'01. Kapitel

65 6 12
                                    

"Zen...?"
Livera stand zitternd auf und starrte die beiden ungläubig an.
"Wo ist sie?", entgegnete er eiskalt.
"Du meinst-"
"Wo ist sie?!"
"Ich weiß es nicht", stammelte sie und verstärkte ihren Griff um die blutige Kette.
Zen trat auf seine Mutter zu und wollte die Kette ergreifen, jedoch spürte er klar und deutlich die Präsenz seines Bruders hinter ihm.
Als er sich zu ihm umdrehte, brodelten die Gefühle in ihm vollständig über.
Ranars blutverschmierte Hände erklärten für ihn alles.

"Was hast du mit ihr gemacht?!", schrie Zen ihn an, während er Ranar immer fester gegen die Wand schlug.
"Zen! Beruhig dich doch!", rief der Vize-Vetreter und versuchte ihn an den Schultern zurückzuziehen.
Doch er war nicht mehr zu stoppen.
Völlig außer sich schlug Zen auf seinen Bruder ein, der jedoch mit der selben Aggressivität zurückschlug.
Mit jeweils einer Hand packten sie sich gegenseitig am Kragen und schlugen mit der anderen zu.

"Jetzt reichts aber!"
Die laute Stimme von Livera ließ Zen und Ranar erstarren.
"Ranar! Du sollst doch nicht zurückschlagen!
Und Zen! Erst haust du ab und jetzt verprügelst du deinen Bruder, bevor du irgendetwas weißt! Und wen schleppst du hier denn bitte an?!"
Die Brüder ließen voneinander ab und blickten zu Boden.
"Mein Name ist Don Motrem, Vize-Vertreter aus Core. Wir suchen meine Schülerin", stellte er sich förmlich vor.
"Verstehe. Nun, leider ist sie nicht mehr hier. Die ganze Situation ist ein wenig...eskaliert", sprach Livera und sah zu Ranar, der die Zähne aufeinanderbiss.
"Das ist mir egal! Wo ist sie hin?", schnauzte Zen zurück, woraufhin er einen bitterbösen Blick von seiner Mutter erntete.
"Nicht in diesem Ton, junger Mann"
"Tut mir leid", murmelte Zen und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Wir wissen nicht wo sie hin ist, nur, dass die nicht mehr hier ist. Ihr seid sozusagen an euch vorbeigerannt", brummte Ranar und nahm dieselbe gleichgültige Pose wie Zen ein.

_____

"Du bist so anstrengend", stöhnte Ranar, während er mir meine Handgelenke verband.
"Ich kann nichts dafür", entgegnete ich und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Es ist ja nicht meine Schuld, wenn deine Mami dir noch sagen muss, was richtig und falsch ist"
Er errötete und knurrte leise etwas vor sich hin, bevor er meinen rechten Ärmel hochkrempelte und das schwarze Energiesiegel entblößte.
Er legte einen Finger darauf, sodass innerhalb ein paar Sekunden verschwand und ich das vertraute Gefühl meiner Energie spüren konnte.
"Warum hast du das jetzt gemacht? Das ist ziemlich heikel für dich", fragte ich verwirrt.
"Du trägst bereits ein Siegel, also ist das andere Überflüssig. Aber versteh mich nicht flasch, dein momentanes Siegel ist viel stärker, als das vorhin"
Verdutzt blickte ich ihm hinterher, als er das Zimmer verließ.
Ich hatte keine Ahnung, welches Siegel er meinte. Denn jetzt konnte ich mich wieder frei bewegen und mit meinen Elementen kämpfen.
Doch ich war zu müde, um sofort wegzulaufen.
Also breitete ich mich auf den Kissen aus und schloss die Augen.



Mein Spiegelbild tippte mit den Fingern beunruhigt auf die Scheibe und schien zu überlegen.
Was mir dieses Mal zum ersten mal auffiel, war, dass ich auch in meinem Spiegelbild die Kette um den Hals trug.
Dieser Traum war nun nichts Ungewöhnliches für mich mehr, aber es war etwas anderes, dass mich wachsam bleiben ließ.
Und zwar diese Stimme.

Du könntest jetzt verschwinden!

Ich öffnete langsam die Augen.

Los! Es schlafen alle, jetzt kannst du abhauen.

Verschlafen öffnete ich die Augen auf und blickte in den dunklen Raum, in dem ich zuvor eingeschlafen war. Ich rückte mein Kissen zurecht und drehte mich auf die Seite.
Zwar hätte ich fliehen können, jedoch war ich so müde, dass ich weiterschlief.


New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt