'28. Kapitel

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"Du und Zen. Ihr habt eine besonderes Bündnis zueinander", sprach ich und zeigte auf den schwarzen Drachen auf Ranars Brust.
"Vielleicht wusstest du es nicht, aber Zen ist verschwunden. Du wirst mir helfen ihn wiederzufinden"
Ranar warf mir einen verwirrten Blick zu, während ich vor ihm stand.
"Er ist verschwunden?"
"Er ist von sich aus gegangen und nicht mehr auffindbar", korrigierte ich ihn.
"Hast du eine Ahnung warum er es getan hat?", versuchte ich, nützliche Informationen aus ihm herauszubekommen.
Er kannte ihn schon viel länger als ich, also musste er wenigstens eine Idee haben.
"Nach all dem, was er geopfert hat, um überhaupt hierher zu kommen, muss es für ihn von riesiger Bedeutung gewesen sein, damit er Core wieder verlässt", entgegnete er schließlich.
Nach kurzem Überlegen, fuhr ich fort.
"Du kannst ihn doch bestimmt irgendwie aufspüren? So hast du ihn doch auch hier gefunden"
Er nickte leicht.
"Perfekt. Für den restlichen Tag bekommst du Zens Wohnung, wir brechen heute Abend auf. Ich will, dass du deine Aufgabe richtig machst, verstanden?"
Ich lehnte mich zu ihm heran und starrte ihn drohend in die Augen. Kühl erwiderte er meinen Blick, bevor er den Mund aufmachte.
"Eine Bedingung"
Ich sah ihn mit gehobener Augenbraue an.
"Er hat deine Energie bekommen. Wenn ich ihn schnellstmöglich finden soll, dann hilfst es mir, wenn ich sie auch bekomme. Wir leiden unter derselben Krankheit. Wir brauchen beide zusätzliche Energie"
Sein leichtes Grinsen löste ein merkwürdiges Gefühl in mir aus, während Lyndon nur angespannt die Augen verengte.
"Abgemacht", erwiderte ich mit denselben Grinsen, das er aufgesetzt hatte.
Ich wand mich von ihm ab und sah zu Lydnon, der innerlich wohl schon vor Wut kochte.
"Kümmere dich bitte um den Rest", bat ich ihn lächelnd, bevor er mich zögerlich ansah und dann Ranar nach draußen führte.


"Wer weiß was passiert, wenn er irgendetwas versucht!", protestierte Lyndon ungewöhnlich laut.
"Deswegen kommst du doch mit", entgegnete ich gelassen, während ich aus dem Fenster starrte.
"Vielleicht lügt er dich nur an und versucht dir eine Falle zu stellen?"
Seufzend sah ich zu ihm hoch.
"Lyndon. Ich bin ein Sturmesmeister. Egal, was er versucht, ich kann mich da irgendwie rauskämpfen. Außerdem verstehst du wohl nicht, dass ich dieses Risiko engehen will und muss", erklärte ich ihm erneut.
Von meiner klaren Ansage getroffen, sah er betrübt zu Boden.
"Ich mache mir nur noch Sorgen. Ich will nicht, dass dir etwas passiert", murmelte er kaum hörbar.
"Ich plane nicht in nächster Zeit draufzugehen. Im Gegensatz zu vor all dem hier, habe ich jetzt etwas zu verlieren und wenn ich selber dabei sterbe, weiß ich, was das für Auswirkungen haben kann. Wenn du dir so tierische Sorgen machst, dann stell sicher, dass mir nichts passiert"
Daraufhin nickte er nur, bevor er fortging. Ich konnte nicht verstehen, warum er sich davon so aus der Bahn werfen ließ. Seine Sorgen waren natürlich verständlich, aber ich fand sie ein wenig übertrieben.

Amare, komm doch endlich. Wie lange willst du noch warten? Wir zwei, wir könnten so viel mehr erreichen!

"Halt doch die Klappe", knurrte ich vor mich hin, während ich mir meine schwarze Kapuzenjacke überzog und den kleinen Orbis ansteckte.
Die Mittagssonne sank immer tiefer, als ich die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Reise organisierte. Ranar und Lyndon bereiteten sich ebenfalls darauf vor. Viel Zeit blieb nicht meht übrig, bevor wir aufbrechen würden.
Ich sammelte die letzten Sachen im Arbeitszimmer auf, die notwendig waren und steckte sie mir in meinen Rucksack. So aufgeregt wie ich war, war ich auch ängstlich. Was, wenn wir Zen nicht finden würden? Oder wenn er nicht mitkommen wollte?

Das Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Kurz darauf trat Tabitha in den Raum und hatte einen unschuldigen Blick aufgesetzt.
"Amber, geht es dir gut? Du warst gestern gar nicht da. Seitdem habe ich dich auch nicht mehr gesehen, weil hier alles voll war"
Bei ihren Worten, allein bei ihrem Anblick sogar, kochte es in mir über. Das Kribbeln in meinem Hals wurde augenblicklich extrem stark und ich starrte sie einfach nur an.
"Amber...?"
Ich schulterte den Rucksack und ging gelassen auf sie zu.
"Es ist alles gut", erwiderte ich lächelnd.
Erleichtert schaute sie mich an, doch erschrack jedoch, als ich sie am Nacken packte und zu mir runterzog.
"Du solltest nur wissen, dass du eine miese Schlampe bist", flüsterte ich in Ohr, bevor ich von ihr abließ und aus dem Zimmer marschierte.
Ich hatte keine Zeit für sie, denn ich musste all meine Energie und Aufmerksamkeit in diese Aufgabe stecken, die ich mir selbst aufgegeben hatte. Zwar hatte ich mich nicht mit dem Sturmesrat besprochen, doch das musste ich auch nicht. Meine Autorität als Sturmesmeister allein reichte aus, um ein Verfahren dieser Art zu ermöglichen.

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