'24. Kapitel

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Der große Festsaal des Schlosses war überfüllt mit Menschen. Überall hingen Fahnen und Flaggen des Sturmesrates oder der verschiedenen Länder von Core Tempestas an den Wänden und der Geräuschpegel war äußerst hoch. Auf einer Erhöhung am Ende des Saales waren mehrere Sessel aufgestellt, in denen Alaric, Isana und Edian sich niedergelassen hatten. Nur ich und Izoma sprachen mit den zahlreichen Gästen, die aus aller Welt erschienen sind. Offiziere, Generäle und teilweise auch Adelige waren alle angereist um das neue Mitglied des Sturmesrates zu treffen. Erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, wie angesehen dieser Rang eigentlich war.
Izoma stand mit verschränkten Armen hinter mir, während ich mich mit einem Führer einer militärischen Gruppe aus Aera-Patriae unterhielt, der auf mich zugekommen war. Da es noch viele weitere gab, die mit mir sprechen wollten, musste ich das Gespräch jedoch kurz halten. Als er sich von mir abwand, erblickte ich in der Menge ein bekanntes Gesicht.
"Eure Majestät!", rief ich durch die Menge und huschte auf ihn zu.
Er drehte sich zu mir um und sein Blick erhellte sich, sobald er mich sah.
König Sesaja, höchster Adel aus Fons in Tempora Annis, der Kontinent nördlich von Core Tempestas. In seinem Schloss hatte ich ein paar Wochen als Garde gedient, was jedoch schon eine einige Zeig zurück lag. Bei ihm stand General Maley, die persönliche Leibgarde seiner Majestät. Er hatte mich wohl noch nie gemocht.
Sesaja hingegen ergriff erfreut meine Hände, die er leicht schüttelte. "Wie schön, dass ich noch eine Chance hatte mir dir zu sprechen!", sprach er lächelnd.
"Für eure Majestät habe ich immer ein paar Minuten Zeit", entgegnete ich grinsend.
"Ich hätte nicht erwartet, dass du schon so schnell den Titel zum Sturmesmeister erhälst. Trotzdem habe ich mich sofort auf den Weg gemacht, als die Nachricht in Fons ankam", begann er.
"Ich fühle mich geehrt, dass ihr hier seid", erwiderte ich und senkte leicht den Kopf.
"Eine wunderbare Rede, die du gehalten hast! Ich habe gehört, dass du dich nicht darauf vorbereitet hast?"
Ein kurzes Giggeln entfuhr mir, bevor ich ihm antwortete.
"Das stimmt, aber was hätte ich auch anderes erwarten sollen?"

Wir waren weiter in einem Gespräch verwickelt, bis Lyndon zu mir trat und mir etwas gedämpft zusprach.
"Die andere Gäste möchten auch noch ein paar Worte mit dir wechseln. Später hast du noch Zeit mit Individuellen zu reden"
Ich nickte, bevor ich mich leicht vor Sesaja verbeugte.
"Entschuldigt mich, es gibt noch ein paar andere, die mich sprechen möchten"
"Natürlich", entgegnete er, woraufhin ich Lyndon folgte.

Ich nippte an meinem Getränk, während ich mich weiter in den Sessel lehnte. Edian kostete von den kleinen Speisen, die vorbereitet wurden, als Isana ihn dazu aufforderte wie Alaric mit den Gästen zu reden. Mehrere Stunden hatte ich hier bereits verbracht und mit mindestens hundert verschiedenen Leuten gesprochen. Jetzt gönnte ich mir eine kurze Auszeit, doch das laute Gerede förderte meine Kopfschmerzen nur noch weiter.

Macht es dir Spaß so angehimmelt zu werden? Es ist eine schöne Sache, die du ausnutzen kannst.

Ich schüttelte leicht den Kopf und massierte mir die Schläfen. So gut ich konnte, ignorierte ich die Stimme und wank Lyndon zu, damit er zu mir kam.
"Bringst du mir bitte noch was zu trinken?", bat ich ihn, woraufhin er mich besorgt anblickte.
"Hast du Kopfschmerzen?", fragte er.
Ich nickte leicht und reichte ihm das leere Glas, sodass er kurz darauf wieder verschwunden war. Ganz allein saß ich nun auf der Erhöhung und versuchte nicht allzu angespannt auf die anderen zu wirken.
"Meisterin Kingston?", sprach eine rau klingende Stimme zu mir.
Ich sah zur Seite, wo Kollon und seine Frau Arya, Ashtons Großeltern, standen.
"Ah, guten Abend", begrüßte ich die beiden lächelnd.
Langsam stand ich von dem Sessel auf und trat vor Kollon, der seine wahren Gefühle hinter seinem strengen Blick verbarg.
"Wie schön, dass sie auch zu meiner Aufnahme gefunden haben", sprach ich, woraufhin Arya Kollon und mich alleine ließ.
Kollon räusperte sich, bevor er weiterredete.
"Es ist erstaunlich, dass du diesen Rang so schnell erreicht hast. Du hast außerordentlichen Respekt verdient. Ich hoffe, dass du dich schnell gut einfindest"
Sein Neid und seine Abscheu waren deutlich zu sehen. Für mich jedenfalls.
"Vielen Dank, das werde ich bestimmt. Es ist schon merkwürdig, wie schnell mein Rang ihren innerhalb einen winzigen Bruchteil ihres Lebens überholt hat", kicherte ich. Es war nicht wirklich meine Art so verspottend zu sein, doch einmal wollte ich ihm für seine Demütigungen eins reinwürgen. Mein Stand erlaubte es mir.
"Es...ist höchst bemerkenswert", murmelte er.
"Dann wünsche ich ihnen noch ein angenehmes, restliches Fest. Ich bin mir sicher, dass Ashton sich freuen wird, wenn sie ihm einen kleinen Besuch abstatten. Der Abend ist noch jung", entgegnete ich lächelnd und ließ mich wieder auf meinen Sessel nieder. Mit diesen Worten hatte ich ihn weggeschickt.
Mit einem triumphierenden Lächeln sah ich ihm nach und lehnte mich zurück. Doch es währte nicht lange, denn in all den Stunden, die ich hier war und unter all den Leuten, mit denen ich gesprochen hatte, war mein Meister kein einziges Mal aufgetaucht.

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