65. Kapitel

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"Muss das so fest sein?", fragte ich, während ich mein Gesicht verkrampfte.
"Du wirst dich noch daran gewöhnen", entgegnete er und drückte das eiserne Armband weiter zu. Es machte zum zehnten Mal ein klickendes Geräusch, wobei er einen winzigen Schlüssel in einem der zehn klitzekleinen Schlüssellöcher umherdrehte. Skeptisch betrachtete ich das schwere Armband an meinem Handgelenk und seufzte.
"Und dieses Ding soll mich im Zaum halten?"
"Dieser Ring setzt bei einem Ausbruch negativer Energie elektrische Ladungen frei, welche dich dann in Sekunden unschädlich machen. Das ist von nun an unerlässlich", erklärte er mir erneut und legte den Schlüssel in eine der Schubladen seines Schreibtisches.
Es war der Tag nach meiner Entlassung. Wir befanden uns im Büro meines Meisters, diesmal früher als sonst.
"Für die nächste Woche lasse ich dich krank schreiben. Du solltest dich ausruhen und deine Gemüter abkühlen lassen", sprach er, während er sich wieder seiner gestapelten Arbeit zuwand.
"Und was sollte ich eurer Meinung nach tun?"
"Was weiß ich? Unternimm etwas mit deinen Freunden oder so. Was Jugendliche in deinem Alter nunmal tun", entgegnete er mir.
"Denn wenn diese Woche vorbei ist, wirst du einiges mit dir zu tun haben müssen"
Nachdem ich mir eine paar Kekse aus der Keksdose stibitzte, die immer auf dem Schreibtisch stand, verließ ich sein Büro und ging die Treppen runter. Währenddessen zückte ich mein Handy und ging meine Kontaktliste durch.
Ich wählte eine der Nummern aus und hielt mir mein Handy ans Ohr.

"Was ist?"
"Hast du heute Abend Zeit?"
"Ja, wieso?"
"Dann ruf die anderen an. Wir gehen heute feiern"

Ich richtete noch einmal meine Jacke und strich mir ein paar Haarsträhnen hinters Ohr. Es war fast dunkel draußen, als ich auf die Straße trat. Keira kam mir schon in die Arme gelaufen und gab mir ihre Begrüßungsumarmung.
"Ich bin so aufgeregt! Das ist das erste Mal, dass ich sowas mache!", kicherte sie munter, während wir nebeneinander hergingen.
"Das ist schonmal eine gute Einstellung", sagte ich lächelnd.

Ein wenig später stießen wir zu den anderen. Alle möglichen Leute tummelten sich vor den Eingang des öffentlichen Celevra. Sozusagen ein Club, der um diese Zeit gut besucht war. Etwas verloren lief Susan durch die Mengen. Ihr Gesicht hellte sich auf, als sie uns erblickte.
"Da seid ihr ja!", rief sie uns zu und kam auf uns zugelaufen.
"Haben wir dich etwa warten lassen?", fragte Keira verunsichert.
"Nein, nein. Ich bin erst angekommen", antwortete sie und lächelte sanft.
"Hast du schon Scarlett gesehen?", fragte ich sie.
"Nein, noch nicht"

Kurz darauf entdeckte ich sie, wie sie mit ihrem Freund an der Hand umherirrte. Nachdem wir uns alle zusammengefunden hatten, gingen wir in den größten dunklen Raum, der bereits mit vielen Leuten gefüllt war.
Musik wurde durch das Gebäude gaballert und ich musste die anderen anschreien, damit sie mich verstanden.

Nachdem ich mein Team gefunden hatte, besorgten wir uns was zu trinken. In Core Tempestas war der Konsum von Alkohol schon ab 15 Jahren erlaubt und da ich älter aussah, als ich eigentlich war, forderte mich niemand dazu auf, mich auszuweisen. Generell waren Feste hier Alltag.

Ein wenig eingeschüchtert nippte Keira an ihrem Drink und sah nervös durch den Raum.
"Was ist denn los, Keira?", fragte ich sie.
"N-nichts...", murmelte sie kaum verständlich.
"Ach komm!", rief Scarlett und schlug mit der flachen Hand auf ihren Rücken, "Amüsier dich doch mal!", rief sie, bereits ein wenig angetrunken.
Dann ergriff Scarlett Keiras Handgelenk und zog sie in die Menge. Ashton grinste belustigt, während er ihnen nachsah.
"Wollen wir dann auch?", fragte Ray uns. Erzan schwieg und sah genervt umher, als wolle er eigentlich gar nicht hier sein.
"Dann los!", rief Blaine und packte Erzan an den Haaren, um ihn vom Sitz zu schleifen. Ihn mit den übelsten Schimpfwörtern beleidigend wehrte sich Erzan so gut es ging von Blaines Griff.
Ich lachte lauthals bei diesem Anblick auf.
Dies war das Letzte woran ich mich erinnerte.

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