'25. Kapitel

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Tosender Applaus ertönte, als ich von der Hand meines Meisters abließ. Die Funken waren wortwörtlich geflogen und die letzten erstickten nun auf dem Steinflaster. Breit grinsend sah ich zu meinem Meister auf, der ebenfalls kein Schmunzeln unterdrücken konnte.
Doch sobald der Beifall erstummte, ertönte erneut die Musik und Isana kam auf mich zu. Um uns herum befanden sich nun zahlreiche Paare, die mit einem neuen Tanz begannen. Isana schob meinen Meister zur Seite und ergriff dann meine Hände.
"Komm schon. Es möchten noch ganz viele mit dir tanzen", sprach sie und zog mich zu der Schar, die aus dem Festsaal gekommen waren.

Meine Füße schmerzten, als Izoma mich um mich selbst drehte. Da es nun schon ziemlich spät war, waren schon viele, meist die jüngeren, Leute gegangen, jedoch begann für die Erwachsenen nun der eigentliche Spaß. An den Häusern und in den Straßen hingen die Wappen des Sturmesrates überall, die von zahlreichen Lichtern beleuchtet wurden.
"Wie lange muss ich noch bleiben?", fragte ich ihn und bemühte mich, nicht auf seine Füße zu treten.
"Bis alle gegangen sind. Später werden wir wahrscheinlich wieder zum Festsaal zurückkehren"
Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken.
"Möchtest du nicht lieber vorher zu deinem Team?", wollte er von mir wissen.
"Stimmt, zu denen sollte ich auch nochmal", murmelte ich.
"Dann geh, wenn du sie heute noch sprechen möchtest"
Ich nickte ihm zu und tauchte in die nun nicht mehr so zusammengequetschte Menge, auf der Suche nach meinem Team.
Nach ein paar Minuten erblickte ich den auffälligen Rotschopf und steuerte auf ihn zu.
"Ray!", ich zog an seinem Hemd, woraufhin er sich zu mir umdrehte.
Vor ihm stand Tabitha, die sich mit ihm zu unterhalten schien.
"Da bist du ja endlich", entgegnete er und sah mich erleichtert an.
Er fiel mir daraufhin um den Hals, wobei Tabitha mich sanft anlächelte.
Kurz darauf war mein ganzes Team um mich versammelt. Unter meinen Freunden fühlte ich mich direkt viel wohler.

"Vermutlich muss ich noch um die 5 Stunden hierbleiben. Ich habe wirklich keine Lust mehr drauf", brummte ich.
"Daran musst du dich wohl in Zukunft dran gewöhnen", sprach Erzan, als ob er eines Besseren belehrt wurde.
"Hast du meinem Großvater die Meinung gegeigt? Er war ziemlich wütend, als er vom Festsaal zurückkam", wechselte Ashton das Thema.
Kichernd schüttelte ich den Kopf.
"Nein, ich habe nur meinen Stand ein bisschen spielen lassen", erwiderte ich grinsend.
"Du hast noch gar nicht erzählt, wie die Sturmesmeister so sind! Ist Izoma wirklich so verrückt und stark, wie man sagt?", wollte Blaine dann von mir wissen, was mich die Stirn runzeln ließ.
"Was meinst du mit verrückt?", hinterfragte ich ihn.
Blaine und Erzan verwirrt sich fragend an, bevor er sie mir antworteten.
"Izoma hat vor 5 Jahren einen Angriff in Mons geleitet gegen eine gewalttätige Demonstrationsgruppe. Alle ausgebildete Kämpfer. Er war in der Unterzahl, fast alle seine Soldaten sind dabei draufgegangen, aber er hat es unbeschädigt überstanden", erzählte Blaine.
"Vor 3 Jahren hat er sich mit dem Heer aus Tempora Annis angelegt. Nach einer kleinen Auseinandersetzung hat das Heer sich ihm ergeben", fügte Erzan hinzu.
"Seitdem sagt man, dass allein der Anblick seiner Augen einen Angst vor dem Tod machen. Gerüchte gehen auch herum, dass er mit einem einzigen Sturm hunderte platt machen kann. Hier und da schmunzeld man sogar, dass er das aus reiner Blutgier tut. Als Exterminatore hat er seinem Status wohl alle Ehre gemacht ", Ashton sah mich ziemlich besorgt an.
"Ihr habt ihn doch kennengelernt, da müsstet ihr doch wissen, dass das nicht stimmt", widersprach ich den dreien mit verschränkten Armen.
"Ich muss sagen, gerade lieb hat er nicht gewirkt", entgegnete Ray kopfschüttelnd.
"So wirkt er nunmal auf andere. Aber die Leute sind doch viel zu oberflächlich. Er weiß, wie das Leben mit einem spielen kann und was man tun muss, um erfolgreich und stark zu sein. Ich respektiere ihn sehr, er hat mir sehr geholfen"
Izoma hatte wieder recht. Die Leute fürchteten unsere Macht und wir konnten nichts dagegen unternehmen.
"Amber, du bist doch ein Creator, oder?", wollte Blaine wissen.
Ich schüttelte nur den Kopf.
"Izoma hat mich unterrichtet. Wäre ich ein Creator, wäre Isana dafür zuständig gewesen", antwortete ich.
"Das ist...ziemlich komisch", murmelte er eher zu sich selbst.
"Warum?" Fragend blickte ich in die Runde. Nur Erzan sah mich aufmunternd an.
"Du wirkst gar nicht wie ein Exterminatore", sprach Ashton, als würde er es bedauern.
"Und wie sollte ich denn wirken?"
"Nunja, ein wenig wie Izoma. Kaltblütig und voller Hass"
Rays Worte wusste ich für einen Moment nicht zu deuten.
"Nur weil mein Sturm zerstört, bedeutet das nicht, dass ich kaltblütig sein muss. Für mich war es nicht leicht es hinzunehmen, aber ich musste auch einsehen, dass wir genauso wichtig sind wie die Creator. Die kriegen nämlich ihren Hintern nicht hoch, wenn es ernst wird!"
Vielleicht war ich ein wenig zu übermütig geworden, da sie mich kurz erschrocken ansahen.
"Das kannst du doch nicht sagen!", giftete Ray mich flüsternd an.
"Es stimmt aber! Jeder hat viel zu viele Vorurteile gegenüber den Exterminatore, obwohl keiner eine Ahnung hat, was wir durchmachen mussten. Selbst die Creator machen sich lustig", keifte ich zurück.
Schweigen brach zwischen uns an, während ich nur seufzend zu Boden blickte.
"Warum hast du uns nichts erzählt?"
Diese Frage, die Ray mir stellte, hatte ich erwartet. Doch die Antwort darauf würden sie vielleicht nicht verstehen.
"Ich habe selber Zeit gebraucht, um es zu realisieren. Ich durfte es niemanden erzählen, dadurch konnte ich mich auch besser vorbereiten. Letztendlich wollte ich nicht, dass ihr euch Sorgen macht"
Still schauten sie mich an.
"Jedenfalls könnt ihr mich immer in meinem eigenen Arbeitszimmer besuchen kommen", sprach ich grinsend, um von dem unangenehmen Schweigen abzuwenden.
"Du kommst doch immernoch in den Unterricht, oder?", erkundigte Ashton sich grinsend.
"Natürlich. Ich kann meine Schule nicht abbrechen, bevor ich einen Rittertitel habe"

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