'02. Kapitel

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Nicht wissend was ich sagen sollte, stand ich auf und drehte ihm den Rücken zu, damit er mich nicht sehen konnte.
Lyndon legte den Kopf zur Seite, schloss die Augen und schien kurz darauf wieder fest zu schlafen. Seufzend sah ich der Sonne zu, wie sie langsam immer höher in den Horizont aufstieg.
Wie peinlich war das denn schonwieder?
Nun konnte ich jedoch nur froh sein, dass mein Körper zwar noch etwas träge war, aber trotzdem vollkommen funktionstüchtig.
Ich streckte die Hand zur Sonne aus, sodass es von meinem Blickwinkel so aussah, als hätte ich sie in der Hand.
Wie es Zen wohl ging, jetzt da ich plötzlich weg war?

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"Ein weißhaariger Junge?", fragte der Vize-Vetreter nochmal nach.
Ranar nickte mit einem düsteren Blick im Gesicht.
"Wenn er sie mit solch einem Einsatz hier rausgeholt hat, dann ist sie wohl in Sicherheit", sprach der Vize-Vetreter und fuhr sich durch die Haare.
Zen sah schweigend zu Boden.
"Verstehen sie mich jetzt nicht falsch, aber diese Entführung kann ich nicht unbestraft lassen", sprach er weiter und sah Ranar finster an.
"Aber bitte Herr Motrem, bevor sie das tun, denke ich, dass meine Söhne und ich noch etwas zu besprechen haben", entgegnete Livera und warf ihm einen bittenden Blick zu.
Seufzend sah er zu Zen, der immernoch schweigend zu Boden blickte.
"Gut, ich warte draußen"

Die Tür schloss sich und Livera sah ihre beiden Söhne traurig an.
"Zen, du weißt doch bestimmt, warum Ranar das gemacht hat?", fragt sie.
Zen nickt leicht und sah zu ihr auf.
"Und Ranar, du weißt, dass-"
"Es war seine Schuld!", unterbrach er sie aufgebracht.
"Hättest du uns nicht einfach stehen gelassen, hätte ich das nicht machen müssen, damit du endlich mal wiederkommst!", schnauzte Ranar seinen Bruder an, der ihn nur kalt ansah.
"Du verstehst wohl immernoch nicht, dass ich nicht so wie du weiterleben will", erwiderte Zen monoton.
Ranar biss die Zähne aufeinander, während er krampfhaft versuchte seine Wut zu unterdrücken.
"Du kannst unsere Familie doch nicht einfach so wegwerfen! Du bist eine einzige Schande für uns!", brüllte Ranar zurück.
"Was aus uns geworden ist, ist doch an sich bereits eine Schande. Mir war alles lieber als mit den Redemptio länger verbündent zu sein", zischte Zen.
"Ranar"
Er sah zu seiner Mutter.
"Zen hat Recht. Wir sind wirklich nicht mehr das, was wir mal waren. Ich würde es dir nicht übel nehmen, wenn du ebenfalls gehen würdest", sprach Livera mit ernsten Blick.
"Was-", stotterte Ranar, als er unterbrochen wurde.
"Hier gibt es doch wirklich nichts mehr für dich. Du bist noch so jung, du solltest wirklich über eine andere Zukunft nachdenken"


"Gut, wir werden gleich aufbrechen. Und sie sind sich wirklich sicher, dass sie nicht mitwollen?", fragte der Vize-Vetreter.
"Nein, ich bleibe vorerst hier", entgegnete Livera mit einem sanften Lächeln.
Ranar verschränkte die Arme vor der Brust, während er den Blick gesenkt hielt.
"Gut, dann brechen wir auf", entgegnete er und sah zu Zen, der schweigend auf den Boden sah.

"Jetzt geht doch nicht einfach, ohne euch richtig zu verabschieden!", protestierte Livera und drückte ihre beiden Söhne an sich.
"Passt gut aufeinander auf, ja?", murmelte sie und sah die beiden abwechselnd ernst an.
Sie nickten wortlos.

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Lyndon gähnte laut und streckte sich.
Ein paar hundert Meter entfernt befand sich eine Kleinstadt. Die Erste, die wir hier draußen fanden. Zwar waren wir noch nicht allzu lange unterwegs, jedoch drohte Lyndon jeden Moment umzukippen, da er anscheinend kaum geschlafen hatte.
Was wahrscheinlich an meiner Schlafposition gelegen hatte.
Der Scham war mir noch deutlich ins Gesicht geschrieben, weshalb ich ein paar Meter vor ihm lief.
"Endlich! Ich bin so hungrig!", rief Lyndon und schloss zu mir auf.
"Hast du überhaupt Geld dabei?", entgegnete ich.
"Natürlich. Mit Geld kann man meistens mehr erreichen, als mit Gewalt, findest du nicht auch? Und wenn es nur ein warmes Mittagessen ist", antwortete er grinsend.
"Dann bin ich ja erleichtert", murmelte ich schmunzelnd und beschleunigte meine Schritte.

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt