85. Kapitel

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Ich ließ mich noch eine Weile lang von dem aufgeregtem Jubeln der Frauen beglücken, bevor ich mich tief verbeugte und von der Bühne sprang. Mit einer Hand warf ich meine Haare über meine Schulter und zwinkerte den Frauen zu, neben den ich gesessen hatte.
Da ich noch den Kommentar des Mannes hören wollte, der mich auf die Bühne gezerrt hatte, ließ ich mich nochmal auf einen der Stühle fallen und wartete, bis er rauskam.

"Der Applaus ist groß für unsren kleinen King! Ein gewiefter Tänzer hat seinen ganz eigenen Charme!"
Kichernd kratzte ich mich am Nacken, als sich plötzlich mein Magen zusammenzog.
Das war ein schlechtes Zeichen.
Ein sehr, sehr, sehr schlechtes Zeichen.
"Wir sehen uns", verabschiedete ich mich von den Frauen und sprintete zum Nebeneingang, während es sich so anfühlte, als ob meine Haut sich vor meiner Brust zusammenziehen würde und sich über meinen Rücken spannte.

Ich lehnte mich schwer atmend an die Wand neben dem Hinterausgang und zog meine Lederjacke über meine Brust. Meine Arme, Beine und meine Brust zogen sich weiter zusammen, während meine Haare Stück für Stück länger wurden.
Es tat zwar nicht wirklich weh, trotzdem riss es mir den Boden unter den Füßen weg.
So fest ich konnte drückte ich meine Knie gegen meine Brust und wünschte mir, dass mein BH vom Himmel fallen würde. Denn mit einem, in der Mitte zerissenem T-Shirt und meinem weiblichen Körper, kam es mir nicht wirklich gelegen, so durch die Straßen im Freudenviertel zu gehen. Und die Lederjacke, die ich trug, passte niemals über meine Brüste. Also kauerte ich in der dunklen Gasse und überlegte, was zu tun war.
Sollte ich wieder reingehen? Halbnackt?
Nein, das wäre viel zu peinlich.

"Was machst du da?", fragte eine dunkle Stimme über mir.
Ich blickte hoch zu Erzan, der vor mir stand und mich fragend anblickte.
"Gott sei Dank, Erza", seufzte ich in meiner Erleichterung.
Er betrachtete mich eine Weile und schien erst nach ein paar Sekunden zu bemerken, dass mein Körper seine herkömmliche Form angenommen hatte.
"Was sitzt du hier rum?! Warum hast du nicht nach mir gerufen?!", platzte es dann aus ihm heraus, während sein Gesicht eine rötliche Färbung annahm.
"Woher sollte ich wissen, dass du hier warst?!", schnauzte ich zurück.

"Erzaaan? Wo bist du?!", rief eine Stimme, die immer näher zur Gasse kommen zu schien.
"Scheiße...", fluchte ich und versuchte mir irgendwas zu überlegen, damit ich nicht aufflog.
Denn diese Stimme war von einem der Schüler aus der Akademie.
"Warum suchen sie dich?!", flüsterte ich aufgebracht.
"Weil ich nach dir suchen wollte und bin dann eine Weile weggeblieben!"
"Super! Und was machen wir jetzt?!"

Erzan sah hektisch hin und her, während er krampfhaft versuchte, irgendeine Lösung zu finden.
Als das Rufen immer näher kam, verlor Erzan, der normalerweis immer so desinteressiert und ruhig war, komplett die Beherrschung.
Obwohl meine Knie alles waren, die meine entblößte Brust nicht komplett sichtbar machte, griff er mir unter die Achseln und zog mich blitzschnell auf die Beine.
Ich konnte gar nicht mehr reagieren, während er mich an sich drückte und mein Gesicht in seine Hand nahm.
Er schien einen Moment zu zögern, als er sich auf die Unterlippe biss und mir in die Augen schaute.
Dann konnte ich nur noch sein Lippenpiercing spüren, das sich gegen meine Lippen drückte.

Conn lachte los, als er uns sah.
"Erzan, deswegen warst du so lange weg!"
Er löste seine Lippen von meinen und schaute genervt zu Conn und ein paar anderen, die hinter ihm standen.
"Muss ich euch auch immer alles erzählen? Es war eine spontane Aktion!", entgegnete er und strich mit seiner Hand über meinen Rücken, während ich mich fester an ihn drückte.
"Dann viel Spaß euch beiden noch!", rief er uns zu, als er wieder einen Abgang machte.

So fest ich mich an Erzan gedrückt hatte, konnte ich sein wild klopfendes Herz durch seine Brust spüren, während er verlegen zur Seite sah und sich noch fester auf die Lippe biss.
Immerhin war es nur Erzans Hemd, das meine nackte Haut von seiner trennte.
"Zum Glück haben sie nichts gemerkt", stöhnte ich und löste mich von Erzan, um mich schnell mit meinen Armen zu bedecken.
"T-tut mit leid... Was Besseres ist mir wirklich nicht eingefallen", stotterte er fast zitternd und schaute weiterhin auf den Boden.
"Gib mir bitte deine Jacke", entgegnete ich und streckte die Hand zu ihm aus.
Schnell zog er seine Jacke aus, die zum Glück größer war als meine und legte sie mir um die Schultern.
"Jetzt dreh dich doch bitte um", befahl ich ihm, während er mich nur knallrot anstarrte.
"Ah... Natürlich", stotterte er und drehte mir so schnell wie möglich den Rücken zu.

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