19. Kapitel

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Die Krankenschwester weckte mich, als sie die Tür öffnete. Sie hatte mir etwas zu Essen gebracht.
"Du bist keine fünf Tage weg und schon bist du wieder hier", lachte sie.
Ich musste lächeln.
"Und sieh mal einer an, du kannst ja wieder lächeln!"
"Ja, einigermaßen hab ich mein Leben jetzt einigermaßen auf die Reihe gekriegt", sagte ich.
"Und wie macht es sich in der Schule?"
"Ganz ok. Es gibt noch ein paar Streitereien, aber in großem Ganzen ist alles gut", antwortete ich.
"Das freut mich für dich", sagte sie.

Ich laß in einem Buch, das mir die Krankenschwester geliehen hatte. Mittlerweile war es schon 3 Uhr nachmittags, als es an der Tür klopfte.
"Ja?", rief ich und legte das Buch runter.
Keira öffnete die Tür. Im Arm hielt sie Horst.
"Naaa~? Wie geht es dir?", fragte sie fröhlich.
"Alles gut", antwortete ich.
"Ich hab dir Horst mitgebracht!", rief sie und setzte ihn neber mir ab.
"Warum so glücklich?", fragte ich mit einem schiefen Grinsen.
"Du wirst es nicht glauben!", rief sie aufgeregt.
"Jetzt mach's nich' so spannend!", forderte ich sie auf.
"Wir haben die Rollen!"
"Echt jetzt?"
"Ja! Du hast Mira und ich Saiko! Ist das nicht klasse?!", rief sie und hüpfte von einem auf das andere Bein.

Sie erzählte mir noch eine Weile über den Tag und ließ mich wieder allein. Was mich aber beschäftigte war: wie kam sie in mein Haus um Horst zu holen? Hatte sie sich meinen Schlüssel geklaut?
Mein Gedankenfluss wurde von einem weiterem Klopfen gestört.
"Ja?", rief ich wieder.
In meine Zimmer trat ein Junge. Ich brauchte eine Weile bis ich ihn identifizieren konnte.
Es war Ray.
Er hatte seine Haare zu einem kurzem Zopf zusammengebunden. Er trug eine schwarze Lederjacke mit einem grünem Tanktop darunter und einer zerissenen Jeans.
Bitterböse starrte er mich an und ging auf mich zu.
Ein wenig eingeschüchter setzte ich mich auf.
"Wie schön, dass du mich besuchst!", sagte ich mit einem gespieltem Grinsen.
"Komm hör auf mit dem Scheiß", sagte er genervt. Er setzte sich auf den Stuhl neber meinem Bett und starrte mich kühl an.
"Und... Was willst du jetzt von mir?", fragte ich.
Er seufzte.
"Du weißt schon über das Theater bescheid?"
Ich nickte.
"Du hast eine der Hauptrollen, also stell dich auch antändig dabei an!", zischte er.
"Ich bezweifle, dass du mich extra besucht, um mir das zu sagen", sagte ich und spielte mit Horsts Armen.
"Du bist Mira und ich hab die Rolle von Enko bekommen", fuhr er mich an.
Langsam wurde es interessant.
"Und was ist daran so schlimm, dass du meinen Verlobten spielst?", fragte ich schief grinsend.
"Hast du denn das Skript nicht gelesen? Wir..."
Er beendete den Satz nicht.
Dann verstand ich was er mir sagen wollte. In einer Szene küssten sich Mira und Enko, was ihm sehr unangenehm war.
"Achso, sag das doch gleich!", lachte ich. Ich fand es sehr amüsierend ihn so zu sehen, da er sonst immer so abweisend gewesen war.
"Wie süß von dir, dass du extra hierher gekommen bist, um mir das persönlich mitzuteilen! Dafür muss ich mich bedanken", sagte ich grinsend. Ich packte ihm am Kragen und zog ihn zu mir. Darauf drückte ich meine Lippen kurz auf seine Wange und ließ ihn wieder los.
Überrumpelt von meiner plötzlichen Aktion stand er auf und schnaufte empört. Mit erröteten Wangen drehte er sich um und stampfte zur Tür.
"Gute Besserung noch", sagte er so schnell, dass ich es kaum verstand und schloss die Tür. Anfangs wollte er sie zureißen, anscheinend hatte er es sich dann doch anders überlegt und dämpfte seinen Schwung ab.

Ein paar Stunden später wurde ich entlassen. Mein Zustand war anscheinend wieder stabil und ich durfte frühzeitig nach Hause.
Es war immernoch ein merkwürdiges Gefühl, dass niemand auf mich zu Hause wartete. Ich war immernoch ganz allein, woran ich mich noch gewöhnen müsste.
Also entschloss ich mich, Lady Aquaren zu besuchen. Immerhin lebte sie auch ganz allein in ihrem großen Haus.

Wir saßen zusammen im Garten und ich durfte ihren schwarzen Tee trinken. Wir sprachen über dies und das, bis sie sich meine Auge letztendlich ansehen wollte:
"Wie es scheint, wirst du mit einer Narbe davon kommen. Wenn die Wunde sich nicht wieder öffnet, wird die Narbe kaum sichtbar sein.
Du solltest dich glücklich schätzen, dass du bald wieder normal sehen wirst", sagte sie, als sie meine Wunde inspizierte.
"Mein Meister hat mir beigebracht in der Elementarsicht zu sehen. Wenn ich das mache, kann ich ganz normal mit dem linkem Auge sehen", sagte ich.
"Du kannst schon in die Elementarsicht wechseln?!", fragte sie ungläubig.
Ich nickte.
"Du solltest wissen, dass das Jahre lange Erfahrung braucht um das zu können. Kannst du denn auch schon die Geister sehen?", fragte sie.
"Welche Geister?", wollte ich wissen.
"Die Elementargeister.
Sie sind sozuagen die Verkörperung der natürlichen Energie.
Nur wenn man die Elementarsicht erlangt hat, kann man die Geister sehen"
"Kannst du sie denn sehen?"
"Nein, ich kann grade mal in die Elementarsicht wechseln, mehr nicht. Ich habe aber schon sehr viel über sie gelesen", antwortete sie.
"Du solltest mal in eine der großen Bibliotheken gehen. Dort kannst du auch über sie lesen"
"Wo sind die denn?"
"Nicht schwer zu finden. Du kannst jeden Privatkutscher fragen, jeder weiß wo die sind", antwortete sie.
Sie verband mein Auge wieder und kurze Zeit später ging ich nach Hause.

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