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Vor Dads Haus stieg ich mit gemischten Gefühlen aus dem Auto. Ich schaute den kleinen Kieselweg entlang hoch zu unserer weißen Fasade. Chase lief ein Stück vor und blieb am kleinen Gartentor stehen.

"Komm schon." Ich folgte seiner Anweisung. Ob Dad zuhause ist? Es war Mittags. Und mitten in der Woche. Aber bevor ich meinen Schlüssel zücken konnte, öffnete Dad die Tür und rannte fast in Chase rein, der immer noch vor mir stand.

"Hallo?" Er blickte Chase etwas entgeistert an. Chase nickte nur. Dieser schaute an Chase vorbei in meine Richtung.

"Was suchst du den hier?" Er lief an Chase vorbei mit einem gesenkten Blick und schaute mich etwas irritiert an.

"Was macht der zweite Sohn von Mr Crowd hier?! Und warum seit ihr überhaupt  hier?" Ich wollte antworten aber Chase übernahm es komischerweise.

"Ihre Sachen holen." Kam es ziemlich direkt von Chase. Ich hingegen stand nur da mit offenen Mund.

"Verzeihen sie, aber warum? Was für Sachen?" Er schien auch etwas aufgeregt und in eile.

"Ich ... ich muss mich bei Orlando melden. Mein Handy. Ich brauche es." Dachte das reicht. Mehr muss er erstmal nicht wissen. Aber da machte mir Chase einen Strich durch die Rechnung.

"Ein bisschen mehr wird es schon. Immerhin möchte ich, dass du länger bei mir bleibst." Das verwirrte Dad noch mehr, als er eh schon war.

"Verzeihen sie, aber was meinen Sie? Länger ... wie lange und warum?"
Noch eine Antwort sollte Chase nicht geben. Ich hielt ihn davon ab Dad noch mehr zu sagen. Und das so plump.

"Hast du es eilig, oder können wir reden?" Fragte ich Dad. Er schaute zwischen uns hin und her. Schien nicht zu wissen wie er jetzt reagieren sollte, nickte aber und ging wieder zurück ins Haus.

"Ich muss gleich arbeiten. Aber ich denke, deine Begleitung kann mich entschuldigend, für paar Minuten Verspätung." Chase zuckte mit den Schultern. Ich knuffte ihn leicht in die Seite und schaute ihn fordernd an.

"Ja. Kann ich." Erwiderte Chase dann etwas genervt. Mensch! Der benimmt sich wie ein Bulldozer. Kann der sich mal benehmen?

"Ich pack deine Sachen und ihr könnt reden. Dann habe ich wenigstens eine Ausrede, wenn ich an deine Unterwäsche muss." Grinste er. Gott, er war so peinlich!

Ich schob ihn dann zur Treppe und zeigte auf die Tür wo ich mein Zimmer hatte.

Ich ging dann in die Küche und Dad lief hinterher. Sein Blick sprach Bände und die bekam ich auch gleich zu hören.

"Bist du von allen guten Geistern verlassen. Mit einem Sohn meines Chefs?! Was hast du dir dabei gedacht?" Was denkt man sich dabei, wenn man sich verliebt. Was war das für eine dumme Frage?!

"Wenn das schief geht. Er sauer wird. Dann bin auch ich dran. Ich habe dich empfohlen. Dich in diese Familie gebracht. Das war wohl wieder ein großer Fehler!" Er ließ mich nicht einmal zu Wort kommen. Machte mich vollkommen nieder. Dabei habe ich nichts getan.

"Du beendest das! Du kannst dich doch nicht einfach mit jeden Vergnügen." Ich fragte mich echt was er von mir hält? Eine notgeile Schlampe, die nichts auf die Reihe bekommt? Und da platzte mir der Kragen.

"Er hatte recht! Nicht nur ich bin Schuld. Ja ... denn genau so warst du auch, als ich fortging. Du wirst dich mie mehr ändern. Mutters Tot hat dich zerstört. Und dadurch auch mich! Ich liebe Chase, verstehst du? Liebe! Nicht sinnloser Sex. Ich bin keine nutzlose Hure, für die du mich hälst, warum auch immer. Mir reicht es! Ich wollte Verzeihen. Hatte es auch. Aber du wirst es nie! Ein Wunder das du mir nicht noch meine Freunde streitig machen wolltest. Bin sicher auch für Orlando nicht gut genug, stimmts? Du kotzt mich an! Ich bereue nicht zurückgekommen zu sein, nur das es durch dich passiert ist. Ich bereue dich!" Dann ging ich. Wieder mit harten Worten. Ich wollte einfach nicht mehr. Aber anstatt hoch, wo Chase stand und sah wie ich davon lief, rannte ich raus. Ich hörte mur wie Chase nach mir rief. Aber ich hörte nicht. Vollkommen verzweifelt lief ich die Straße lang. Richtung Felder. Die um uns rum wuchsen. Überall stand Mais und Weizen. Einige Bäume dazwischen die Schatten spendeten. Ich lief zu einer großen Weide. Wo ich mich an den Stamm lehnte und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Ich war fassungslos über Dad. Er hat sich so verändert. Wir waren ein Herz und eine Seele. Er war mein Vater, Freund, Seelentröster und Beschützer. Und jetzt? Nichts! Hass. Mehr spüre ich nicht, wenn er mich anblickt.

Ich rutschte auf den Boden und legte den Kopf auf diw Knie. Ich gab es auf mit Dad. Hatte plötzlich wieder Angst allein zu sein. Seine Worte beeinflussten mich etwas. Mein Denken. Da ich eh schon unsicher wsr in vielen Dingen. Mir schwirrte das mit Chase durch den Kopf. Dann das mit Dad, was er sagte. Das der Vater der beiden mich wohl nicht leiden kann. Ich weiß nicht, wer zu mir halten würde, würde es hart auf hart kommen. Ich zweifelte an allem. Teils sogar an Chase und vorallem an mir und mein Leben. Ich hatte hier niemanden außer Die Brüder. Und wenn ich diese auch noch verlieren sollte, was habe ich dann noch. Was bliebe mir übrig? Könnte ich zurück zu Orlando? Aber ihn ständig auf der Tasche sitzen, ob das besser wäre?
Die ganzen Gedanken zogen mich tief runter. Und dann konnte ich meine Tränen doch nicht zurückhalten. Ich ließ mich auf den Boden fallen. Vollkommen verzweifelt.

Aber dann hörte ich in der Ferne rufe. Dad. Ich wollte ihn nicht mehr sehen. Dann auch Chase. Ich reagierte aber nicht. Blieb einfach liegen. Aber sie fanden mich trotzdem. Eine Spur aus abgeknickten halmen mussten mich verraten haben.

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