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Der Ausflug war dann doch noch recht entspannend. Wir brauchten zwar etwas um auf andere Gedanken zu kommen, aber die Natur brachte uns nach und nach runter. Die Gedanken schweiften ab. Und die frische Luft und die Geräusche des Waldes taten wirklich gut.

"Und das ist also deins. Natur. Büsche, Bäume, Dreck." Dabei setzte er ein nekisches Grinsen auf.

"Es ist mehr als das. Hör doch einfach mal hin. Spür das was um dich rum ist. Die frische Luft. Das Gezwitscher. Die Grillen. Ab und zu eine Eule, oder Krähe. Und zu jeder Stund. Zur jeder Jahreszeit, ändert sich immer wieder das aussehen. Der Geruch. Die Geräusche. Sie ist so wandelbar und faszinierend. Wie Magie. Ja, Natur ist magisch. Und das ist nur ein kleiner Teil der positiven Dinge." Er lächelte und atmete kurz etwas schwerer. Das Lächeln sah aus, als würde ihm was klar werden. Er schaute mich dann auch so merkwürdig an. Ich konnte diesen Blick einfach nicht deuten. Er wechselte auch schnell das Thema und war plötzlich wieder etwas anders drauf.

"Hast du eigentlich Ziele im Leben? Beziehungsweise die hat ja eigentlich jeder. Hast du bestimmtes im Sinn, wie dein Leben laufen sollte?"

"Mh ... eigentlich nicht. Ich schau was mir der nächste Tag bringt. Vorrausplanen kann man eh nicht. Es kann immer was schief gehen. Was dazwischen kommen ... klar, ich hatte sowas wie Träume. Aber die habe ich aufgegeben. Mach das beste aus dem was du hast. Das ist mein Motto." Er schaute nachdenklich. Schien nicht begeistert von dieser Antwort.

"Gibt es nichts wofür du lebst. Warum du überhaupt aufstehst. Arbeiten willst. Etwas wofür du kämpfen würdest?" Ich lächelte verträumt. Doch, jetzt schon. Dachte ich mir. Chase. Aber das wollte ich in dem Moment nicht zugeben.

"Sag schon! Da muss es doch was geben was dich unglaublich reizen würde." Ich überlegte nochmals und ja. Wenn ich an meine Kindheit denke. Da hatte ich tatsächlich ein großes Vorhaben. Ein Traum, der mich lange begleitete.

"Eine Weltreise. Jede Kultur kennenlernen. Ihre Bräuche, dass Essen. Die Natur wie unterschiedlich sie in den vielen Ländern ist. Das Leben. Die Natur. Das was uns gebar und ernährt. Wie es damals war. Die Geschichte alter Völker. Die Erde ist rin wundervoller, großer und aufregender Spielplatz." Wieder dieser Blick. Er zog mich zu sich und gab mir wieder dieses Familiäre Gefühl. Er küsste meine Schläfe. Lächelte und schien zufrieden. Ich verstand dies gerade nicht. War irgendwie perplex.

"Wenn du willst zeige ich dir mal meine Welt. Ein ganzen Tag lang.  Morgens bis Abends. Wenn ich wieder Arbeiten bin. Ich glaube, du würdest dich nicht Wohlfühlen. Du bist ja schon bei einem Essen nervös geworden und wolltest weg."

"Wenn du das weißt, warum versuchst du es noch? Deine Welt ist mir so fremd, wie meine dir." Er erwiderte nichts. Ich wollte aber eine Antwort. Daher hakte ich nach.

"Adrian? Gibt es da ein bestimmten Grund? War das mit den Gefühlen eine Ausrede?" Er lief einfach weiter. Aber ich stellte mich irgendwann vor ihn.

"Sag schon!" Forderte ich dann und presste meine Hände gegen ihn, damit er stehen blieb.

"Ich werde nicht aufgeben, bist du ..."
Er unterbrach mich. Packte mich am Kiefer. Etwas unsanft. Ließ schnell aber wieder locker, als er mein erschreckendes Gesicht sah. Die Seite kannte ich noch nicht von ihn.

"Ich ... Ich weiß es nicht! Ich habe das Bedürfnis mich um dich zu kümmern. Will dir alles geben was du willst. Aber irgendwie fehlt mir was. Ich fühle das da was ist, was mich an dich bindet, aber ... ich kann es nicht erklären, warun ich kämpfen will. Es macht kein Sinn. Ich rede mir ein das da mehr sei. Deswegen ... immer wieder ..." er schnappte meine Hände, die noch immer auf seiner Brust lagen und starrte mich an. Er kam kurz näher. Ich hatte Angst, er würde es wieder versuchen. Er merkte das ich mich entfernen wollte und ließ los.

"Wir sollten wieder fahren." Er schien wieder enttäuscht. Er war mir momentan genauso ein großes Rätsel wie Chase. Die beiden sind komplexer als ich dachte.

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Wir waren den Tag noch was essen und kurz in einer Videothek. Das es sowas noch gibt? Ich schalte lieber den PC an und gucke Youtube, oder Netflix, Prime und wie die alle heißen. Ich konnte ihn auch zu sowas überreden. Wer geht noch in ein Verleih?!

Ich war dann bei denen das erste mal im Wohnzimmer ... oder was auch immer das war. Ein riesen Raum. Nicht nur eine TV Ecke gab es da, sondern ein Billardtisch und eine kleine Bar. In einer nische gab es auch Bücher. Es sah gemütlich aus. Der Blick durch die große Glasfront war herrlich. Eine große Terrase war dort zu sehen, direkt vor einem Wald, der ein paar Schritte entfernt in die höhe rakte.

"Und? Hat die Dame einen bestimmten Wunsch?" Ich grinste und wollte irgendwie kein Film mehr gucken. Ich schaute grinsend in seine Richtung dann zum Billardtisch.

"Dein ernst?" Er wusste ja nicht, wo ich vorher gearbeitet habe. Eine große Spielhalle. Man könnte es fast schon Casino nennen. Daher hatte ich sowas voll drauf. Sie hatten da alles. Auch Billardtische.

"Denkst du, du kannst mich schlagen? Hier im Haus bin ich der Kugelkönig." Prahlte er.

"Na wenn das so ist. Dann verneige ich mich und entschuldige mich schon mal, dass ich dir gleich deine Krone entreißen werde." Ein nekischer Blick ging in seine Richtung. Dieser wurde mit dem gleichen erwidert.

"Ladys first!" Dann bat er mich zum Tisch. Mit erhobenem Haupt lief ich stolz und selbstsicher zu diesem.
Ich schnappte mir ein Kö. Er legte die Kugeln bereit und wollte das ich anfange.

"Wieder Gentleman?"

"Nein, nicht ganz. Aber der Verlierer fängt immer an." Ich schmiss ihn einen gleichgültigen Blick rüber. Er kann ruhig seine Witze reißen. Aber in diesem Spiel werde ich ihn vernichten!

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