78. Kapitel

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"Atme tief durch", sprach Isana und drückte meine Hände leicht.
"Spürst du es?"
Ich schüttelte leicht den Kopf und versuchte mich weiter zu konzentrieren.
Seufzend ließ sie meine Hände los und erhob sich.
"Ich bin mir nicht sicher, was genau in dir vorgeht, aber es wird sich wahrscheinlich nur mit der Zeit rausstellen", sagte sie mit besorgter Miene.
"Ich hoffe es", erwiderte ich und stand langsam mit der Hilfe von Isana auf.
"Übernimm dich bloß nicht. Das kleinste mentale Problem könnte fatal werden"
"Ja, keine Sorge"
Es waren fünf Tage vergangen, die ich haupstächlich zu Hause verbracht hatte. Meine Wunden waren größten Teils verheilt, jedoch war ich noch nicht komplett genesen.
Wegen meiner merkwürdigen Erscheinung hatte ich Isana aufgesucht, um mich zu informieren, jedoch konnte sie mir nicht weiterhelfen.
Enttäuschte trottete ich die Gänge entlang und trat auf den Schlossplatz, um wieder nach Hause zu gehen. Ich war noch von der Schule krank geschrieben, da mein körperlicher Zustand nicht gut genug war.
Um die Zeit, die ich über den Schlossplatz lief, strömten viele Schüler aus den Nebengebäuden, um nach Hause zu gehen.
In meinen Gedanken vertieft zog ich mein rechtes Bein hinter meinem linken her, was meine Schrittgeschwindigkeit stark verlangsamte.
Die Hand auf meiner Schulter ließ mich zusammenzucken, die plötzlich aufgetaucht war.
"Dir geht's ja schon besser", sprach Ashton lächelnd, als ich mich zu ihm umdrehte.
Der Rest meines Teams stand vor mir und sah mich an.
Als mein Blick den von Ray traf, schaute ich schnell zur Seite. Das unwohle Gefühl im meinem Magen machte sich wieder bemerkbar.

"Wann kommst du wieder?", fragte Blaine und stemmte die Hand in die Hüfte.
"Wahrscheinlich erst nächste Woche. Ich kann bis dahin hoffentlich wieder normal gehen"
"Dann ist ja gut. Mittlerweile ist es irgendwie langweilig", murrte Blaine und verzog den Mund zur Schnute.
Kichernd antwortete ich: "Das ist gut zu wissen"

Eine Weile lang unterhielten wir uns noch, wobei ich Ray bewusst mied. Als ich mich zum Gehen wand, hielt Erzan mich auf.
"Ich gehe mit dir nach Hause, ja? Falls irgendwas passiert..."
"Klar, komm ruhig mit", antwortete ich lächelnd und hakte mich bei ihm ein, um besser gehen zu können.

Ray sah mir mit gerunzelter Stirn nach.
"Bin es nur ich, oder hat sie mich gerade ignoriert?", fragte er und sah zu Ashton, der neben ihm stand.
"Wer weiß? Vielleicht war sie sauer, dass du sie nicht besucht hast"
"Hmpf... Mädchen und ihre bescheuerten Probleme"

"Cecil hat viel nach dir gefragt, als ich ihm von der Sache mit dem Auftrag erzählt hab", sprach Erzan, während er neben mir herging.
"Deinen kleinen Bruder habe ich ja schon länger nicht mehr gesehen", erwiderte ich lächelnd.
"Wenn's dir nichts ausmacht, können wir dich ja wieder besuchen", schlug er vor.
"Gerne, ich würde mich freuen", entgegnete ich lächelnd.

Vor meinem Haus angekommen, kramte ich in meinem Seckel, um meinen Schlüssel rauszuholen. Dabei stützte ich mich bei Erzan ab, damit ich mich nicht auf mein schmerzendes Bein stemmen musste.
Ich schloss auf und humpelte in den Flur.
"Dann geh ich ma-", Erzan musste mitten im Satz abbrechen, da die Küchentür aufgerissen wurde und Syvex tränenüberströmt auf mich zurannte.
"Meisterin!", heulte er laut los und fiel mir um den Hals.
Vor Schmerzen verkrampfte ich das Gesicht, als ich nach hinten taumelte.
"Es tut mir leeeiiid", winselte er und rieb sein Gesicht an meine Brust.
Die Ohren hatten er gesenkt und den buschigen Schwanz verkrümmt, während er sich bei mir ausheulte.
Taris kam schniefend aus der Tür getrottet und sah mich mit den traurigsten Welpenaugen an, die ich jemals gesehen hatte.
"M-Meisterin...", schniefte er.
Sein Schniefen ging in ein lautes Heulen über und bevor ich mich versah, hatte er sich ebenfalls an mich geklammert.
So saß ich in meinem Flur mit zwei heulenden Wölfen an mir hängend und Erzan, der verwirrt hinter mir stand.
"Ist das...immer so?", fragte Erzan zögerlich.
"Ja, so gut wie immer", antwortete ich, ihn entschuldigend anlächelnd.
"Was ist denn los?", fragte ich die zwei, die sich nun einigermaßen eingekriegt hatten.
Als ich sie jedoch ansprach, sahen die beiden mich mit ihren Kugelaugen an und brachen erneut in Tränen aus.

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