'18. Kapitel

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"Ray, hör mir zu", sprach ich und strich ihm leicht über die Wange.
Mit dem Kopf zur Seite gedreht sah er zu mir hoch. Ich gab mein Bestes ihn anzulächeln. Man merkte sofort, dass er nur mit halben Bewusstsein anwesend war.
"Es wird alles wieder gut, okay? Versprich mir aber, dass du wieder augwachst, wenn ich dich wecke", sagte ich zu ihm, während meine Augen begannen zu tränen.
Schwach grinste er mich an.
"Ich würde dich sowieso hier draußen nicht alleine lassen", murmelte er.
Mit der Hand reichte er zu meiner, um sie festzuhalten. Seine Hand zitterte, als er meine fester drückte.
Er hatte Angst, das erkannte ich in seinem Blick.
Ich bückte mich zu ihm hinunter und drückte ihn meine Lippen leicht an seine Wange, während ich mit meiner anderen Hand über seinen Hinterkopf strich. Sein Griff lockerte sich und sein Körper wurde augenblicklich schlaff.

Ich zog den Dolch, der an meinem Unterarm befestigt war, hervor und hielt ihn in die Flamme, die ich in meiner Hand erzeugte. So gut es ging versuchte ich mich an Lady Aqaurens Unterweisung zu erinnern. Sie hatte mir öfters erklärt, was in diesen Situationen zu tun war. Aber da ich keine richtige Heilerausbildung wie Ashton absolviert hatte, konnte ich nicht mehr als das tun, was ich für richtig hielt.
Mit der nun fast glühenden Klinge schnitt ich hinein. Selbst Bewusstlosigkeit ersparrte einem nicht den Schmerz, also versuchte ich es so schonend wie möglich zu tun.
Die entzündenen Stellen säubern und was nötig war wegschneiden.
Das tat ich soweit es mir möglich war.
Der beißende Geruch wurde immer stärker, als ich das Messer weglegte und die Hände auf die stark blutende Wunde legte. Ich musste mein Zittern unter Kontrolle halten, während ich die Haut über den klaffenden Schnitt zusammenwachsen ließ. Sobald sie geschlossen war, konnte keine weitere Entzündung entstehen, weshalb ich mich umso mehr ins Zeug legte, sie zu schließen.

Die Bandagen zog ich nochmal fest, bevor ich sie zuband. Meine Hände hatte ich zuvor für eine Weile in heißes Wasser getränkt, damit sie komplett sauber waren. Sowie meinen Dolch, den ich wieder zurücksteckte. Die Finger legte ich an Rays Hals, an dem ich seinen Puls spüren konnte. Jetzt musste ich nur noch warten, bis er aufwachte.
Behutsam griff ich unter seine Schultern und zog ihn zu einem breiten Baumstamm, an den ich mich anlehnte. In einer sitzenden Position legte ich seinen Kopf auf meine Brust und schlang die Arme um seine Schultern.
In dieser kühlen Umgebung hielt ich es für angebracht, ihn durch meine Körperwärme warm zu halten. Also wartete ich, bis er die Augen endlich öffnete.

Ich schrack aus meinem Halbschlaf, als ich spürte, wie Ray sich bewegte. Als ich zu ihm hinuntersah, trafen sich unsere Augen. Eine riesige Erleichterung machte sich in mir breit und ich konnte nicht anders, als ihn fester an mich zu drücken.
"Amber... Das tut weh", beschwerte er sich leise, wehrte sich jedoch nicht.
"Tschuldigung", murmelte ich, während ich mir schnell die Tränen wegwischte, die sich in meinen Augen ansammelten.
"Wie fühlst du dich?", fragte ich breit lächelnd.
"Besser...", grummelte er und streckte sich ein wenig.
"Dann können wir ja bald losgehen", erwiderte ich.
Er nickte leicht und platzierte seinen Kopf wieder auf meiner Brust. Wie es aussah, war er immernoch ziemlich fertig, was natürlich verständlich war. Aber solange er nicht mehr in Lebensgefahr schwebte, war es vollkommen in Ordnung.
Seufzend lehnt ich meinen Kopf gegen die Baumrinde und starrte nach oben. Erst nach einer Weile bemerkte ich, wie nah wir uns doch eigentlich waren. Ihm schien es jedoch egal zu sein, da er überhaupt nichts sagte und die Augen geschlossen hielt. Die Arme hatte er um meine Taille geschlungen, damit er nicht runterrutschte.
Langsam erhitzen sich meine Wangen und ich starrte weiter nach oben, damit er es nicht bemerkte.

Wie langweilig. Das hätte doch ein bisschen interssanter sein können, findest du nicht?

Die Zähne presste ich aufeinander und versuchte die Stimme aus meinem Kopf zu verdrängen.

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt