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Bald vier Stunden. Und wir waren erst mit dem Amazonas fertig. Man braucht da schon ein Wochenende um den Garten in Ruhe zu betrachten. Er wurde aber in der Besichtigung komisch. Schien auch manchmal etwas abwesend zu sein. Und dann wieder sehr aufmerksam. Zum Schluss war er ganz und gar mit seinem Kopf woanders. Ich wollte dann abbrechen.

Er hatte dann auch Hunger und wollte mit mir was in dem erwähnten Restaurant essen. Kurz nach zwölf liefen wir dort hin. Es war voll. Ich hatte irgendwie keine Lust, aber ihm machte es natürlich wieder nichts aus. Ich zierte mich etwas. Er wurde angestarrt. Die Mädels schienen ihn sehr interessant zu finden. Das war mir wiederum unangenehm. Er stach auch ziemlich aus der Menge raus. Wer zieht schon ein Anzug an, bei so einem Ausflug. Er sieht immer wie geleckt aus. Ich blieb dann irgendwann einfach stehen. Er schaute mich verwundert an.

"Was ist? Stimmt was nicht?" Dann tuschelten ein paar Mädels an dem einen Tisch und schauten zu uns rüber. Er bemerkte dies wohl. Er nahm meine Hand in seine und zog mich näher an sich. Ich fand das alles nicht so lustig und die Mädels waren wohl plötzlich sehr perplex.

"Such dir schon mal einen Tisch. Ich komme gleich nach." Oh nein, jetzt lässt er mich auch noch allein. Ich schaute mich etwas irritiert um. Ich fühlte mich beobachtet. Aber diesmal nicht nur von den Mädels. Ich zog mich in die hinterste Ecke zurück.

Nach knapp fünf Minuten kam er wieder. Er schaute sich nach mir um und erblickte mich ziemlich schnell in meiner Ecke. Wie ein Model, zog er die Blicke ein weiteres Mal auf sich. Ich sah dann von weiten wie ein Mädel auf ihn zukam und ihn ansprach. Sie lächelte und Kicherte ständig. Er schien auch relativ angetan. War ziemlich freundlich. Ich sah auch ihn charmant lächeln. Irgendwie war ich genervt. Aber nicht weil er anscheinend flirtete, sondern mich dabei sitzen ließ, obwohl er gemerkt haben musste, dass mir das volle Restaurant nicht sehr zusagte. Ein böser Blick traf ihn, als er zu mir rüber blickte. Er verabschiedete sich schnell von dem Weib und kam endlich zu mir rüber.

"Verzeih. Die wissen teils sogar hier wer ich bin. Wollte einfach höflich sein." Ich antwortete nicht. Unbehagen und Frust schlug ihm entgegen. Aber er schien es wieder zu ignorieren.

"Wollen wir dann ..." fing er an. Aber ich wollte einfach hier raus und unterbrach ihn.

"Nein! Wollen wir nicht! Du ... ich gehe!" Ich konnte einfach nicht sagen wie genervt ich war. Er hat es doch vorher auch geschafft. Ist beim Geschäftsessen wunderbar auf mich eingegangen und auch beim ersten Familienessen. Und jetzt schien ihm egal zu sein wie ich mich fühlte.

Er lief mir hinterher. Hielt mich am Arm fest. Ich fand das etwas zu viel. Hoffte, er würde keine Szene im vollen Restaurant machen.

"Hey, lauf nicht weg." Ich riss mich los , antwortete aber nicht. Ich schaute mich kurz um. Fühlte mich immer noch beobachtet. Es war echt unangenehm. Ich lief weiter und er hinterher. Draußen hielt er mich erneut auf.

"Ok, jetzt sind wir draußen. Also? Was ist los? Es ist halt etwas voll, aber das kann doch kein Problem sein." Er sagte das als wäre es Unsinn, wenn es so wäre. Das ärgerte mich ziemlich.

"Doch! Ist es aber! Was los mit dir? Weniger feinfühlig, da ich nicht interessiert bin? Ich will zurück. Wir sind lang genug hier gewesen." Er fuhr sich durchs Haar bis zum Nacken. Den Kopf legte er auch kurz in diesen und seufzte. Dann blickte er mich wieder an. Schien aber keine Antwort zu wissen.

"Nein, ich ... es sind nur Menschen. Ich meine, du hast in einem Casino gearbeitet, dass dürfte dir nichts ausmachen."

"Macht es aber! Denkst du der Job war mein Traum? Zwischen besoffenen, Süchtigen Spielern? Nein! Ich hatte nichts anderes gefunden! Wenn es geht vermeide ich Menschenmassen. Bloß weil man was tun muss, heißt es nicht das es einen nichts ausmacht. Und dann das ... ich meine ... es ist unangenehm, wenn ich mich unwohl fühle und du flirtest. Die ganze Zeit bist du schon so. Auch beim laufen. Warst auch oft abwesend.

"Du wolltest doch Distanz." Ich verschränkte die Arme und blickte ihn fragend an. Denn von Distanz sagte ich nie etwas. Ich wollte nur, dass er diese extremen Annäherungsversuche lässt.

"Was sollte das dann im Restaurant? Du hast wieder einen auf Alphamännchen gemacht. Zogst mich an dir als ob ich dein wäre. Bin ich zum Schaulaufen gutgenug?" Er schien plötzlich ziemlich genervt. Dabei hatte er gar keinen Grund dazu.
Er baut scheiße und ich nerve ihn?
Er drehte sich weg von mir. Ballte die Fäuste und senkte kurz den Blick. Dann atmete er tief durch und drehte sich wieder zu mir um.

"Ich meine, es ist ok wenn du mir etwas näher kommen willst, aber nicht so! Sondern als Freund."

"Du hast leicht reden. Für mich ist es schwer diese Distanz zu bewahren. Nur ein ... Freund zu sein. Ich finde keinen Mittelweg." Presste er ziemlich frustriert hervor. Was sollte ich darauf antworten?

"Was ist wenn ... würdest du mich doch feuern? Ich meine ..." irgendwie hatte ich Angst davor. Ich mochte ihn, konnte aber nicht das erwidern was er wohl gern gewollt hätte. Ich wusste nicht mal was er wollte. Weil er sich mit seinen Aktionen immer wieder selbst ins falsche Licht stellte. Wollte er nur Sex? Oder ist da mehr? Liebte er mich sogar? Oder ist da vielleicht noch was anderes?

Ich stand vollkommen verzweifelt da. Fühlte mich elendig und hilflos. Er schaute mich plötzlich entschuldigend an. Aber gleichzeitig merkte ich immer noch seinen Frust. Es war so schwer mit ihm. Wie sollen wir uns kennenlernen. Freundschaftlich, wenn es so kompliziert ist zwischen uns?

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