'12. Kapitel

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Kollon packte mich am Kragen und musterte mich aus zusammengekniffenen Augen.
"Was hast du gemacht?", fauchte er mich an. Vor Wut sprach er nur ganz leise.
"Das Denkmal gerettet, was sonst?", entgegnete ich provokant und entfernte seine Hände von meinem Kragen.
Mit dem Finger zeigte er auf das aufgebrochene Eis.
"Du hast es zerstört! Der Körper ist verschwunden! Du hast noch nicht mal einen blasen Schimmer davon, was es bedeutet, dieses Denkmal zu beschützen!", brüllte er mich aus vollen Hals an.
"Sie waren nicht nach dem Körper her, sondern der Energie. Da war noch nicht mal mehr ein Körper drin. Formt das Eis doch einfach neu und keiner wird etwas merken", widersprach ich ihm und stemmte die Hände in die Hüfte.
Zähneknirschend funkelte er mich an. Er konnte es wohl nicht wahrhaben, dass er von mir eines Besseren belehrt wurde.
"Eis können wir nicht einfach wieder herrichten. Niemand von uns kann es kontrollieren", zischte er.
"Das ist nicht mein Problem. Ich hab die Energie von den zwei Typen da drüben beschützt", ich zeigte auf die beiden Körper, die leblos auf dem Eisboden lagen, "und jetzt ist meine Aufgabe erfüllt"
Ich schob mich an ihm vorbei und durch das Tor, sodass ich kurz darauf wieder draußen stand. Ein paar Dutzend schwarz gekleidete Männer lagen in dem Schnee. Die anderen von ihnen saßen gefesselt auf dem Boden, während die weiß gekleideten Männer sofort in die Halle gingen, nachdem ich rauskam.
Es war vorhersehbar, dass nun nur noch ein größerer Tumult entstehen würde. Also setzte ich mich auf Taris Rücken und hetzte von der Eiskuppel davon.
Ohne ein Mal nach hinten zu blicken floh ich in die endlos weiße Ebene.

Seitdem Glacies wieder verschwunden war, spürte ich meine Hände kaum noch. Selbst unter den dicken Handschuhen wurden sie kein bisschen gewärmt und die eisige Kälte begann sich weiter in meinem Körper auszubreiten. Das Einzige, was ich jetzt wollte, war zu einem warmen Ort zu gehen und mich dort zu wärmen.

Zitternd klopfte ich mit tauben Händen an die Tür, bis Arya mir überrascht öffnete. Stürmisch trat ich ein und marschierte in die Küche, wo das Abendessen im Ofen stand. Ich drückte meine Handflächen, nachdem ich die Handschuhe ausgezogen hatte, an die Scheibe des Ofens, doch ich spürte nichts. Nur ein paar schmerzhafte Stiche, die mich die Hände zurückziehen ließen.
"Was ist los? Hat Kollon dich etwa zurückgeschickt?", fragte Arya, die mir hinterhergelaufen kam.
"Ich bin von selbst gegangen", antwortete ich und blickte auf meine Hände.
"Erzähl mir doch was passiert ist", sprach sie, als ich mich zu ihr drehte.
"Wie vermutet hat Mons Truppen zum Denkmal geschickt. Wir konnten sie abwehren, nur ich bin in die Eiskuppel gegangen, um da zwei von ihnen aufzuhalten. Sie haben mir gesagt sie wären nur hinter dem Eiskönig her, doch als ich sie ausgeschaltet hab, war das Eis von seinem Grab aufgebrochen. Seitdem friere ich an einem Stück, also wollte ich nur noch zurück", erklärte ich ihr schnell.
Grübelnd betrachtete sie mich, bevor sie meine Hände ergriff.
"Sie sind ja wirklich eisig", murmelte sie und zog mich dann hinter sich her.

"Wir haben genug Gästezimmer, dass du nicht in dieser Kammer nächtigen musst. Ich hole dir noch ein paar Decken und etwas warmes zu trinken. Dann wird dir bestimmt nicht mehr kalt sein", entgegnete sie auf meine Frage, warum sie mich auf ein anderes Zimmer geführt hatte.
"Wird Kollon nicht etwas dagegen haben?", wollte ich wissen, als ich Taris auf das Bett setzte.
"Er wird wohl oder übel damit leben müssen", erwiderte sie lächelnd und verließ das Zimmer.
Ich verkroch mich unter den Bettdecken und blickte an die Decke. Bei dem Gedanken an Kollons wütendes Gesicht, dass er jetzt wahrscheinlich aufgesetzt hatte, schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen.
Nach ein paar Minuten kam Arya wieder ins Zimmer mit einem dampfenden Tee in der Hand, den sie mir reichte. Vorsichtig nahm ich einen kleinen Schluck, was ich sofort darauf bitter bereute. Obwohl er nicht allzu heiß gewesen sein muss, lief mir der Tee brühend heiß die Kehle hinunter. Mit verkrampften Gesicht konnte ich nur noch warten, bis die Schmerzen meine Speiseröhre hinabflossen und allmählich verschwanden.
Erschrocken klopfte mir Arya auf den Rücken, als ich zu husten begann.
"War es zu heiß? Das tut mir wirklich leid!", entschuldigte sie sich sofort.
"Nein... Es war nicht der Tee", entgegnete ich sanft lächelnd.
"Ich denke, dass es eher was mit mir zu tun hat", murmelte ich.
"Am besten schläfst du ein bisschen. Dein Tag war bestimmt anstrengend", sprach sie und verließ das Zimmer erneut, nachdem sie das Licht ausgeschaltet hatte.
Ich würde bestimmt einen Haufen Ärger bekommen, wenn Kollon und mein Team wiederkamen. Nicht bin ich einfach nur abegehauen, sondern habe Kollon noch richtig verärgert. Doch was wollte er mir schon anhaben?
Dem zukünftigen Mitglied des Sturmesrates.
Mit diesen Gedanken wälzte ich mich in dem Bett hin und her ohne jegliche Wärme zu verspüren. Meine Haut kribbelte und mein Spürsinn schien komplett taub zu sein, als ich mich irgendwie in den Schlaf zwingen konnte.


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