42. Kapitel

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Ich trottete neben meinem
Team her. Wir waren unterwegs zu unserem nächsten Hörsaal, wo wir Unterricht hatten. Im Gehen hätte ich einschlafen können, wenn Ray mich nicht grob mit sich gezogen hätte. Wir waren fast da, als jemand auf mich zugestürmt kam.
"Ambeeeeer!!!", rief Sui und hebte mich mit Leichtigkeit hoch. Dann wirbelte sie mich zwanzig Mal herum und erdrückte mich mit ihrer Umarmung.
"Sui... Was machst du hier?", fragte ich, während ich nach Luft schnappte.
"Ich wollte dich sehen", sagte sie und lächelte.
Sie trug jetzt nicht mehr ihr Lumpenkleid, sondern ein orangenes Tanktop, einen braunen Faltenrock und schwarze Stiefel. Darunter hatte sie weiße Kniestrümpfe, die nicht ganz hochgezogen waren. Unangenehm riechen tat sie auch nicht mehr. Ihre Haut war kalt und blau.
"Da...da...dank dir bin ich wieder ein Teil der Gesellschaft!", rief sie und erdrückte mich ein zweites Mal.
"Tschuldigung wenn ich euch störe, aber wir müssen los", sagte Ray und zupfte an meinem Ärmel. Augenblicklich änderte sich Suis ausdruck zu einem ernsten und finsteren Gesicht. Blitzartig ergriff sie Rays Hand und drehte sie um. Es knackste und Sui warf Ray mit immenser Kraft gegen die Wand.
Mit geweiteten Augen lag Ray am Boden und starrte Sui an.
"Beschmutze dieses delikate Wesen mit deiner verdreckten Hand noch einmal und du bist tot", zischte Sui Ray mit aufgerissenen Augen an. ihre winzigen Pupillen gaben ihrem Gesicht einen wahnsinnigen Blick, dass mir ziemliche Angst machte.
"Sui, was machst du denn da?", fuhr ich sie an, nachdem ich mich wieder zusammengerissen hatte.
"Dich vor dieser Kreatur bewaren", entgegnete sie und verschränkte die Arme.
"Das ist nicht nötig, aber danke", lachte ich. "Wir müssen jetzt aber wirklich gehen. Vielleicht sehen wir uns später nochmal", sagte ich und lächelte Sui an.
"Schon? Da...da...dann halte ich dich nicht länger auf", kicherte sie und ging wieder weg.
Ray hielt sich sein Handgelenk fest und sah Sui hasserfüllt nach.
"Was hast du denn jetzt für eine verrückte Schlampe als Freundin?", murmelte er wütend.
"Ist sie irgendwie...körperlich krank?", fragte Ashton, der alles aus dem Hintergrund beobachtete.
"Keine Ahnung...", murmlete ich und ging weiter.

Ich ging über den Schlossplatz und wollte nur noch nach Hause, aber Keira hatte natürlich schon Pläne für mich.
Sie war in ihrem Gespräch mit mir vertieft, dass sie eigentlich mit sich selbst führte, als sie plötzlich inne hielt.
"Was ist denn?", fragte ich sie. Keira ergriff meine Hand und zog mich zum Brunnen, wo sie sich versteckte.
"Guck! Da ist der Junge!", flüsterte sie und zeigte auf zwei Leute. Neben einer Straßenlaterne stand ein großer Junge und Scarlett. Ich war glücklich, dass jemand da war, der kein psyschiches Problem irgendeiner Art hatte.
"Was versteckst du dich? Komm mit, du kennst Scarlett doch", sagte ich zu Keira, die geduckt neben mir hockte.
"A-aber...", stotterte sie. Doch ich nahm sie am Handgelenk und zerrte sie zu Scarlett und dem Jungen.
"Hey Scarlett!", rief ich ihr zu. Scarlett winkte mir zu und begrüßte mich dann. Mit Keira im Schlepptau kam ich auf sie zu und stellte Keira neben dem Jungen ab, der uns ein wenig spottend betrachtete.
"Wer ist dein Freund?", fragte ich Scarlett.
"Ach, das ist Marcus. Marcus, das ist Amber und Keira", stellte sie uns vor.
"Freut mich", murmelte er und warf den Kopf kurz zur Seite, um die Haarsträhnen in seinem Gesicht zu entfernen. Marcus war anderthalb Köpfe größer als ich und hatte blonde, kurze Haare, grüne Augen und einen desinteressierten Blick.
"Freut mich auch...", stammelte Keira und schaute auf den Boden.
"Was machst du heute noch Scarlett?", fragte ich sie, um ein Gespräch zu beginnen.
"Nicht viel, ich wollte mich mit Marcus noch treffen und dann irgendwas machen", antwortete sie.
"Können wir vielleicht mit?", fragte ich lächelnd und sah Keira an.
"Warum nicht? Was meinst du Marcus?", fragte sie mit einem strahlenden Lächeln.
"Meinetwegen", stöhnte er.

Wir saßen in einem Café und ich redete mit Scarlett. Keira hatte nicht lange gebraucht um sich zu öffnen und war dabei, Marcus vollzutexten. Sie strahlte übers ganze Gesicht und ich konnte deutlich erkennen, dass das Scarlett nicht gefiel.
"Ich geh kurz auf Klo", sagte ich und erhob mich.
"Ich komme mit", murmelte Scarlett und stand ebenfalls auf.
Nachdem ich mich im Spiegel gerichtet hatte, sah ich zu Scarlett, die mich mit einem finsteren Blick betrachtete.
"Is' was?", fragte ich sie.
"Was will Keira von Marcus?", zischte sie.
"Sie wollte ihn mal kennenlernen", antwortete ich und ging aus der Damentoilette.
"Was fällt ihr ein?", murmelte sie. Scarlett versteckte sich hinter einer Ecke und beobachtete Keira, die mit Marcus sprach. Ab und zu lachte er mit ihr, was Scarletts Ausdruck noch finsterer machte.
Im Nachhinein bereute ich es Keira mitgenommen zu haben.
"Ich schwörs es dir, wenn die was versucht, ist sie dran", flüsterte sie mir zu.
"Seid ihr zusammen?", fragte ich Scarlett.
"Nein, 'noch' nicht", sagte sie und ging stolzen Schritts auf die beiden zu.

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