71. Kapitel

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"Hier, ich schnalle es dir an den Rücken und deine Monution behälst du in den Innenseiten", sprach mein Meister, während er mir mein neues Scharfschützengewehr mit einem Ledergürtel quer über die Brust schnallte.
Ich gähnte als Antwort, bevor ich mich zu ihm umdrehte.
Er legte mir die Hände auf die Schultern und sah mir direkt in die Augen.
"Du weißt, es ist ein ganz wichtiger Auftrag. Ihr seid zwar nur im Hintergrund aktiv, aber genauso wichtig. Besonders du musst unseren Truppen helfen"
"Ich weiß, Meister", antwortete ich.
"Es liegt an euch die gegnerischen Truppen zu finden und festzunehmen"
"Ich weiß, Meister", antwortete ich.
Dieses Gespräch hatten wir in zwei Tagen mindestens schon 100-Mal und jetzt kurz bevor unserem Aufbruch, legte mein Meister sich nochmal richtig ins Zeug.

Wir waren auf dem Weg zum Schlossplatz, wo sich eine größere Gruppe von Rittern bereits versammelt hatte.
Vor den Torflügeln, die nach draußen führten, blieb mein Meister abrupt stehen. Überrascht drehte ich mich zu ihm um und fragte: "Was ist los?"
"Es wird gefährlich", sprach er und trat auf mich zu, "Also pass auf dich auf"
"Keine Sorge", lachte ich, "Ihr habt mich doch ausgebildet"
Ich öffnete die Arme, um ihn zu umarmen. Etwas zögerlich erwiderte er die Umarmung, bevor ich mich löste.
"Bis dann, Meister", verabschiedete ich mich und öffnete einen der Torflügel.

Ich war ziemlich erstaunt über die Leute, die hier anwesend waren. Es reichte von einer Auszubildenden wir mir bis zu einem der hohen Offiziere, die den Auftrag leiteten.
Ich hastete zu meinem Team, das in voller Ausrüstung bereit stand.
Es waren mindestens 20 Kutschen, die uns nach Terra-Patriae brachten. Scarlett und ihr Team waren ebenfalls dabei.

Nach einem Tag Kutschenfahrt kamen wir an der steinigen Klippenlandschaft im süd-östlichen Terra-Patriae, wo angeblich die feindlichen Truppen ihr Quartier errichtet hatten und die Hitze fast unerträglich war.

"Wir teilen uns in drei Hauptruppen auf. Die Erste, angeführt von mir, wird die Suchaktion starten und die gegnerischen Truppen aus ihrem Versteck locken. Die Zweite hält sich als Verstärkung hinter dem Klippenkamm bereit und beobachtet weitere Ereignisse. Die Dritte wird einen Sicherheitsabstand zu den zwei anderen Gruppen nehmen und aus der Ferne Unterstützung liefern. Unter anderem Kontroll-Angriffe zu unserem Vorteil und Heilungsaktionen. Weitere Informationen erhaltet ihr bei euren Offizieren. Und jetzt los!", rief Offizier Kuraz, woraufhin wir uns trennten und dem Mann entgegenliefen, der mit verschränkten Armen vor einem nahegelegenem Klippenvorsprung wartete.
Nervös stellte ich mich neben Scarlett, die genauso aufgeregt zu sein schien wie ich.
"Ihr werdet euch in eure Teams aufteilen und jeweils eine vorgesehene Position einnehmen. Zwei von euch werden die erste Gruppe bei ihrer Aktion beobachten und von der Ferne unterstützen. Die anderen zwei werden für feindliche Angriffe in eurer Nähe Ausschau halten und rechtzeitig bescheid geben. Wir können euch eure Sicherheit nicht garantieren, aber es ist oberste Priorität, dass ihr euch in Sicherheit bringt. Es gilt sofortiger Rückzug, wenn die Feinde eure Posten übernehmen!", verkündete er und zeigte auf den steilen Weg, der auf den Berg führte, auf dem unsere Posten festgelegt waren und sich fast wie ein Turm in die Höhe schoss.
"Abmarsch!", rief er.
"Viel Glück", sprach Scarlett mir zu und drückte meine Hand.
"Euch auch", erwiderte ich schief grinsend und steuerte auf mein Team zu.

In guten 50 Meter Höhe lag ich auf dem Felsvorsprung, mit der gähnenden Tiefe genau vor mir. Die Hitze machte mir zu schaffen und ließ meine Sicht teilweise verschwimmen. Ray kniete neben mir und hatte den Blick auf die Punkte unter uns gerichtet, die die feindlichen Truppen aus ihrem Versteck lockten. Mit diesem Einsatz bewahrten wir die benachbarten Städte vor möglichen Überfallen und Ähnlichem. Jedoch hatte ich ein ziemlich mulmiges Gefühl im Bauch, da es unter mir nichts außer Luft und den Boden gab, den ich nach ein paar Sekunden freien Fall erst erreichen würde. Auf der anderen Seite des Berges war es aber noch schlimmer, denn dort konnte man den Boden gar nicht mehr erkennen.

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