36. Kapitel

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Um 13 Uhr klingelte es an der Tür. Ich lag in meinem Bett und holte meinen Schlaf nach. Taris hatte es sich zum Hobby gemacht auf meinem Bauch zu schlafen und lag nun dort zusammengerollt. Meine Augen öffneten sich, als mich das Klingeln weckte. Genervt stubste ich Taris an, damit er runterging und öffnete. Er öffnete sein kleines Maul und gähnte erstmal. Dann sprang er von meinem Bett runter und ging in seine Menschenform über. Ich hielt die Hand vor den Mund, als ich nieste. Der Verdacht, dass ich mir eine Erkältung eingefangen hatte, wurde immer stärker. Es war der Nachmittag nach meiner Ankunft. Am Vormittag kamen wir zurück nach Core, wo ich dann sofort schlief.

Ich konnte hören, wie Taris die Tür öffnete. Ein kurzer Wortwechsel und Taris kam wieder hoch, um mich aus dem Bett zu zerren. "Du hast Besuch!", sagte er und legte mir meinen Bademantel über. Dann griff er mir unter die Schulter und schleifte mich nach unten, da er mittlerweile wusste, dass ich mich nicht sehr gern bewegte, wenn ich aus dem Bett kam.
Unten angekommen stand eine schwarze Gestalt in der Tür. Zen war wie immer in schwarz gekleidet und hatte einen finsteren Ausdruck im Gesicht.
"Hi, Zen...", murmelte ich und gähnte.
Er nickte mir zu.
"Willst du mit mir reden?"
Er nickte.
"Dann komm rein"
Er nickte und folgte mir ins Wohnzimmer, da Taris in der Küche experimentierte und es nicht sehr ordentlich war.
Ich ließ mich aufs Sofa fallen und deutete Zen sich auch zu setzten.

"Und? Was is'?", fragte ich halb schlafend.
"Du weißt, dass das anders hätte ausgehen können", sprach er leise.
"Wegen dem Turnier? Reg dich ab, is' doch vorbei...", murmelte ich,
"Was ist eigentlich dein Problem mit mir? Ich hab mich schon unter Kontrolle...!"
"Dir gefällt es anderen wehzutun, oder?", sagte er monoton.
Woher wusste er das? War ich so leicht durchschaubar?
"Selbst wenn, was macht das für einen Unterschied? Ich bring die Leuts ja nich' um!"
Er schwieg und schaute aus den Fenster. Ich seufzte und griff in meine Tasche im Bademantel. Zuvor hatte ich den Drachenzahn reingetan, keine Ahnung warum. Ich holte ihn raus und hielt ihm Zen unter die Nase.
"Du hast mir die Kette geschenkt. Dann kannst du das, als ein Andenken an mich haben...", murmelte ich und gähnte. Was hätte ich auch anderes mit dem Zahn tun sollen?
Etwas überumpelt ergriff er den Zahn und schaute ihn sich an.
"Du bist unglaublich...", murmelte er und legte plötzlich die Arme um mich. Warum machte er das immer wieder? Verlegen erwiderte ich die Umarmung. Körperkontakt war zwar nicht so mein Ding, aber ich mochte Umarmungen. Nach einer Weile löste er sich von mir und schaute mir wehmütig in die Augen. Dann erhob er sich und wand sich zum Gehen zu.
"Danke...", murmelte er und ging aus dem Zimmer.

Ich blieb auf dem Sofa liegen und überlegte, was ich als Nächstes tun sollte.
"Taris!", rief ich, "Ich hab hunger!!"

Meine E-Gitarre war durch das ganze Haus zu hören. In meiner Musik vertieft übte ich das Solo irgendeines Hard-Rock Liedes. Den Text sang ich lautstark mit, da ich dachte, dass ihn niemand hören würde.
"Lift me up above this! The flames and the ashes! Lift me up and help me, to fly away!", sang ich in der männlichsten Stimme, die ich hinbekam.
Ich ließ meine Finger über das Griffbrett tanzen und das Plektrum über die Seiten schnellen.

Keira stand entgeistert in meiner Tür. Augenblicklich hörte ich auf und starrte sie an.
"Was...machst du da?", stotterte sie.
"Ich übe", antwortete ich.
"Du musst jetzt aber aufhören!", rief sie.
"Warum?"
"Das ist ein Geheimnis! Komm mit", rief sie und griff nach meinem Arm. Ich wurde aus meinem Zimmer geschliffen und nach draußen deponiert. Keira drückte mich in eine Kutsche, die zu einem Salon fuhr.

Im Salon wurde ich vor einen Spiegel hingesetzt. Mit großen Augen starrte ich Keira an, die mich überglücklich angrinste. Noch bevor ich was sagen konnte kamen drei Stylisten und attackierten mein Gesicht.

Im Spiegel schaute ich mich in den verschiedensten Perspektiven an. Man hatte mich geschminkt und die Haare hochgesteckt. Dann wurde ich in ein schwarzes Kleid mit Rüschen gesteckt. Ich kam mir ein bisschen wie ein Mitglied von einer Hard-Rock Band vor. Es missfiel mir nicht, aber es war mir immernoch ein Rätsel warum man das mit mir machte. Inzwischen hatte Keira sich ein rotes Sommerkleid angezogen. Sie sah sehr süß aus, als sie mich nach draußen schleifte und mir die Augen mit einem Tuch verband.
"Was soll das denn?!", fragte ich zum 6. Mal.
"Lass dich überraschen!", entgegnete sie und führte mich in eine Kutsche.
Nach einer Weile hielt die Kutsche an und Keira führte mich nach draußen in die Abendsonne. Es wurde schon langsam kühl und ich war froh, als wir in ein Gebäude gingen. Keira führte mich durch einige Gänge, blieb dann stehen und nahm mir de Augenbinde ab.

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt