'22. Kapitel

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Ein weiterer Tag verging und ich saß erneut am Nachmittag in meinem neuen Arbeitszimmer. Noch hatte ich keine Arbeit hier zu erledigen, da ich noch kein öffentliches Mitglied des Sturmesrates war, trotzdem wurde mir empfohlen am Nachmittag hier zu bleiben, damit man mich hier antreffen konnte.
Als ich mit der Schreibfeder, die ich zuvor aus der speziell angefertigten Halterung herausgenommen hatte, auf ein paar leeren Blättern herumkritzelte, klopfte es an der Tür. Mit dem halben Oberkörper lag ich auf der Schreibtischplatte und bemerkte erst kurz darauf, dass ich die Leute hineinbitten musste.
"Ja?"
Tabitha öffnete die Tür und trat lächelnd hinein.
"Ich habe dir ein paar Dokumente gebracht. Du kannst sie als Übung mal bearbeiten, sie ähneln dem, was du bald machen wirst"
Sie reichte mir das Heft, in dem sich die Dokumente befanden. Ich blätterte kurz durch, bevor ich sie fragte:
"Woher hast du die denn?"
"Die habe ich selber zusammengestellt, damit du dich schonmal dran gewöhnen kannst", antwortete sie.
Überrascht wechselte ich den Blick zwischen den Dokumenten und Tabitha.
"Das ist...wirklich lieb", murmelte ich.
Ich war äußerst gerührt von ihrer Fürsorge und bedankte mich abermals bei ihr.
"Ich habe die Person aus der Akte herbestellt, die du mir genannt hast. Da es ja dein Angestellter ist, musst du erst selber mit ihm reden und einstellen", sie reichte mir einen weiteren Hefter, "Schau bitte, dass die Kriterien und Vorraussetzungen für diesen Posten übereinstimmen"
"Alles klar, vielen Dank"
"Darf ich wieder gehen?", fragte sie, nachdem ich mich für eine Weile in den Hefter vertieft hatte.
"Achso, ja, natürlich", stotterte ich und kratzte mich am Hinterkopf.
Sie verließ das Zimmer wieder und ich drehte mich zum Fenster, während ich weiter durch den Hefter blätterte.

Ein zögerliches Klopfen drang durch das Zimmer.
"Ja?"
Die Tür knarrte ein wenig, als sie geöffnet wurde.
"Du wolltest mit mir reden?"
Ich sah immernoch aus dem Fenster und deutete mit der Hand, dass er vor den Schreibtisch treten sollte.
"Ich...ähm...", sein Stottern war leise und er schien eingeschüchtert.
Grinsend drehte ich mich zu Lyndon um, der mit den Händen ringte.
"Eigentlich hättest du nicht kommen brauchen, aber das ist wohl Pflicht", begann ich zu reden und blätterte durch seine Akte.
"Also, schauen wir mal...", murmelte ich und laß mir die Akte durch.
"Alle Vorraussetzungen sind erfüllt und sonst habe ich nichts auszusetzen", entgegnete ich kurz darauf und klappte den Hefter wieder zu, um ihn auf die Tischplatte zu legen.
"Bedeutet das also, dass...?"
Ich nickte und lehnte mich in dem Sessel zurück.
Er blickte auf den Boden, als würden Schuldgefühle ihn plagen.
"Du musst das nicht für mich machen. Es liegt an mir, mein Leben hier auf die Reihe zu bekommen...", sprach er leise.
Seufzend stemmte ich einen Ellenbogen auf die Armlehne und legte das Kinn auf meinen Handrücken.
"Es gibt zwei Vorraussetzungen für die Stelle. Die erste wäre ein erfolgreich angenommener Rittertitel und die zweite das absolute Vertrauen des jeweiligen Sturmesmeisters. Da keiner von denen, die ich sonst in Betracht gezogen hätte, allen Vorraussetzungen entsprechen, bleibst du übrig. Außerdem habe ich dir versprochen, dass ich dir helfen würde, oder?", erwiderte ich und sah ihn in die Augen.
"Aber es muss doch jemand anderen geben, der es mehr verdient hat als ich, oder?!"
Seine plötzlich erhobene Stimme überraschte mich, doch ich gab mich weiterhin ruhig.
"Willst du die Stelle jetzt etwa doch nicht? Das ist eine riesige Chance für dich, das weißt du doch bestimmt"
"Das ist viel zu viel Hilfe! Das kann ich nicht annehmen!"
Ich erhob mich von meinem Sessel und lehnte mich ein wenig zu ihm vor.
"Denkst du ich wäre ganz ohne Hilfe da, wo ich jetzt bin? Ich möchte dir helfen, also stell dich nicht so an", widersprach ich ihm.
Sein betrübter Blick wechselte zu einem schwachen Lächeln, als ich diese Worte aussprach. Er umging den Schreibtisch, bis er vor mir stand. Verwirrt sah ich zu ihm hoch, als er mir plötzlich um den Hals fiel. Mein Herz begann wild zu klopfen, während er sich fester an mich drückte.
"Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll", flüsterte er.
Wie es aussah, bedeutete ihm diese Chance mehr als ich gedacht hatte. Doch es sollte mit recht sein.

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt