99. Kapitel

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Ich steckte das Schwert in die Scheide zurück und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
Vor drei Tagen hatte ich begonnen mit Erzan zu trainieren, nachdem ich Isanas tägliches Training beendet hatte. Danach war ich natürlich total fertig.

Langsam ging ich durch die Straßen, um meine schmerzenden Glieder nicht zu überstrapazieren. Die Sonne war bereits am untergehen, während ich von der Hauptstraße in die kleinere Nebenstraße abbog, die zu mir nach Hause führte.
Nur wenige Leute liefen durch die Straßen, die durch mein Wohnviertel führten.
In meinen Gedanken vertieft starrte ich gerade aus, während ich einen Fuß vor den anderen setzte.

Ich blieb abrupt stehen, als ich plötzlich eine starke Energie spürte. Sie befand sich in den Schatten einer Gosse. Sie war irgendwie vetraut, aber trotzdem fremd. Vorsichtig ging ich auf die Gosse zu, um die merkwürdige Energie ausfindig zu machen.
Doch bevor ich selber in die Schatten trat, kam jemand aus dem Schatten auf mich zu.

"Zen? Warst du beim Frisör?"
Seine schwarzen Haare reichten nur noch unter seine Brust und sahen ein bisschen zerzauster aus als normal. Und obwohl er draußen war, trug er nicht seinen langen Ledermantel, sondern ein körperbetonendes, dunkelrotes Top mit einer ziemlich langen Lederjacke. Selbst seine Hose war sehr figurbetonend, die er unterhalb in seine Stiefel gesteckt hatte.

Auf meine Frage hin nickte er nur und trat auf mich zu.
"Woher der plötzliche Sinneswandel?", fragte ich und sah verdutzt zu ihm hoch.
"Langsam wurden mir meine Haare lästig", murmelte er und schaute auf den Boden.
"Gefällt mir! Sieht jetzt ein bisschen geordneter aus", kicherte ich und ergriff ein paar seiner Haarspitzen, um sie mir anzusehen.
Verwundert betrachtete ich seinen Spliss, der zwar nicht sehr ausgeprägt war, aber fast an allen seinen Haarspitzen zu sehen war.

"Benutzt du Spülung?", fragte ich, während ich einen Knoten in seinen Haaren entfernte.
Diesmal sah er mich fragend an.
Lachend klopfte ich ihm auf den Arm.
"Wolltest du was, oder warst du nur zufällig hier?", fragte ich ihn dann.
"Ich wollte dich nur sehen...", entgegnete er und deutete ein Schmunzeln an.
Irgendetwas schien mit Zen los zu sein.
"Wir essen gleich. Willst du mit?"
"Wenn du es mir erlaubst", entgegnete er.
"Gut, dann komm"

Schweigend saß Zen am Esstisch und sah mir zu, wie ich das Geschirr wegräumte. Ich öffnete den Kühlschrank und holte eine Plastiktüte hervor, die viele kleine Teigkugeln mit Cremefüllung enthielt. Sie ähnelten Windbeuteln, weswegen ich immer einen ausreichenden Vorrat hatte.

Ich legte die Tüte auf den Tisch und ließ mich auf den Stuhl fallen.
"Willst du nichts haben?", fragte ich verwundert, bevor ich mir ein paar der Kugeln in den Mund steckte.
"Nein, danke"
Ich weitete die Augen.
Der Schock war so groß, dass ich den Mund unbewusst öffnete.
Normalerweise wäre Zen der Erste gewesen, der sich an Süßigkeiten jeglicher Art sofort zu schaffen gemacht hätte.
"Bist du auf Diät...?", murmelte ich, nachdem ich den Schrecken einigermaßen überwunden hatte.
"Nein, ich fühle mich nur nicht danach", sprach er und warf mir einen ebenfalls verwunderten Blick zu.
Abrupt stand ich auf und trat vor Zen. Ich drückte meine Stirn an seine, um nachzuprüfen, ob seine Temperatur erhöht war. Doch alles schien normal zu sein.
"Hm..."
Ich zog meinen Kopf züruck und sah ihn grübelnd an. Ich konnte spüren, dass mit Zen irgendetwas nicht stimmte.
Nach kurzem Überlegen fiel mir ein, was nicht stimmen könnte.

"Zen, hast du wieder Energiemangel?", wollte ich wissen.
"Nein, es ist noch alles in Ordnung", entgegnete er seufzend, bevor er aufstand und sich vor mich stellte.
Vorsichtig griff er nach der Kette, die um meinen Hals hing. Er zog den Anhänger hervor und betrachtete ihn mit einem finsterem Blick.
Mit der Hand umschloss er ihn und sah mir in die Augen.
"Trägst du sie immer?", fragte er mich dann.
"Klar. Das weißt du doch", entgegnete ich mit gerunzelter Stirn.
Er ließ den Anhänger los und nahm meine Hand.
"Gehen wir spazieren?"

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