97. Kapitel

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"Du musst die Wolken deuten!"
"Hab ich doch!"
"Sie müssen sich ausbreiten! Nicht sammeln!"
"Aber sie sind doch sowieso schon überall!"
"Aber sie sind nicht aufgeladen!"
Isana und ich schrien uns gegenseitig durch den lauten Wind an, während sich die Wolken über mir immer dunkler wurden.
"Siehst du? Du hast es doch jetzt hinbekommen!", rief sie und klopfte mir auf die Schulter.
Seufzend setzte ich mich wieder in den Schneidersitz und faltete die Hände zusammen.
"Fällt es nicht auf, wenn hier alles dunkel wird?", rief ich ihr durch den starken Wind zu, der uns umgab.
"Ach, es ist sowieso schon so bewölkt! Dann wird es schon niemand merken!"
Der Wind säuselte um uns herum und peitschte mir meine Haare ins Gesicht.
"Gut so! Mach weiter!"
Ich hob die Arme an, woraufhin es begann zu nieseln.
Der Regen wurde immer stärker, bis ich komplett durchnässt war und der starke Wind mich erzittern ließ.
Das Donnergrollen wurde langsam lauter und bereitete mir Ohrenschmerzen. Ich konnte die Macht, die sich in den Wolken ansammelte, spüren. Sie war jedoch so stark, dass ich sie nicht mehr kontrollieren konnte.

Der Blitz schlug genau vor mir ein und schleuderte mich zurück, sodass ich mit den Rückenin in Isana knallte und uns beide zu Boden warf.
Leise murmelte Isana etwas vor sich hin, stand auf und reckte den Arm in die Luft. Schnell regulierte sich der Wind und der Regen stellte sich ein, bis der Himmel wie vorher aussah.
Klatschnass saß ich in dem nassen Gras und richtete meine Haare.

"Du hast dich viel zu sehr ünernommen. Geh es das nächste mal langsamer an", brummte sie und hielt mich am Arm fest.
Mit der Hand sendete sie mir einen Windstoß entgegen, sodass innerhalb ein paar Sekunden das Wasser aus meinen Haaren und Klamotten gepustet wurde.
Ich richtete mir erneut meine Sturmfrisur, während Isana auch das Wasser aus ihren eigenen Haaren und Klamotten wehte.
"Wir gehen jetzt zurück in die Stadt. Du musst deine allgemeine Energiebalance aufbessern"
Mit diesen Worten ging sie vorraus.

In der Stadt wieder angekommen liefen wir durch den Park, bis wir an einem der Teiche ankamen, der von ein paar glitschigen Steinbrocken umringt war. Ein paar Kinder scharten sich darum und spielten laut rufend miteinander.
"Also, stell dich auf den Stein"
Isana zeigte auf einen der größeren Steine, der nah am Teich stand und bereits eine grünliche Schicht auf seiner Oberfläche gebildet hat.
"Oke..."
Vorsichtig stieg ich auf den Stein und musste aufpassen, damit ich nicht ausrutschte.
Mit beiden Füßen balancierte ich darauf, als Isana auf mich zutrat und nach meinem Bein griff.
"Was macht ihr da?!", piepste ich aus meiner Überraschung und klammerte mich an Isanas Gewand, um nicht hinzufallen.
"Das ist eine physikalische und psychische Übung, also streng dich an"
Das sagte sie zu mir, während sie meine Arme und Beine so richtete, dass ich mit einem nach hinten ausgestrecktem Bein, den Oberkörper komplett nach vorn gebeugt und die Arme außgestreckt auf dem Stein stand. Mein Bein begann bereits zu zittern, da ich mich ungemein anstrengen musste, die Pose und die Balance einzuhalten.
"So, und die dürfen nicht runterfallen", sprach sie, während sie mir zwei Steine in die Hände legte, die groß und ziemlich schwer waren. Selbst auf meine durchgedrückte Kniebeuge legte sie einen Stein.
"Und währenddessen möchte ich, dass du das Wasser aus dem Teich ziehst und es über deinem Kopf schweben lässt"
Ich brachte keine Widersprache heraus, da mir mein ganzer Körper schon wehtat.
"Jetzt mach schon!"
Eine kleine Menge Wasser hob sich aus dem Teich, bis es über meinem Kopf schwob. Die Kontrolle über meine Energie und über meinen Körper war schon nach den paar Sekunden schmerzhaft.
"Ich komme später wieder. Wenn du hinfällst, dann will ich, dass du es von vorne wieder machst. Und keine Pausen!"

Dann war sie weg. Die Kinder starrten mich mit großen Augen an, während ich das Gesicht verkrampfte.

Es dauerte keine zwei Minuten, bis ich meine Körperbeherrschung verlor und ausrutschte. Ich konnte mich noch fangen, bevor ich mit dem
Kopf auf die Steine knallte, aber das Wasser über meinem Kopf rieselte natürlich gnadenlos auf mich herab.
Stöhnend stand ich wieder auf, um meine Arme und Beine durchzudrücken, bevor ich wieder einbeinig auf dem Stein meine Pose einnahm und das Wasser über meinem Kopf konzentrierte.

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt