56. Kapitel

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Das Stampfen durch den Flur weckte mich schon bevor es an meiner Tür hämmerte. "Aufstehen!", wurde es bei jedem Türhämmern gerufen. So wurden alle, die in der Gardenstation schliefen geweckt.
Ich hasste mein Leben und alles und jeden, als ich mich mühsam aus dem Bett quälte.
Während ich mich im dunklem fertig machte, klopfte es wieder an meiner Tür.
"Was?!", rief ich.
Die Tür wurde geöffnet und Palya schaute hinein.
"Mach doch das Licht an! Du siehst ja nichts!", sagte sie und schaltete das Licht an. Es fühlte sich so an, als würden meine Augen verbrennen, während Palya mit mir sprach: "Unten gibt's gleich Frühstück, dann wirst du für deine erste Führung im Schloss abgeholt"
"Ja...", murmelte ich und versuchte mir nicht in die Augen zu stechen, als ich mir die Wimpern tuschte.

Das Frühstück bestand aus Brot und irgendwelchen Aufstrichen. Da ich morgens fast nichts aß, zwang ich wenigsten ein Stück Brot in mich hinein, bevor ich mich nach draußen in meiner blauen Uniform begab. Die Haare hatte ich zum Zopf gebunden und meine Augenringe hatte ich einigermaßen versucht mit Schminke zu überdecken.
Ich lehnte mich an die Wand des Hauses und war kurz vorm Einschlafen.
"Kingston!", rief Maley.
Ich zuckte zusammen und stellte mich gerade vor ihm hin.
"Ich dulde keine Schwäche am Morgen, Kingston. Da du neu bist, sehe ich noch von einer Bestrafung ab. Nun komm, deine Schlosstour wartet", sprach Maley und drehte sich um. Ich folgte ihm zu dem riesigen Platz, an dem ich begeistert stehen blieb.
Das gläserne Schloss reflektierte die ersten Sonnenstrahlen, die den Himmel erhellten. Man konnte jedoch nicht durch das Glas sehen, dass die Wände bildete.
"Wir haben einen Zeitplan, also beeil dich!", rief Maley und marschierte voran. Ich rannte ihm hinterher und trat in das riesige Glasschloss ein.
Im Innerem verlief ein kleiner Teich, der an den Wegen entlang lief. Die vielen weißen Säulen und die riesigen Portraits von der Königsfamilie verleihtem dem Ganzen eine noch majestätischere Aura. Der Boden war mit einem kunstvoll blauem Teppich ausgelegt, der durch den ganzen unteren Stock verlief. Garden, Diener und Beamte liefen in Ströhmen durch das Schloss und rannten mich fast um.

Mir wurde Esssäle, Ballsäle, Amtszimmer, Küchen, Dienstzimmer, Konzerthallen und viele andere Räume und Hallen gezeigt. Als letztes wurde mir der Thronsaal gezeigt.
Und dieser war der beeindruckenste Saal, den ich soweit gesehen habe. Zwei hölzeren Torflügel führten zu dem großen Saal, dessen Boden aus weißem Mamor gearbeitet wurde. Ein langer blauer Teppich führte gradeaus zu den Treppen, die zu einer Erhöhung am Ende des Saals führten, der mit einer halben Glasskuppel umgeben war. An den Wänden vor der Erhöhnung hingen die Bilder von den voherigen Königen dieses Reiches.

"Nun, da du jetzt alles gesehen hast, beginnt jetzt deine erste Schicht", sagte Maley und teilte mir schon die ersten Aufgaben zu.
Die ersten zwei Stunden rannte ich unerlässlich durchs Schloss, schleppte irgendwelche Sachen herum, gab sie anderen Leuten, erhielt nochmeht Kram, den ich wieder verteilen musste, brachte meinen Vorgesetzten ein Getränk, das mich sehr an Kaffee erinnerte und half in der Küche fürs Mittagessen.
Während ich durchs Schloss rannte, betrachteten mich die meisten mit abschätzigen und verachtenden Blicken. In der Küche fand ich bei den Köchen und Kochhilfen ein wenig Wertschätzung. Im gegensatz zu den anderen Beamten und Garden waren sie sehr hilfsbereit und freundlich. Jeder andere mied mich und sprach mit größtem Widerwillen und Abweisung mit mir.
Es war kurz nach 9 Uhr, als ich in meinem Marathonlauf durch das Schloss von Maley aufgehalten wurde.

"Kingston! Seine Majestät wartet auf dich!", rief er mir zu, als er auf mich zutrat. Völlig verdutzt blieb ich mit dem Karton in den Armen stehen.
"Wie? Warum wartet er auf mich?", fragte ich verwirrt.
"Sag mir bloß nicht, das du es nicht gewusst hast! Du wurdest von ihm persönlich ausgewählt hierher zukommen! Deine Dankbarkeit solltest du zum Ausdruck bringen", fauchte er mich an und riss mir den Karton aus den Händen.
"Jetzt folge mir zum Thronsaal!"
Auf den Weg dorthin breitete sich erneut dieses schwarze Loch in meinem Bauch aus, während Maley mir erklärte, wie ich mich vor König Sesaja zu verhalten hatte. Ich hatte mich kein bisschen darauf vorbereitet und wurde mit jeder Sekunde nervöser. Hier wurde der Adel fast noch vergöttert und ich sollte einer Person wie ihm gegenübertreten.
Das konnte heikel werden.

Maley klopfte dreimal an einem Torflügel an, bevor er ihn aufzog. Mit einer Hand drückte er mich hinein und schloss den Torflügel wieder hinter mir zu. Verunsichert schaute ich zurück und richtete meinen Blick dann auf die Person, die auf dem großem Thron saß. So gerade wie möglich trat ich vor die Stufen und fiel dann auf mein rechtes Knie und überkreuzte die Arme vor der Brust.
"Erhebe dich", ertönte die sanfte Stimme, die mich nach oben blicken ließ.
Der Mann der auf dem Thron saß hatte alleine durch sein Aussehen eine unglaubliche Ausstrahlung. Die dunkelblauen, glatten Haare öffneten sich wie bei einem Vorhang vor seinem Gesicht und fielen ihm über die Schultern. Seine schönen, fast femininen Züge ließen ihn wie einen Engel wirken. Ein blauer Umhang lag auf seinen Schultern, ließ jedoch freien Blick auf seine kunstvollen Gewänder darunter.
Mit einem sanften Lächeln betrachtete er mich, als ich mich völlig verzaubert erhob. Ich verbeugte mich und sagte: "Eure Majestät. Ich bin A-"
"Amber Elizabeth Sapphire Millicent Kingston", beendete er meinen Satz.
Ich nickte und schaute ihn mit großen Augen an.
"Wie schön dich endlich kennenzulernen", sprach er immernoch lächelnd.
"Die Freude ist ganz meinerseits", erwiderte ich lächelnd.
Ein kurzes Schweigen herrschte, bevor ich den Mut fand, ihm meine Frage zu stellen.
"Dürfte ich fragen warum ihr mir einen Antrag zugestellt habt?", fragte ich ein wenig unbehaglich.
"Natürlich", lachte er, "Als ich erfuhr, dass das neue Sturmeskind ihren Weg in die Welt gefunden hatte und ich sah, wie sie das More-Tunier gewann, musste ich sie kennenleren"
"Das freut mich zu hören, jedoch bin ich vielleicht nicht so besonders wie ihr es erwartet habt", sagte ich.
"Jemanden wie dir stehen alle Türe offen. Es war keine Frage mehr, dass du herkommst", erwiderte er lächelnd.
"Nun bin ich hier. Was habe ich jetzt davon?", fragte ich ihn verwirrt.
"Meinen Dank. Die nächsten Tage werden nicht einfach für dich, aber ich hoffe, dass du Gefallen an dieser Sache findest"

Zerstreut trat ich aus dem Thronsaal. König Sesaja freute sich anscheinend mehr über mein Dasein, als ich es tat. Nur verstand ich nicht was so besonders an mir war, dass er mir Moralpredigten darüber hielt, wie schön es sei, mich als eine der Garden zu haben. Trotzdem war ich noch total fasziniert von ihm.
Ungeduldig wartete Maley schon vor dem Thronsaal um mich über meine nächsten Tätigkeiten zu infomieren.

Die weiteren Stunden stand ich vor Sälen und rannte wieder durchs Schloss, bis mein erster Arbeitstag vorbei war. Als ich wieder zurück zur Gardenstation lief, kam Hashero mit seinen Kumpanen auf mich zu.

"Wie es aussieht hast du den ersten Tag überstanden", lachte er spöttisch.
Schweigend ging ich an ihm vorbei, wurde jedoch am Arm gepackt.
"Wenn ich schon mit dir rede, solltest du mich gefälligst nicht ignorieren!", zischte er mich an.
"Oh, jetzt hab ich aber Angst", sagte ich mit einem schiefem Grinsen im Gesicht.
"Die Angst ist berechtigt", sagte er mit finsteren. Ausdruck.
"Und was willst du jetzt machen?", fragte ich lachend.
Mein Lachen erstummte, als er mir die Spitze seines Floretts an die Kehle hielt.
"Ich muss dir wohl beibringen, wie du dich zu verhalten hast", sagte er mit einem spöttischem Blick.
"Ein bisschen Spaß schadet nie", lachte ich und zog blitzschnell meine Pistolen hervor.

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