichern, dass wir trotz unseres Alters sehr professionell arbeiten. Bitte machen sie sich keine Sorgen"
Wir sahen wieder zu dem Mann, der uns immernoch abschätzig betrachtete.
"Ich schätze ihr werdet reichen", murmelte er und sah mich dann bedrohlich an.
"Und das kleine Mädchen da? Soll das etwa auch mit?", fragte er skeptisch.
"Sie ist ein Sturmeskind und unter unserer Fettiche. Sie wird keine Probleme bereiten", entgegnete Erzan.
Ich hoffte mal, dass ich keine Probleme bereiten würde.
Der Mann stieg wieder ein und der Kutscher sah uns auffordernd an.
Erzan drehte sich zu uns um und sagte: "Blaine, Ray, ihr bleibt beim Kutscher. Ashton und ich gehen mit ihm rein und Amber..."
"Ich geh auf's Dach, schon klar...", murmelte ich. Er nickte.
Das war zwar nur ein Scherz gewesen, aber gut. Ashton und Erzan stiegen in die Kutsch ein, Ray und Blaine setzten sich neber den Kutscher und ich sprang sanft auf's Dach.
Ich setzte mich im Schneidersitz hin und schaute auf die Straß.
Als die Kutsche losfuhr, musste ich aufpassen nicht vom Dach zu fallen.
Ich steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und schaltete meine Musik ein.
Wir fuhren auf der Hauptstraße und die Leute starrten mich verwundert an. Ich winkte ihnen zu und sie wanden empört den Blick ab. Wir näherten uns dem westlichem Eingang, an der sich dutzende von Kutschen ansammelten. Die dort positionierten Ritter sicherten die ein- und ausfahrenden Kutschen, die durch den Eingang kamen. Einer der Ritter schaute mich belustigt an und ich winkte ihm lächelnd zu. Er winkte zurück und wendete sich wieder seiner Arbeit zu.
Als unsere Kutsche von den Rittern kontrolliert wurde, durften wir endlich hinausfahren.
Es war das erste Mal, seitdem ich hier war, dass ich wieder außerhalb der Stadt war.
Es war alles wie vorher. Der Hang der sich nur leicht erhöhte und die vereinzelten Bäume um die Stand. Beim Hinausfahren fiel mir auf, wie groß die Stadt doch eigentlich war.
Jetzt war es an der Zeit, wachsam zu sein. Ich aktivierte meine Elementar-Sicht auf meinem linken Auge und legte mich auf den Rücken. Ich musste mich auf die Energien konzentrieren. Die von meinem Team und den anderen zwei konnte ich deutlich spüren.
Vereinzelt waren ein paar wilde Tiere unterwegs, die ich auch spüren und sehen konnte.

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