83. Kapitel

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Keuchend klammerte ich mich an die Stange über mir, während der Professor in Sachen Kampfsport mich mit einem stechenden Blick durchbohrte.
Während die anderen Jungs sich heiter hochzogen und wieder runterließen, hatte ich Schwierigkeiten, mich überhaupt hochzukriegen und schwitzte schon in Strömen.
"Was ist los mit dir, Sapphire?! Streng dich an!", rief mir Professor Rein zu.
"Entschuldigung...", stöhnte ich und versuchte mich mit erneut gesammelter Kraft hochzuziehen.
Erzan, der an der Stange neben mir hing, war schon weit über den 50 Pull-ups und schaute mich entschuldigend an.

Professor Rein seufzte leise und rief: "Das reicht! Zur nächsten Übung!"
Alle ließen von den Stangen ab und stellten sich in einer Reihe auf.
Die Liegestütze brachten meine Arme nur noch mehr zum brennen, sodass ich am liebsten einfach nur auf dem Boden gelegen hätte, anstatt mich immer wieder hochzudrücken.

Nach dieser qualvollen Einheit voller Kraftübungen, stand ich schwer atmend in der Reihe und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
Professor Rein klatschte in die Hände, um zu signalisieren, dass er etwas zu sagen hatte.
"Jetzt da wir uns aufgewärmt haben, können wir mit euren Techniken fortfahren, bei denen wir gestern abgebrochen haben"

Jeweils zwei Jungs stellten sich gegenüber und fingen an, sich gegenseitig zu attackieren.
"Alles in Ordnung mit dir?", fragte Erzan mich.
"Ja... Gib mir...einen Moment", gab ich von mir und versuchte zu Atem zu kommen.
"Los, Sapphire! Zeig mir was du kannst!", rief Professor Rein laut und klatschte mir fest auf den Rücken.
"Müssen wir eine bestimmte Technik anwenden?", fragte Erzan den Professor.
Er überlegte kurz und kratzte sich über den Kopf.
Professor Rein war um die 50 Jahre alt und trug einen edlen schwarzen Jogginganzug und hatte dunkelbraune Löckchen, die er kurzgeschnitten hatte. Kurze Bartstoppeln zierten sein kantiges Gesicht und seine fast schwarzen Augen schauten grübelnd auf den Boden.
"Wie wäre es mit einem Zweikampf? Dann kann ich sehen, was ihr alles könnt"
Innerlich verfluchte ich ihn.

Erzan war richtig schnell und hatte unglaublich gute Reflexe, sodass ich große Mühe hatte, ihm auszuweichen oder ihn zu treffen.
Im Faust- und Nahkampf war ich durch das Training mit meinem Meister sehr fortgeschritten und Erzan war für mich ein ausgeglichener Gegner, mit dem ich mich messen konnte.
Durch meinen neuen Körper sah ich zwar männlicher aus, war aber keinenfalls stärker, daher war ich Erzan noch körperlich unterlegen.
Deswegen musste ich auch mit meiner Schnelligkeit und Technik punkten.

Nach 10 Minuten intensiven Nahkampfes trieften wir mit Schweiß und ich konnte kaum noch aufrecht stehen. Ich hatte noch nicht mal bemerkt, dass sich die ganze Klasse um uns herum versammelt hatte.
"Ich bin beeindruckt", lobte Professor Rein uns und klopfte mir auf den Rücken, sodass ich fast nach vorn fiel.
Die Jungs lachten bei meinem Versuch, mich im Fall aufzufangen und nicht hinzufallen.
Als ich dann trotzdem auf dem Boden gelandet war, lachte ich mit ihnen über mich selbst.

Ich knöpfte mir mein Hemd zu und band mir meine Krawatte zu. In der großen Umkleide zogen sich die jungen Männer aus meiner Klasse um und ich wusste nicht wohin ich schauen sollte. Denn es sah gar nicht mal alles so schlecht aus. Erzan rubbelte mit seinem Handtuch seine Haare trocken, nachdem er aus der Gruppendusche kam, in die ich mich bewusst nicht begeben hatte.
Mein Blick blieb einen kurzen Moment an seinem Oberkörper stehen, der sehr gut gebaut war.
Schnell schaute ich wieder weg, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
"King war der Name, ja?", fragte ein hellblonder und freundlich aussehender Junge, der mich aus haselnussbraunen Augen ansah.
"Ganz richtig", antwortete ich ihm schief grinsend.
"Ich bin Conn", stellte er sich vor und klopfte einmal mit seiner Faust auf seine Brust, die vollkommen entblößt war.
"Freut mich, Conn", begrüßte ich ihn und griff zu meiner Überweste.

Ich unterhielt mich eine Weile mit Conn und schließlich kamen noch ein paar andere Jungs dazu, die an meiner Herkunft und meinem Kampfstil interessiert waren. Eigentlich hatte ich mir diese Jungs arroganter und hochnäsiger vorgestellt, aber sie waren doch sehr nett und höflich.

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