'14. Kapitel

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"Du tauchst gerne mitten in der Nacht hier auf, was?", entgegnete ich, als Zen eintrat.
"Tut mit leid", murmelte er, nachdem ich die Tür geschlossen hatte.
"Was ist denn los?"
"Ich brauche deine Energie"
Seufzend fuhr ich mir durch die Haare. Mit all den Sachen, die in letzter Zeit mit mir los waren, war ich mir nicht sicher, ob das die beste Idee war.
"Naja, ich weiß nicht...", erwiderte ich und schaute zu Boden.
"Bitte"
Er hatte meine Schultern ergriffen und sah mir tief in die Augen.
"Nagut", stöhnte ich.

Schweigend ließ er von mir ab und starrte mich vielsagend an. Ich konnte nicht genau deutend, was er damit ausdrücken wollte, da er wieder den Blick von mir abwand.
"Danke", war das einzige, was er sagte, bevor er zügig wieder mein Haus verließ.
Verwirrt sah ich ihm nach. Es war zwar nicht ungewöhnlich für ihn, dass er bescheiden mit seinen Worten war, aber dieses Mal war er anders.
Als ob er sich nicht traute, sich mir gegenüberzustellen.

Der Morgen war seit einiger Zeit angebrochen, als ich in Lady Aquarens Garten saß.
"Ich verstehe nicht, warum mir das alles wieder passiert. Mein mentaler Zustand hat sich so viel verbessert, aber jetzt nimmt er wieder ab. Ich kann glatt spüren wie sich diese Seite in mir wieder von mir spaltet, obwohl sie gar keinen Grund dazu hat. Und diese Schmerzen im Hals sind auch neu. Zwar hab ich damals in dieser Akademie einen Stich reinbekommen, aber warum sollte sich erst jetzt irgendeine Wirkung zeigen?"
"Das kann ich mir auch nicht erklären. Von solchen Anfällen habe selbst ich noch nie etwas gehört", entgegnete Lady Aqauren angespannt.
"Aber es muss doch irgendeine Erklärung dafür geben!", erwiderte ich.
"Am besten lässt du dich komplett untersuchen. Mehr kann ich auch nicht für dich tun und dass du Zen die ganze Zeit deine Energie abgibst verstärkt deinen Zustand ganz bestimmt nicht"
Seufzend stand ich von dem Stuhl auf. Dieses Gespräch hatte keinen Sinn mehr, weshalb ich mich wieder verabschiedete.

"Du musst Körperspannung halten. Sonst bekommst du das nicht hin", sprach Izoma mir zu.
Leicht schwankend stand ich auf einem Bein und versuchte währenddessen gleichzeitig alle fünf meiner Elemente zu kontrollieren.
Da ich meine Energie komplett gleichmäßig konzentrieren musste, fiel mir es äußerst schwer dabei noch auf einem Bein zu stehen. Da Izoma wollte, dass ich unter schwierigeren Bedingungen einen Sturm beschwören kann, sollte ich währenddessen körperlicher Arbeit ausgesetzt sein.
Die Flamme in meiner Hand wurde immer größer, während die leichten Windstöße um mein stehendes Bein immer weiter abnahmen, sowie mein Gleichgewicht. Nun wieder komplett aus meinem Konzept versuchte ich wieder die Windstöße zu verstärken, doch dadurch verlor ich Kontrolle über die Flamme.
Mit einem Lichtball in meiner anderen Hand, einen Schwall Wasser über meinem Kopf schwebend und den Erdbrocken, dich mich umkreisten, war das ein ziemlich großes Problem.
Und bevor ich blinzeln konnte, eskalierte das Feuer in meiner Hand und streifte meine Haut, was bei mir eine Kurzschlussreaktion auslöste.
Das Wasser fiel auf die Flamme hinab und erfror. Der Eisklumpen landete auf mir und warf mich auf den Boden mitsamt den Erdbrocken, die alle auf mich hinabfielen.
Izoma betrachtete schweigend mein Missgeschick, bis ich mit dem Hinterm auf dem Boden saß und mir den Kopf rieb.
"Du besitzt das Eis?", fragte er.
"Ja. Hab ich erst letztens herausgefunden", antwortete ich und stand auf.
"Ungewöhnlich", murmelte er und trat auf mich zu.
"Ich habe bemerkt, dass dich etwas zurückhalt. Etwas, dass den natürlichen Fluss deiner Energie blockiert. Macht dir etwas sorgen?", wollte er wissen und streckte die Hand zu mir aus.
Nachdem er mir aufgeholfen hatte, sah ich ihn seufzend an.
"Warum zwingen wir einen Sturm herbei? Könnten wir nicht auch mit ihm harmonieren?"
"Feuer und Licht sind nicht zum harmonieren geschaffen", entgegnete er kühl.
"Aber wir können doch auch die anderen Elemente kontrollieren! Warum dann Licht und Feuer?"
"Unser Schwerpunkt liegt in ihnen. Du und ich haben den selben Weg gewählt. Den der Manipulation und Gewalt", widersprach er mir und sah mich durchdringlich an.
"Aber...ist das nicht irgendwie...böse?", versuchte ich zu formulieren.
"Was wäre das Böse ohne das Gute? Wir sprechen hier über Elemente und unseren Weg sie zu kontrollieren, nicht uns als Menschen. Licht und Feuer sind nunmal nicht dem Guten der Welt entsprungen, sondern dem Zerstörerischen. Wir haben keine andere Wahl, als sie so zu kontrollieren, aber es sagt nichts über uns selber aus", antwortete er in einer beruhigenden Stimme.
"Trotzdem macht es irgendwie keinen Sinn", murmelte ich.
"Was macht keinen Sinn?"
"Licht ist doch etwas Gutes. Ohne Licht gäbe es doch kein Leben, genauso wie ohne die anderen drei Creator. Warum ist es dann ein Exterminatore?", entgegnete ich irritiert von seinem gleichgültigen Blick.
"Weil Licht nie eigentlich als solches kontrolliert werden sollte"
Verdutzt schaute ich ihn an.
"Die Dunkelheit und das Licht sind so gut wie gleich. Das Bestehen und das Fehlen von Licht sind zwar zwei komplett verschiedene Dinge, doch im Sinne der Kontrolle komplett gleich. Ich kann es dir nicht so erklären, dass du es verstehst, aber sie sind gleichwertig und das Licht ist nunmal ein Exterminatore, genauso wie Dunkelheit. Ob du es willst oder nicht. Und jetzt wieder an die Arbeit"
Diese Antwort hatte mich jetzt zwar nur noch mehr verwirrt, doch es machte wohl keinen Unterschied mehr, ob ich es länger mit ihm ausdiskutierte oder nicht.

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