60. Kapitel

74 7 2
                                    

Die Schule hatte seit zwei Tagen wieder begonnen. Zur Zeit war es Mittagspause und ich war auf dem Weg zum Aufenthaltsraum. Mein Team hatte sich dort schon versammelt und saß dort verdächtig um Ray herum. Sie schienen sich etwas anzuschauen.
Ich stand in der Tür und betrachtete skeptisch das Vorgehen.
"Was sollen das für welche sein? G-Cups?", lachte Blaine und zeigte auf irgendwas.
"Die ist mir zu braun. Sieht auch noch scheiße aus", entgegnete Ray.
Nur Erzan saß mit genervter Miene ihnen gegenüber und versuchte sich mit etwas anderem zu beschäftigen.
"Müsst ihr immer den Kram in die Schule mitnehmen?", fragte Ashton lachend.
"Was sollen wir den sonst machen?", fragten Ray und Blaine gleichzeitig.
Leise schlich ich mich zu ihnen und sah Ray über die Schulter. In den Händen hielt er ein Heft, das zahlreiche Frauen enthielt. Hauptsächlich unbekleidet.
Nun schienen sie die Damen nach ihrem Aussehen zu bewerten und sich darüber lustig zu machen.
Als es die Rede von einer Dame mit großer Oberweite kam, konnte ich meine Klappe nicht mehr halten.

"Die sehen viel besser aus als die anderen", protze Ray.
"Sind die nicht ein bisschen zu groß?", widersprach Ashton ihm.
"Je größer, desto besser", entgegnete er ihm.
"Man sieht doch total, dass die fake sind", gab ich meinen Senf dazu.
Erschrocken und mit roten Wangen sahen die drei zu mir und Ray schlug schlagartig das Heft zu.
"Was denn? Ich darf doch auch gucken", murmelte ich und stemmte die Ellebogen auf die Sofalehne.
Wortlos starrten sie mich an, worauf Erzan sagte: "Das habt ihr davon, wenn ihr so eine Scheiße in der Schule macht"
"Halt du doch die Fresse!", maulte Ray zurück.
"Ach, kommt Jungs. Ich weiß doch, dass ihr versaut seid", lachte ich.
Jetzt konnte ich sie alle erpressen. Das war ein Plus für mich.
Zufrieden pflanzte ich mich neben Ray hin und genoss ihr peinliches Schweigen für den Rest der Pause.

Im Elementartraining saßen wir um unseren Lehrer herum und hörten uns an, was er uns zu sagen hatte. Um die bevorstehenden Halbjahresprfüngen drehte es sich die ganze Zeit schon und jetzt durften wir dafür trainieren.
"Und jetzt sucht euch einen Partner, damit ihr anfangen könnt!", befahl er uns.
Erzan kam zu mir gelaufen und blickte mich fragend an. Ich nickte ihm zu und stellte mich ihm gegenüber.
Die Hände hielten wir vor uns hin und drückten sie aufeinander. Das Ziel war es, die Energie, mit der des anderen zu verbinden und sichtbar zu machen. Sie würde sich dann in den jeweiligen Farben um uns herum preisgeben. Wenn wir es schafften.

Ich schloss ein Auge und öffnete es wieder, um Erzan roten Umriss zu erkennen. Meine Hand leuchtete auf und ich ließ meine Energie in Erzan fließen. Er tat es mir nach und das Leuchten trat aus den Umrissen.
Ich öffnete mein anderes Auge wieder und sah wie ein roter Schimmer Erzan umringte. Es bewegte sich langsam umher und wurde immer mehr.
"Und jetzt?", fragte ich den Lehrer.
"Jetzt manifestieren", antwortete er. Ich schloss erneut die Augen und konzentrierte mich auf Erzans Energiefluss.
Erzans Feuer leuchtete schlagartig um ihn auf und mein Licht erhellte den Raum in einem violettem Licht. Staunend betrachteten meine Mitschüler das Lichspektakel und hielten bei ihren Übungen inne.
"Das nenne ich ein Energieauschuss!", lachte der Lehrer und klopfte mir auf die Schulter.
"Nehmt euch ein Beispiel dran!", rief er den anderen zu und wand sich von uns ab.
Mit einem triumphierendem Lächeln sah ich zu Ray und Blaine über, wo Ray mich beleidigt anstarrte.
"Ich freue mich schon drauf gegen dich anzutreten", sagte Erzan und schmunzelte.
"Wir werden ja sehen, ob du dich danach noch freust", scherzte ich.

Bei meinem Meister im Büro überflog ich einen Text, der in der alten Sprache von Fulgur-Patriae geschrieben war, die ich auch lesen konnte. Mein Meister hatte sie mir vorgelegt, um die Grenzen meiner Sprachkentnisse zu prüfen.
"Verstehst du alles?", fragte er. Ich nickte und legte den Text auf den Tisch.
"Dann gebe ich dir die anderen und dann kannst du sie mir übersetzen", sagte er und knallte ein altes und abgenutztes Buch auf den Tisch.
"Ja, Meister", seufzte ich.
Ich ergriff das Buch und steckte es in meine Tasche. Dann verließ ich das Büro, nachdem ich mich verabschiedet hatte.

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt