13. Kapitel

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Er ließ mich los und ich fiel hart auf mein Gesäß.
"Tickst du noch ganz richtig?! Du sollst sie doch nicht einfach schlagen!", schrie Ashton ihn an.
Langsam erhob ich mich und rieb mir meinen Po.
"Was ist hier los?!", rief Herr Quartel, der vom Hörsaal zu uns gelaufen kam.
Innerlich lachte ich. Das hat man davon, wenn man jemanden grundlos verprügeln will.
Es war irgendwie ironisch, dass er mich erst behutsam gezragen hatte, und mich jetzt verprügeln wollte. Ray stand sprachlos zwischen Ashton und Herr Quartel und sah mich immernoch zornig an.
"Ab zur Obersten", zischte Herr Quartel Ray an.

Dir oberste Vertreterin war sozusagen auch die Schuldirektorin. Da sie kein richtiges Land zu vertreten hatte, übernahm sie, mit der Hilfe vom Vize-Vertreter, die Schulleitung.
Als Ray und Herr Quartel den Weg zum Schloss gingen, zog mich Ashton am Ärmel.
"Alles ok bei dir?", fragte er besorgt.
"Mein Arsch tut weh. Aber sonst...", antwortete ich.
Er lächelte mich kurz an und wir holten zu den andren Beiden auf.
"Das hast du ja gut hinbekommen!", lachte Blaine. "Heute ist das erste Mal, dass er zur Obersten muss, seit wir in der Oberphase sind."
"Er war also schon öfter bei ihr?", fragte ich amüsiert.
"Er is' ein ziemlicher Hitzkopf und kloppt sich mit fast jedem Kerl", sagte Ashton.
"Wir haben uns auch schon geprügelt", lachte Blaine.
Auf einmal schien er mir viel offener als vorher.
"Und...äh, An? Nein Am..."
"Amber", stöhnte Ashton.
"Ja Amber!", sagte Blaine und wandte sich zu mir, "Tschuldige für vorhin. War ziemlich assig von mir dich so zu behandeln"
"Jo, das war es. Aber mach dir keinen Kopf", lachte ich.

Wir öffneten die große Tür zum Aufenthaltsraum. Es war ein großer Raum und die Wände waren mit vielen Farben und Formen bemalt. Überall standen Sofas und kleine Tische. Wir steuerten auf zwei altmodische Sofas, die sich gegenüberstanden und einen blau-türkisen Überzug mit einem kleinen langezogenem Tisch in der Mitte zu.
"Hier sitzen wir immer in den Pausen", sagte Ashton. Ich setzte mich neber Ashton und die anderen zwei mir gegenüber.
"Gibt's eigentlich 'nen bestimmten Grund, warum Ray sich mir so gegenüber verhält?"
"Nun ja...", setzte Ashton an, "Er stammt aus einer reinen Ritter-Familie. Und die Würde spielt eine große Rolle bei den Terra-Rittern.
Bei ihnen gilt man als unwürdig, wenn man sein Element nicht kontrollieren lernt. Außerdem hatte Ray's Familie schon viele Probleme mit Leuten aus... Herkünften, die... sagen wir mal niedrig oder unbekannt sind"
"Niedrige Herkunft?", fragte ich.
"Ja also, nicht aus der besten Umgebung oder Familie aufgewachsen. Oft auch arm. Verstehst du doch, oder?"
Ich nickte.
"Jedenfalls denke ich, dass er all das in dir sieht. Unbekannte Herkunft, keine Ausbildung und da du noch ein Sturmeskind bist, ist das noch ein größerer Skandal. Und er ist ein Hitzkopf", lachte er.
"Mach dir mal keine Sorgen, wenn der dich wieder verprügeln will, helfen wir dir", sagte Blaine.
Ich lächelte die beiden an.
Nur Erzan sagte wieder nichts. Er blätterte in einer Zeitschrift und schien sich nicht für unser Gespräch zu interessieren.
"Und was macht ihr hier so?", fragte ich, um ein Gespräch anzufangen.
"Meistens hören wir Musik, lesen was oder reden. Essen tun wir hier auch", antwortete Ashton.
"Was für Musik hört ihr?", wollte ich wissen.
"Petram hören wir meistens", antwortete Blaine, als er von seinem Buch aufsah, das er aus seiner Tasche geholt hatte.

Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Wieder musste ich mich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Ich war so glücklich, dass es auch hier sowas wie Hard Rock gab.
So saßen wir da ganz gechillt und gingen unseren Tätigkeiten nach. Erza und Blaine lasen, Ashton aß etwas und drückte auf seinem Tastenhandy rum. Ich war heilfroh, dass es hier auch Handys gab, zwar nicht ganz wie bei uns aber wenigstens gab es welche.
Zum Glück hatte ich auch noch mein Ladekabel dabei gehabt, sonst hätte ich mein Handy gar nicht mehr benutzen können.
Ich holte einen Block und einen Bleistift aus meinem Ranzen raus und lehnte mich mit dem Rücken an die Armlehne. Die Füße hatte ich auf dem Sofa.
Ich wusste nicht genau, was ich zeichnen sollte, also entschied ich mich, Ashton, der vor mir saß, zu zeichnen. Ich hatte meinen Spaß an Gesichtern, da ich manchmal wahnsinnig wurde, wenn ich sie zeichnete.
Ich zückte den Bleistift und legte los. Da Ashton sich die ganze Zeit bewegte, war es schwer, ihn richtig hinzubekommen.
Trotzdem schaffte ich es, sein seitliches Profil zu zeichnen, sodass man erkennen konnte, wer es war.
Während ich zeichnete, musste ich immer wieder zu ihm hochgucken. Als ich beim letzten Schliff war, bemerkte Ashton, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt hatte.
"Is' was?", fragte er
"Hab ich gesagt, du sollst dich bewegen?", murmelte ich. Er hatte sich gerade eben nicht bewegt, was mir sehr gelegen kam.
"Was machst du denn da?", fragte er und stand auf um auf meinen Block zu schauen.
"Du hast mich gezeichnet? Das sieht echt krass aus...", sagte er verwundert über mein Talent.
In dem Moment klingelte es zur nächsten Stunde.

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