72. Kapitel

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Der Schmerz war deutlich zu spüren und ließ mich aufstöhnen. Das weiche Gras unter mir war angenehm, doch der schwere Körper auf mir eher weniger.
Ich musste erst die letzten Geschehnisse in meinem Gedächtniss widerrufen, bevor mir klar wurde, dass es ein Wunder war, dass ich noch lebte. Langsam öffnete ich mein rechtes Auge und sah in den blauen Nachmittagshimmel. Vereinzelt flogen ein paar Wolken vorbei und eine weiße Abgasspur war von einem Flugzeug quer über den Himmel gezogen.
Moment, ein Flugzeug?
Ich versuchte mich aufzusetzten, doch die Tatsache, dass Ray, Blaine, Ashton und Erzan auf mir lagen erschwerte die Sache erheblich.
"Jungs, wacht auf!", rief ich und versuchte sie von mir runterzudrücken.
Nach und nach öffneten sie die Augen und gingen schließlich von mir runter.
"Was ist passiert...?", fragte Blaine verschlafen.
"Keine Ahnung", antwortete Ashton, der sich die Augen rieb.
"Wo sind wir?", fragte Erzan, der sich skeptisch umschaute.

Geistesabwesend starrte ich in die Umgebung.
"Amber, was ist?", fragte mich Ray.
Wir waren von Feldern umgeben und in der Ferne war eine Autobahn neben einem Waldstück zu erkennen. Ein paar hundert Meter vor uns war die Kleinstadt, in der ich vor guten 4 Monaten noch gewohnt hatte.

Tränen liefen meine Wangen runter, während ich in diese Kleinstadt starrte und mir plötzlich alles wieder hochkam. Meine salzigen Tränen flossen in die Wunde, die quer über meinem linken Auge klaffte und ließen sie brennen.
Winselnd kniete ich am Boden und presste die blutverschmierte Hand auf meine Wunde.
"Amber, schau mich an", sprach Ashton und nahm die Hand aus meinem Gesicht.
"Das sieht ziemlich übel aus", murmelte er und kramte in seiner Hosentasche. Er legte seine Finger auf meine Wunde, was mich krampfhaft zusammenzucken ließ. Dann spürte ich die kühlende Energie, während meine oberste Hautschicht sich wieder über der Wunde zusammenknüpfte. Ashton verband mir mein Auge, nachdem er eine spezielle Salbe darauf aufgetragen hatte.

"Kennst du diesen Ort, Amber?", fragte mich Erzan, als ich mich normal hingesetzt hatte.
"Wie's aussieht haben wir die Welten gewechselt", murmelte ich als Antwort.
"Wie meinst du das?", wollte Blaine wissen.
"Ganz einfach, wir sind zurück in meiner Welt", schniefte ich und erhob mich vom Gras.
Sprachlos sahen mich alle an.
"Und wie kommen wir zurück?", fragte Ray verwirrt.
"Ich weiß nicht, aber für's erste sollten wir uns erstmal einen Unterschlupf suchen", sprach ich und starrte hinab in die Stadt.
Mental war ich gar nicht auf die ganze Sache vorbereitet, aber wenn ich schonmal hier war, dann sollte ich es ausnutzen.
Ich machte den Reißverschluss meines schwarzen Kapuzenpullis zu, rieb den Staub von meiner Cargo-Hose und zog den Pulli über meine Waffen.
"Versteckt eure Waffen. An euren Klamotten allein werdet ihr schon genung auffallen", erklärte ich ihnen und trat den Feldweg an, der zur Stadt führte.
Es war überwältigend, wieder durch die hohen Felder und an den Bäumen vorbeizulaufen. Momentan war die Aussicht wunderschön und das Wetter perfekt für einen Spaziergang, wie ich ihn früher vielleicht gemacht hätte. Doch die Verwirrung und Angst waren momentan jedoch stärker, sodass ich mein staunendes Team fast vergaß.

"Egal was ist, bleibt dicht bei mir", befahl ich ihnen, als wir die Feldstraße in die Stadt gingen.
Wir kamen ins erste Wohnviertel, wo viele Autos standen und Leute herumliefen.
Mein Team schaute sich mit großen Augen um und Ray ergriff meinen Arm, damit ich stehen blieb.
"Was?", fragte ich ihn.
"Was sprechen die Leute hier für eine komische Sprache?"
In diesem Moment bemerkte ich, wie anders die Worte doch klangen, die er sprach. Es war merkwürdig, denn als ich die anderen Leute tuscheln hörte, schien es eine ganz andere Sprache zu sein.
Ich konnte es mir nicht erklären, beruhte aber auf der Erkenntniss, dass es etwas mit den verschiedenen Welten auf sich hatte.
"Es ist die Sprache dieses Landes natürlich", antwortete ich ihm und setzte meinen Weg fort.
"Und wo wollen wir überhaupt hin?", fragte Erzan, während er sich weiter umschaute.
"Zu den Haus meiner Tante. Ich muss mich erstmal um etwas kümmern"
"Und wir können einfach mit?"
"Wo sollt ihr denn sonst hin?", erwiderte ich.

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt