12. Kapitel

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Meine Tante saß am Küchentisch und blätterte in einem Prospekt. Ich saß ihr gegenüber und sah aus dem Fenster, als sich die Tür öffnete. Mein Onkel kam in die Küche. "Und? Haben sie was rausgefunden?", fragte meine Tante.
"Die Polizei hat immernoch keine Spuren gefunden", antwortete mein Onkel. "Sie ist einfach spurlos verschwunden"
"Vielleicht ist es auch besser so. Sie wäre bei uns bestimmt völlig durchgedreht", sagte meine Tante.
Ich wollte ihr sagen, dass ich ihr doch genau gegenübersaß, doch aus meinem Mund kamen keine Wörter.
"Ja, du hast Recht", sagte mein Onkel gelassen, "Es ist für uns alle besser wenn Amber nicht mehr da ist..." Entsetzt starrte ich die beiden an. Plötzlich wurde alles um uns schwarz und ich hörte immernoch wie mein Onkel sagte: "Es ist besser, wenn sie nicht mehr da ist"
Ich hielt mir die Ohren zu und fiel auf die Knie. Sie wollten mich also wirklich nicht? Warum? Was habe ich getan? Allein kniete ich mitten im Nichts und die Dunkelheit um mich herum hüllte mich ein. Ich schrie und schrie, doch niemand wollte mich hören.

Mein Wecker klingelte.
Ich hasste alles und jeden, als ich nach dem Wecker tastete, um ihn gegen die Wand zu werfen. Nachdem ich den Wecker endlich ausgestellt hatte, quälte ich mich mühsam aus den Bett.
Heute war mein erster Schultag und ich hatte jetzt schon null Bock drauf.
Das frühe Aufstehen war für mich schon immer die Hölle gewesen. Ich trottete langsam ins Bad und machte mich fertig. Ich trug eigentlich immer das Gleiche. Ein T-shirt mit einem Kapuzenpulli drüber, eine Jeans oder eine andere Hose und ein paar leichte Schuhe. Heute war mein Pulli grau und meine Jeans waren zerissen. Es war Schulpflicht, mindestens ein Kleidungsstück zu tragen, das die Farbe des jeweiligen orientierten Elements hatte.
Feuer war rot, Wasser blau, Luft gelb, Erde grün und Licht lila. Da ich aus fünf verschieden Farben wählen durfte, entschied ich mich für die lilanen Chucks. Oder, sie sahen eher wie Chucks aus.
Dann ging ich in die Küche und zwang mich ein Süßgebäck zu essen, das ich am Tag davor gekauft hatte.
Wieder trottete ich ins Bad um mir die Zähne zu putzen und mich zu schminken.
Als ich mir meine Spachtelmasse auftrug, klingelte es. Ich verrieb schnell die letzten Stellen und tappte die Treppe runter. Vor der Tür stand Keira mit einer schwarzen Lederjacke und einem roten Rüschenrock. Die braunen Stiefel und ähnliche Strümpfe trug sie auch heute. "Komm kurz rein", rief ich ihr zu, da ich schon wieder in der Küche war.
"Guten Morgen!", rief sie mir gut gelaunt zurück und trat ein. Ich trank noch den letzten Schluck von meinem Saft, der ein wenig nach Orangen und Birnen schmeckte, warf mir meinen Ranzen über die Schulter und zückte die Schlüssel. "Ok, jetzt können wir los", sagte ich.
Ich schloss meine Haustür ab und ging mit Keira zusammen zur Kutschenhaltestelle.
"Warum fahren denn keine Busse oder Autos?", fragte ich sie.
"Das Kutschenfahren ist Tradition und wir möchten die Umwelt nicht mit den Abgasen beschädigen. Natürlich hat die Stadt für Notfälle ein paar Fahrzeuge bereit, aber wir bevorzugen es sauber zu reisen.", sagte sie lächelnd.
'Aha, also alles Öko-Freaks hier', dachte ich mir.
Dann bog die Kutsche schon um die Ecke, dessen Wagen ziemlich groß war und kein Dach hatte. Es ähnelte einem Anhänger.
Wir stiegen ein und setzten uns nebeneinander.
"Achso, Amber"
"Ja?"
"Du musst bevor du zum Unterricht kannst, nochmal zur obersten Vertreterin vom Fulgur-Patriae"
"Hä? Warum das?"
"Sie will mit die reden", sagte sie aufgeregt. Sie ergriff meine Hände und sagte aufgeregt: "Das ist doch total cool! Die Vertreter bestellen fast nie Schüler zu sich!"
"Echt? Naja, wenn's so is'..."

Wir hielten auf dem riesigen Festplatz vor dem Schloss an und stiegen aus. Ich musste erstmal staunen. Dieses Schloss war echt riesig. Es hatte nebenan jeweils noch zwei große Nebengebäude, in denen der normale Sachunterticht abgehalten wurde. In dem Schloss wurden nur Elementar-Lehrgänge abgehalten. Und in den fünf großen Türmen die von dem Schloss emporragten, hatten jeweils die Vertreter von jedem Land in Continent Tempestas ihren Sitz. Doch nur die Schüler der Oberphase wurden in den Nebengebäuden und dem Schloss unterrichtet. Die anderen unteren Phasen hatten in anderen Gebäuden ihren Unterricht.
Wir brauchten gute 10 Minuten um den Platz zu überqueren und zu den Stufen, die hoch zu dem Eingangstor des Schlosses führten, zu gelangen.
"Ich halte dir später einen Platz im Klassenzimmer frei, Amber!", sagte Keira aufgeregt, "Viel Glück bei deinem Gespräch!"
Sie rannte dann schnell davon, um nicht zu spät zu kommen. Während sie rannte, drehte sie sich zu mir um und winkte mir. Ich winkte ihr zurück.
Es war nicht so eine gute Idee von ihr gewesen das zu tun, da sie beim Rückwärtsrennen stolperte und fiel. Schnell rappelte sie sich jedoch wieder auf und rannte weiter. Ein wenig unsicher drückte ich dann an einem der Torflügel.
Die Tore öffneten sich auf einmal von selbst und ich zuckte erschrocken zusammen.
Das Innere des Schlosses nahm mir fast den Atem.
Überall waren Kronleuchter, ein gekachelter Boden, kunstvolle Ornamente und Gemälde an den Wänden und am Ende der Eingangshalle fünf große Wendeltreppen. Eine Art Rezeptionistin fragte mich nach meinem Anlass. Ich erklärte ihr, dass ich eine Gespräch mit der Obersten vom Fulgur-Patriae hatte und sie erklärte mir den Weg. Er war simpel. Einfach nur die ganze Zeit die Wendeltreppe in der Mitte hochlaufen, bis ich am obersten Zimmer angelangt war.
Eine Weile später stand ich völlig erschöpft und außer Atem vor einer kunstvoll bearbeiteten Tür, auf der ein Wappem abgebildet war. In erster Linie waren einfach nur Blitze auf dem Wappen und dem Rest der Tür zu sehen. Ich klopfte an und ein 'herein!' ertönte hinter der Tür. Ich öffnete sie und trat ein. Ich stand in einem großen Zimmer mit riesigen Fenstern, einer spitz zulaufender Decke, und einem großen Schreibtisch in einer Ecke. Der Boden war mit Mamor ausgelegt und viele Fahnen und Wappen hingen an den Wänden. Im hinterem Teil des Raumes, führte eine Treppe zu einer Art hölzernem Thron und die Wand dahinter bestand komplett aus Glas. Eine junge Frau, ungefähr 30, saß hinter dem Schreibtisch in einem großen schwarzem Sessel. Sie sah fast genau wie der Vize-Vertreter aus. Die selben Haare, die selbe Kleidung und sehr ähnliche Gesichtszüge. Ein Unterschied war, dass sie ihren Zopf geflochten hatte und eine Brille trug. Als sie mich sah, nahm sie ihre Brille ab und begrüßte mich lächelnd. Ich verbeugte mich ein wenig, da mir gesagt wurde, dass man so einen Vertreter begrüßt und setzte mich ihr gegenüber hin. Sie gab mir ihr Hand und stellte sich vor: "Endlich lernen wir uns kennen! Ich bin Seiza Motrem die oberste Vertreterin in Fulgur-Patriae."
Also waren sie doch verwandt. Ein wenig verwirrt über den totalen Charakterunterschied, lächelte ich sie an und stellte mich auch vor.
"Wie schön endlich mal so ein Sturmeskind kennenzulernen. Tut mir leid über die harten Umstände. Aber ich bin mir sich du schaffst das."
"Meint ihr die Sache, mit den Stoff den ich in drei Wochen nachholen muss?"
Sie lachte laut: "Für den die anderen 8 Jahre Zeit hatten? Genau den! Tja, tut mir leid, so habe ich das halt für dich entschieden."
"Achso... Und warum wollten sie jetzt mit mir sprechen?"
"Ich wollte mich noch mal über deine Wahlkurse vergewissern", sie legte mir einen Zettel mit den verschiedenen Wahlkursen hin, "Schau mal was dir gegällt. Du hast dir ja bestimmt schon Gedanken gemacht."
Ich schaute drüber:
'Traditionelle Tänze,
Theater,
Chor,
Blasorchester,
Seitenorchester,
Usw. ...'
Es war, abgesehen von ein paar Kursen, eigentlich ziemlich ähnlich zu unseren. Es waren ein paar Sachen dabei, wo ich nicht wusste was sie genau bedeuteten. Wahrscheinlich irgendwelche Sportarten.
"Also, du nimmst schonmal traditionelle Tänze! Du bist ein Sturmeskind und kannst bestimmt gut tanzen. So ein Talent sollte nicht vergeudet werden! Immerhin ist das Kontrollieren eines Elements immer toll anzusehen!"
Achso, dann wurden ja schon wieder für mich Entscheidungen getroffen. Ja, es ist ja auch egal was ich darüber denke! Es sind ja nur WAHLkurse.
"Vielleicht solltest du dir noch einen Kurs aussuchen. Den darfst du dann auch selbst wählen", sagte sie glücklich.
Ich überlegte kurz.
"Ich möchte in die Theatergruppe...", murmelte ich. Schauspielern hatte mir schon immer Spaß gemacht, aber da ich in meiner alten Schule immer Orchesterprobe hatte, passte das zeitlich nie.
Hier gab es bestimmt ganz verschiedene Noten und Instrumente, also wagte ich es nicht ins Orchester zu gehen.
"Alles klar...", sie schrieb mir etwas auf und gab mir dann meinen neuen Stundenplan.
"Ich hab eine Frage, wenn sie erlauben", wagte ich mich zu sagen.
Gespannt sah sie mich an.
"Aber klar doch. Schieß los!"
"Sind sie und, äh... der Vize-Vertreter verwandt?"
Sie brach in schallendes Gelächter aus und sagte, während sie sich eine Träne wegwischte: "Du meinst Donnie? Ja, wir sind Zwillinge. Doch wir sind totale Gegensätze findest du nicht?!" Wieder lachte sie lauthals los. Ich spürte, dass wir auf einer Wellenlänge waren und musste auch lachen.
Nachdem wir uns beruhigt hatten, fragte ich sie wieder: "Sie wollten doch bestimmt mit mir noch etwas anderes besprechen, oder? Die Wahlkurse sind ja nicht allzu wichtig."
"Ja, da haste Recht. Dir ist wirklich klar, wie du deinen neuen Mitschülern deine Vergangenheit verklickern sollst?"
Ich nickte: "Wer weiß denn noch alles von mir bescheid?"
"Keira, Lady Aquaren, die obersten und Vize-Vertreter, Narzia und ein paar Lehrer. Und dein neues Team natürlich!"
"Mein neues Team? Ich krieg mein eigenes? Ich dachte ich müsste erst den ganzen Stoff nachholen"
"Aber natürlich! Dein Team ist dank dir gaaanz besonders. Normalerweise sind die 4er Teams in Geschlechter aufgeteilt, da die Energie von Leuten mit dem selben Geschlecht besser harmoniert. Immerhin geht ein Team ja zusammen auf Missionen und übernimmt Aufträge. Da muss die Energie des Teams harmonieren um ans Ziel zu kommen. Doch bei dir ist das ganz egal! Da du dich ja sowieso mit allen Elementen verbinden kannst, ist es total irrelevant ob du mit Mädchen oder Jungs in einem Team bist. Und ihr seid das erste 5er Team seit langem. Seitdem es so wenige Licht-orientierte gibt, hat man die Anzahl auf vier Leute beschränkt, die jeweils ein Element vertreten. Dein Team wurde vor kurzem aus den besten Abschlussschülern zusammengesetzt und besteht aus vier Jungs. Hier habe ich auch ihre Namen: Der Erste-"
Es klopfte an der Tür.
"Ach, da sind sie ja schon. Herein!"
Die Tür öffnete sich und vier Jungs traten ein. Ich weitete mein Auge und musste realisieren, dass ich die vier kannte.
Es waren die Jungs, die mich gerettet hatten.
"Also, der Erste", sie zeigte auf den Schwarzhaarigen, "heißt Erzan Theisc und ist momentaner Anführer der Truppe." Erzan hatte lange Haare, die er im Nacken zu einem Zopf gebunden hatte und hatte ein Ponny, das überall auf seiner Stirn und vor seinen Augen in vielen Strähnen verteilt war. Er hatte strenge rot-braune Augen und ein Piercing in der Lippe. Er trug eine schwarze Lederjacke über einem rotem T-shirt, das hinten länger als vorne war.
An den Beine trug er eine weite braune Hose mit vielen Seckeln und feste schwarze Schuhe.
"Der Zweite ist Ashton Darcing und der Heiler in der Truppe" Sie meinte den Jungen mit den kastanienbraunen Haaren die in alle möglichen Richtingen abstanden. Er hatte eine lange hellblaue Jacke an, der Gürtel der Jacke, hatte er locker über seine Hüften festgemacht. Unter der Jacke ein weißes Oberteil, dessen linke Seite über die rechte geknöpft war. Ähnlich wie bei Lady Aquaren. Seine dunkelblaue Jeans trug er mit braunen Stiefeln. Seine kristallblauen Augen beäugten skeptisch meinen Augenverband.
"Der Dritte ist Blaine Raisem."
Blaine hatte, im gegensatz zu den anderen, seine goldblonden Haare ein wenig kürzer als die anderen und ein Ponny das seitlich und etwas abstehend über seiner Stirn hing. Seine schönen dunkelbraunen Augen sahen mich ziemlich hochnäsig an.
Ein Hemd trug er, dass quer über der Brust in zwei Farben getrennt war. Die rechte Seite war gelb und der Ärmel war sehr weit, ähnlich wie bei einem Gewand. Die linke Seite war orange und der linke Ärmel lag eng am Arm an. Eine hellbraune Hose und dunkelbraune feste Schuhe, zierten seine Beine. Ich vermutete, dass er ein ziemlicher Frauenheld war oder dass die Mädchen andauernd hinter ihm her waren.
"Und der Vierte ist Ray Adkins"
Ray's Rotschopf hatte einen ungewöhnlichen Schnitt. Es ähnelte einem Bob, der nach hinten hin kürzer wurde, sodass sein Nacken entblösste war. Vorne waren sie fast Schulterlang. Ein strähniges Ponny, das seine Stirn völlig bedeckte, gab grade noch freien Blick auf seine stechend grünen Augen.
Er trug eine dünne dunkelgrüne, ärmellose Weste die an den Seiten und Rändern gold bestickt war. Unter der Weste ein weißes Tanktop. Seine Hose sah wie die aus, die ich in den vielen Kleidungläden in der Terra-Abteilung gesehen hatte. Sie war dunkelbraun und so lang wie eine 3/4-Hose. Vielleich auch länger, jedoch waren seine Waden mit eng anliegenden Bandagen verbunden. Feste Schuhe in einem dunkelen braun trug er. Außerdem ein paar lederner Fäustlinge mit weiteren Bandagen darunter.
Es war schon ein bunter Haufen und ich schien fast gar nicht reinzupassen. Immerhin waren alle mindestens einen halben Kopf größer als ich.
Die oberste Vertreterin trat hinter mich und legte mir die Hände auf die Schultern.
"Also, Jungs! Ihr wisst bescheid. Die Kleine hatt's nicht leicht hier. Ich will, dass ihr sie unterstützt und ihr helft wenn sie Hilfe braucht. Amber ist ein Mädchen und noch nicht ausgebildet, also seid nett zu ihr! Keine Drangsaleien, keine Prügel und kein Hänseln! Ich vertraue auf euch, dass ihr gut auf sie Acht gebt"
Die vier verbeugten sich und sahen mich anschließlich an. Ich drehte mich zu der Obersten um und sie sagte: "Nun geh Amber, du musst ja noch in den Unterricht"
Etwas unsicher lief ich auf die Jungs zu. Sie liefen zur Tür und ich ihnen nach.
"Viel Glück, Amber!", rief mir die Oberste noch nach.
Warum wünschte mir jeder Glück?
"Der Zwerg soll ein Sturmeskind sein?", kam es dann sofort von Ray der nicht sehr glücklich schien.
"Also Ray! Sei doch nicht so fies!", schimpfte Ashton mit Ray.
"Tz, wäre sie doch wenigstens hübsch...", murmelte Blaine.
Autsch, der hat gesessen. Ich war zwar nicht die hübscheste, aber hässlich war ich jetzt nun mal auch nicht. Für mein Gesicht konnte ich eben nicht sehr viel, ich sah halt mehr wie mein Vater aus. Im gegensatz zu meiner Schwester, die eher wie meine Mutter aussah.
Ein kurzer Stich durchbohrte mein Herz, wenn ich über meine Familie nachdachte.
"Blaine! Jetzt du nicht auch noch!"
Inzwischen waren wir wieder in der Eingangshalle des Schlosses angelangt und machten uns auf den Weg zum benachbarten Gebäude um dort am Unterricht teilzunehmen.
"Jetzt seid doch mal leise! Was kann sie denn dafür, dass sie auf einmal hier auftaucht?"
"Sich von diesen Kerlen mitnehemn lassen, dann müssten wir jetzt nicht ihren Babysitter spielen!", entgegnete Ray Ashton, die sich jetzt über mein Dasein unterhielten. Blaine stimmte Ray zu. Sie ließen mich deutlich spüren, dass ich bei ihnen unerwünscht war.
Ich konnte alle vier jetzt schon kategorisieren.
Ashton war der Anständige.
Ray der provokante Typ der immer nach Streit suchte.
Blaine der Hochnäsige, der von sich selbst ziemlich überzeugt war.
Und Erzan interessierte das alles gar nicht und hielt sich aus allem lieber raus.
Dann standen wir vor der Tür zum Klassenzimmer.
Erzan klopfte an und betrat den Raum. Es war jedoch kein normaler Klassenraum, sondern ein Hörsaal mit sechs Reihen die in der Mitte mit einer Treppe getrennt war. Unten stand der Lehrer auf einem kleinem Podest mit einem Pult und einer großen weißen Tafel hinter ihm.
Nach meinen Informationen hatten wir jetzt das Fach 'Omnia', so hieß die Sprache in der die Leute hier reden und schreiben. Es war wie Englisch bei uns. Jeder lernte es, obwohl es in den benachbarten Länder die Landessprachen gab.
Der Lehrer, Herr Quartel, war schon total aus den Häuschen. Er hatte eine grüne, ja grüne, Sturmfrisur, trug eine Brille, ein weißes Hemd mit einer grauen Lehrerweste und einer schwarzen Hose.
"Du bist ja das neue Sturmeskind, nicht wahr?
Stell dich doch mal der Klasse vor!" Man merkte total, dass er noch aufgeregter war als ich.
Es war das erste Mal, dass ich sowas tat, da ich noch nie spontan die Schule gewechselt hatte.
Ich trat ein wenig vor und fing dann nach den ermutigenden Blicken von Herr Quartel an zu reden:
"Ja, ich heiße Amber Kingston, bin 14 Jahre alt und komme von den Kijoja-Inseln."
Herr Quartel schien ein wenig enttäuscht, da ich es so knapp gemacht hatte.
"Hat noch jemand Fragen?", fragte er die Klasse.
Seit wann wurden denn bitte fragen gestellt? Aber wenn's hier halt so war.
Ein Mädchen meldete sich: "Warum bist du denn so spät erst auf die Schule gekommen?"
"Ich habe erst vor kurzer Zeit herausgefunden, dass ich ein Sturmeskind bin", antwortete ich wieder knapp. Es war mir unangenhem hier rumzustehen und von allen beobachtet zu werden.
Ein Junge mit einem Sidecut meldete sich: "Bist du ein Junge oder ein Mädchen?", fragte er frech.
Ich schenkte ihm einen meiner besten Todesblicke, die ich durch meine blasse Haut und dunklen Augenringen besonders gut hinbekam.
"Ein Mädchen. Es ist mir aber egal, als was du mich siehst", entgegnete ich ihm.
Der Lehrer forderte den Jungen auf, nach der Stunde mit ihm ein Gespräch zu führen.
Endlich durfte ich mich auch meinen Platz setzen. Keira winkte mir schon energisch zu und zeigte auf den freien Platz neber ihr. Zum Glück saß ich auch neber Ashton. Mein Team war in einer Reihe nebeneinander angeordnet. Soweit ich wusste hatte Keira kein Team, das sie keinen Ritter-Weg folgte.
Dann fuhr Herr Quartel mit dem Unterricht fort.
Es war gar nicht so schwer. Es kam mir wie Deutsch vor und da es meine Muttersprache war und ich sowieso immer gut in Deutsch war, konnte ich alles was wir besprachen verstehen.

Dies war schon die zweite Stunde gewesen und die Schüler hatten alle zwei Stunden eine Pause. Wir waren auf dem Weg zu den Aufenthalträumen, die extra für die Schüler errichtet wurden. Ich folgte meinem Team und hörte ihnen zu, wie sie wieder über meinen Kopf über mich sprachen.
Da ich meist sehr zurückhaltend war, wenn ich neue Leute kennenlernte, ließ ich es erstmal über mich ergehen. Nach einer Weile konnte ich es nicht mehr hören und sagte: "Irgedwie bin ich auch noch da, ne? Ihr könnt ruhig mit mir über eure Probleme mit mir reden"
Ray schaute bittrböse auf mich herab.
"Mich mit jemandem wie dir zu unterhalten ist doch eine Schande. Sie dich doch mal an! Keine Ausbildung, unbekannte Herkunft! Und du sollst ein Sturmeskind sein. Und absolut keine Weiblichkeit!", gab er empört von sich. Wir waren etwas weiter hinter den anderen, da Ray stehen geblieben ist.
"Nur weil ich nicht deinen Vorstellungen entspreche, macht mich dass nicht weniger einen Mensch als dich. Das ist ziemlich intolernat, findest du nicht?"
"Wenn das ein ungebildetes Mannsweib zu mir sagt, kann ich das nicht wirklich ernst nehmen", entgegnete er. Langsam reichte es mir. Ich ließ mir viel gefallen aber sowas nicht.
"Ich muss sagen, deine Femininität und dein Verhalten gleicht dem eines pubertierendem, eingebildetem Mädchens", sagte ich in voller Vorfreude auf seine Reaktion. So hatte mich noch nie jemand behandelt, da die meisten ihren Respekt vor mir hatten. Ray schien mir ein Hitzkopf zu sein, es machte bestimmt ein wenig Spaß ihn zu ärgern. Doch auf seine Reaktion war ich nicht ganz vorbereitet.
Er packte mich am Kragen und stieß mich gegen die Wand. Mit dem Rücken an der Wand, hob er mich hoch, sodass meine Füße sich nicht mehr auf den Boden befanden. Er hatte mich immernoch am Kragen gepackt und drückte mich immer fester an die Wand.
"Was hast du gerade gesagt?", flüsterte er in seiner Wut.
"Hast du mich akkustisch etwa nicht verstanden?", fragte ich mit einem schelmischem Grinsen.
Ich hatte keine Angst davor verprügelt zu werden. Was ich durchgemacht habe, oder bessergesagt immernoch durchmache, war viel schmerzhafter, als eine Tracht prügel. Außerdem hatte ich die Oberste auf meiner Seite.
Ray knirschte mit den Zähnen. Er war verdammt wütend. Warum war mir unklar, wenn er sich als was Besseres bezeichnet und mich als ein ungebildetes Mannsweib, ist es doch klar, dass ich mir das nicht einfach so gefallen lassen würde.
Er holte mit seiner rechten, zur Faust geballten Hand aus und wollte sie gerade auf mich zuschnellen lassen, als Ashton ihm am Handgelenk packte und ihn anschrie: "Ray! Lass den Scheiß!"

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt