100. Kapitel

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Mit meinem Arm schlug ich lustlos nach der Person, die ihre Hand auf meiner Schulter platziert hatte.
"Komm, steh auf. Ich hab schon Frühstück gemacht", sprach Zen und griff mir unter die Schultern, um mich aus dem Bett zu hieven.
Gähnend stellte ich die Füße auf den Boden und schlich Zen hinterher.

Seit zwei Tagen wohnte ich schon bei Zen, da er mich auf keinen Fall unaufbesichtigt lassen wollte. Dementsprechend begleitete er mich überall hin. Ob es zur Schule, zum Training oder sonstwohin war.
Aber um seine Fürsorglichkeit konnte ich mich nicht beklagen.

"Du bist ja total fertig! Was ist nur mit dir los?", fragte Isana mich, als ich keuchend auf die Knie fiel.
"Das...war nicht ganz...einfach", sprach ich und atmete währenddessen ein und aus.
"Dann machen wir für heute Schluss", sprach sie und sah zu Zen, der mit verschränkten Armen und einger Entfernung bei uns stand.
"An einem persönlichen Wachhund mangelt es dir wirklich nicht", lachte Isana belustigt und zog mich auf die Beine.
"Ja, da habt ihr Recht", entgegnete ich und ging auf Zen zu.

Mit den Kräften am Ende ließ ich mich auf Zens Couch fallen.
Die Sonne war fast schon untergegangen, als ich mich quer auf die Couch legte und die Decke anstarrte. Zen schob meine Beine zur Seite und setzte sich ebenfalls auf die Couch.
"Ich ruhe mich ein bisschen aus", murmelte er und legte den Kopf in die Hand.
Nachdem seine Atemzüge sich reguliert hatten, sah ich auf.
Zen war tief und fest am schlafen.

So leise wie möglich schlich ich aus dem Zimmer in den Flur und schloss die Tür hinter mir.
Es war die perfekte Gelegenheit einen kleinen Spaziergang zu machen. Und zwar alleine.
Ich brauchte meine Privatsphäre, die mir seit drei Tagen nun unterbunden wurde. Auch wenn es nur ein kleiner Spaziergang war, brauchte ich ein wenig Zeit für mich und meine Gedanken.
Zen würde mich wahrscheinlich köpfen, wenn er das herausfinden würde, aber das war es mir wert.

Nachdem ich mir meine Schuhe angezogen hatte, huschte ich nach draußen, wo es langsam dunkel wurde. Mit einem befreitem Gefühl atmete ich die frische Luft tief ein und lief auf die Straße. Leise summend setzte ich einen Fuß vor den anderen und schaute hoch zum Himmel, in dem ein paar Vögel entspannt ihre Runden drehten.
Die letzten Tage waren zwar ziemlich anstrengend, doch ich konnte langsam spüren, wie meine Fähigkeiten sich verbesserten. Jedoch fühlte ich mich jeden Abend total entkräftet.

In meinen Gedanken versunken stand ich auf dem Weg und sah dem Licht der Sonne nach, wie es langsam vom Himmel verschwand.
"So ganz allein hier?", sprach Ranars dunkle Stimme hinter mir, die sich fast genau wie Zens anhörte.
Eiskalt lief es mir den Rücken hinunter, als ich mich langsam zu ihm umdrehte.
In Kampfstellung stand ich vor ihm und sah zu Ranar auf, der mich grimmig ansah.
"Wie's aussieht hast du überhaupt keine Kraft mehr. Ergib dich lieber gleich, bevor du dir noch wehtust", sprach er und trat langsam auf mich zu.
Als ich meine Hand erhob, worüber sich kleine Blitze zu formen begangen, hatte Ranar mein Handgelenk bereits ergriffen, sodass die Blitze sofort erloschen. Jegliche Energie in meiner Hand wurde allein durch seinen Griff abgeschnitten.
Es kam so schnell, dass es mich erstarren ließ.
Ich war nicht nur in einer Zwickmühle, sondern hatte auch panische Angst.

"Das war's fürs Erste", murmelte er.
Er war so schnell, dass ich weder Schmerzen spürte, noch sah, was er getan hatte, bevor alles schwarz wurde.


Das ständige Hin und Her ließ mich die Augen öffnen. Doch ich erblickte nur die Dunkelheit.
Ich lag in einer unbequemen Position mit meinem Bauch auf irgendetwas, das sich bewegte.
Während ich mir die letzten Geschehnisse in meinem Gedächtnis wiederherstellte, überlegte ich, wie ich unbemerkt und so schnell wie möglich verschwinden konnte.
Doch bevor ich irgendetwas tun konnte, landete ich auf dem harten Boden und stöhnte beim dem harten Aufprall auf.
Die Augenbinde wurde mir vom Kopf gerissen und ich erblickte einen dunklen Himmel.
Vor mir Zens Zwillingsbruder, der mich finster anstarrte.
"Da du jetzt wach bist, kannst du auch alleine laufen", brummte er und beugte sich zu mir hinunter, um mir meine Fußfesseln abzunehmen. Um meine Hände befanden sich ebenfalls ein paar Fesseln, die immer wieder gegen meine Haut rieben.

New Life of MineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt