'08. Kapitel

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Amare, hör doch auf. Du brauchst doch niemanden außer mir.

Ich riss die Augen auf.
Das Stechen in meinem Hals war wieder aufgetaucht und meine Knie waren weich wie Butter.
Mein Verstand hatte schonwieder einen Aussetzer gemacht und mein Herz wollte nicht aufhören zu pochen.
Würde Ray mich nicht festhalten, wäre ich bestimmt umgekippt.
All die Geräusche drangen erst langsam wieder in mein Bewusstsein und mein Blick war auf meine Hände fixiert, damit ich nochmal im Kopf durchgehen konnte, was gerade alles passiert war.
Die Hände hatte ich auf Rays Schultern gelegt und mein Körper war an seinen gelehnt, während er zusätzlich die Arme um meine Taille geschlungen hatte.
"Amber? Was ist los?"
Ich hob den Blick und sah in Rays leicht errötetes Gesicht.
"Ich...äh..."
Mehr als ein Stottern konnte ich nicht herausbringen, während das Stechen in meinem Hals zunahm.
Er legte die Hand auf meine Wange.
"Ist es dir jetzt peinlich, oder was?", fragte er mit einem schiefen Grinsen im Gesicht.
"Was...?"
Ich trat einen Schritt zurück, woraufhin Ray mich überrascht losließ und ich taumelte nach hinten. Doch bevor ich auf den Boden knallen konnte, ergriff Ray meine Handgelenke und zog mich wieder zu sich.
"Du bist ja ganz blass? Geht's dir nicht gut?"
Auf diese Frage wusste ich irgendwie keine Antwort.
Ich wusste nicht, was gerade passiert war und was ich getan hatte.
Ich wusste nicht, was plötzlich wieder mit mir los war.
Ich wollte nur, dass diese Stimme aufhörte auf mich einzureden.

"Amber! Jetzt rede doch endlich mal mit mir! Was ist los? Du reagierst gar nicht", riss Ray mich aus meinen Gedanken und rüttelte mich leicht an der Schulter.
Völlig aufgelöst schaute ich zu Boden.
In mir fühlte es sich komplett leer an. Jegliches Gefühl, dass ich vorhin noch verspürt hatte, war weg. Als ob sie mir geraubt wurden.
"Bringst du...mich bitte nach Hause?", flüsterte ich nur noch.


Vor meinem Haus angekommen blieb Ray stehen und sah mich besorgt an.
"Geh sofort ins Bett. Du siehst gar nicht gut aus", sprach er und strich mir durch die Haare.
Ich nickte stumm und erstarrte, als er seine Lippen auf meine Stirn legte.
Noch einen Moment starrte ich ihm nach, bevor ich in mein Haus zurückkehrte.


Amare, du bist heute äußerst widerspenstig.

"Lass mich in Ruhe!", rief ich und presste die Hände auf die Ohren.
Mit der Bettdecke um mich geschlungen saß ich in meinem Bett.
Schlafen konnte ich nicht. Denn jedes Mal, dass ich einschlief, kehrten wieder die Träume zurück, die mich heimgesucht hatten, kurz nachdem ich hierhergekommem war.
Doch nun war diese Stimme auch noch da, die mich nicht mehr in Ruhe ließ.

Der Morgen graute, während ich aus dem Fenster starrte. Ich hatte kein Auge zugemacht. Und heute sollte die Aufnahmeprüfung stattfinden.
Doch so mies wie ich mich fühlte, fühlte ich mich kaum in der Lag dazu. Trotzdem verließ ich kurz darauf mein Haus und machte mich auf den Weg ins Schloss.

"Hör gut zu: Solange du dich in der Prüfung befindest, darfst du auf keinen Fall deine Mitstreiter verletzten, verstanden?", sprach Alaric und sah mich streng an.
"Ich habe Mitstreiter?", fragte ich verwirrt.
"Ein Sturmeskind ist nie alleine. Es ist immer von den vier umgeben, die dir als Gefährten schon vorbestimmt waren. Das solltest du wissen", antwortete er.
Ich nickte.
Wir befanden und in einem der unterirdischen Räume des Schlosses. Es gab hier keine Möbel, es war bloß ein kalter Raum mit ein paar Kerzenhaltern an den Wänden.
Die vier Mitglieder des Sturmesrates waren dort versammelt und ich kniete in der Mitte des Raumes.
"Bist du bereit? Was auch immer passiert, wir lassen dich nicht eher gehen, bevor du es geschafft hast", sprach Edian.
"Verstanden. Ich bin bereit"
Auf diese Aussage hin legte jeder von ihnen mir Mittel- und Zeigefinger auf den Kopf.
Ich spürte, wie mein Kopf immer heißer wurde, von der ständigen Energiezufuhr.
Langsam schwand mein Bewusstsein, während ich stocksteif knien blieb.

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