44

1.6K 58 18
                                    

Er wollte das ich zwei Tage frei nehme. Da es mir auch noch nicht hundertprozentig gut ging. Ich sollte dem Pool fern bleiben, sagte er etwas scherzhaft. Er ist wiederum arbeiten gegangen. Er wollte auch noch ein Tag blau machen, aber sein Vater hat ihn zurechtgestutzt.

Der Tag flog ziemlich an mir vorbei. Habe viel geschlafen. Zum Abend hin hatte ich endlich keine Kopfschmerzen mehr. Ich lief dann etwas im Garten umher und beobachtete das treiben zur späten Stunde. Ich setzte mich irgendwann auf die Treppe und schaute die Auffahrt hinunter. Wie gern hätte ich jetzt Chase sein Motorrad gehört. Adrian meinte, er würde wieder kommen. Ich sollte drauf verzrauen. Aber wie lange sollte ich warten? Bis mein Herz komplett zerbricht? Bis die Sehnsucht mich auffrisst? Wie lange?

Plötzlich fuhr Adrian vor. Sein Vater stieg aus und lief ziemlich mürrisch an mir vorbei.

"Miss Avens." Brummte er nur.
Adrian schaute zu mir rüber. Sagte aber nichts. Er fuhr dann Richtung Garage. Ich musste eine Weile warten, bis er wieder rauskam. Er lief mit irritierten Blick zu mir.

"Was ... hast du auf mich gewartet?"
Ich schüttelte den Kopf.

"Nein. Ich weiß nicht ..." Das verwirrte ihn noch mehr. Er wusste erst nicht wie er reagieren sollte. Lockerte seine Krawatte und kam noch zwei Schritte näher. Aber bevor er was sagen konnte, schrie ich ihn einfach an.

"Wie lange?! Sag mir Adrian, wie lange?! Du würdest nie verschwinden oder? Du bleibst, ich meine ... Er liebt mich ... hast du gesagt. Warum lässt er mich dann leiden?!" Er wirkte erst etwas überrascht und leicht überfordert. Dann schaute er merkwürdig.

"Ich versteh es auch nicht. Ich ... ich meine, er wollte längst zurück sein.  Mit dir reden. Vielleicht braucht er mehr Zeit."

"Wieviel braucht er denn noch?! Er kann sich nicht ewig verkriechen!"

"Er müsste auch zur Uni. Er hat diese noch nie geschwänzt. Warte noch bis morgen, dann werde ich versuchen dir zu helfen." Die Uni war mir egal. Mich interessierte das, was Adrian sagte. Er wollte längst wieder da sein.

"Hast du deswegen gestern Abendvaufs Handy gestarrt? Was hat er gesagt? Woher weißt du, dass er wieder da sein wollte?" Er fand auch keine ausreden, oder überlegte viel. Sondern gab mir gleich eine Antwort

"Ja. Ich habe ihn geschrieben, nicht er mir. Da er sich gar nicht mehr meldete. Und ich wollte, dass er sich endlich wieder blicken lässt, wegen dir. Ich hatte ihn schon vorgestern nach dem Besuch im Botanischen Garten geschrieben. Da ich da merkte, dass es einfach nichts werden kann. Das ich aufgebe. Das du ihn vermisst. Ich ..." dann hielt er kurz inne und setzte sich neben mich.

"Er ist wegen mir gegangen. Weil er hoffte, du würdest dich umentscheiden. Dass er nicht gut für dich wäre. Und weil er wusste, dass ich auch erwas fühlte. Aber ich wusste nicht was. Ich war echt so blöd ihn ziehen zu lassen. Es zu versuchen. Es tut mir leid. Ich war echt egoistisch. Und er ... er hätte dich mir einfach überlassen. Da er nicht glauben kann, dass du ihn ertragen kannst. Dass es hält. Und wenn, würdest du nicht in Sicherheit sein. Er sah keinen Ausweg als zu gehen, in der Hoffnung, du könntest ihn vergessen." Das machte mich fassungslos. Traurig und auch Wütend. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Plötzlich ergriff die Wut zuerst das Wort, was ich dann auch etwas bereute.

"Umentscheiden? Was soll der Unsinn?! Denkt ihr Liebe ist ein Schalter den man umlegen kann wie man will? Ich fasse es nicht das du verdammtes Arschloch ihn gehen lassen hast, nur um vielleicht ein Fick zu bekommen! Ich will niemanden der irgendwas versucht sondern jemanden der mich liebt! So wie ich ihn! Und das wird sich auch nie ändern! Wenn nicht Chase ... dann ..." Dann merkte ich, was ich ihn da eigentlich an den Kopf knallte. Und meine Wut wurde zur Trauer und ich versuchte meine derben Worte wieder gut zu machen. Er steckte sich die Hände in die Hosentaschen und schaute etwas resignierend auf den Boden. Schien irgendwie, als gebe er auf. Aber ich wollte mich unbedingt entschuldigen. Denn ich sah auch Enttäuschung. Auch wenn ich jetzt wahrscheinlich zu weit gegangen bin.

"Tut mir ... es tut mir Leid. Ich ... ich bin so durcheinander. Adrian, ich will ihn bei mir haben. Ich vermiss ihn! Warum kann er das nicht verstehen und mich entscheiden lassen ... Nein, warum könnt ihr mich nicht entscheiden lassen?! Ich ... Ich liebe ihn. Und würde alles ertragen. Das tu ich doch jetzt schon. Auch wenn es schwer fällt, aber ... ich ..." er sagte nichts. Schaute aber wieder auf. Etwas unsicher.

"Nur ein Fick ... Habe ich nicht nötig. Wir lassen dich ja selbst entscheiden. Sehe es als Test, den du bestanden hast. Oder wie du das sonst sehen willst ... Ich habe noch zu tun. Verzeih, aber ich brauche gerade eine Auszeit." Er schien wirklich mehr als verärgert und ziemlich enttäuscht. Und langsam glaubte ich, dass er wirklich aufgab und dass ich vielleicht sogar die Freundschaft damit ruiniert hatte. Immer wieder habe ich ihn als zweite Wahl behandelt. War ziemlich kalt und undankbar. Und ihn dem Augenblick wurde mir klar, wie grausam es für ihn sein musste, immer wieder einstecken zu müssen. Ich habe immer nur an Chase gedacht. Und an meine Gefühle, aber selten mal an ihn. Ich kam mir so egoistisch und dumm vor.

"Adrian." Wimmerte ich und hielt ihm am Sakko fest. Er riss sich etwas unsanft los.

"Was?!" Kam es ziemlich kühl von ihm. Was ich auch verstand, nachdem ich wieder so Vorurteilhaft war und ihn für alles die Schuld gab.

"Ich wollte ... ich ... wollte das nicht. Bitte. Du darfst mich nicht auch noch verlassen."

"Das tu ich nicht. Hab ich dir versprochen. Aber für mich reicht es vorerst. Ich ... dachte einfach, dass du endlich mehr von mir hältst und auch irgendwas wie Freundschaft empfindest. Aber ich glaube, du weißt nicht was das ist. Nicht nur ich möchte geben und dein gejammer erfragen, sondern auch mal was zurückbekommen ... überlege mal warum dein leben so verlief. Es kann ja nicht nur an andere liegen." Und das war ein echter Schlag in die Fresse. Ich schaute ihn vollkommen fassungslos an. Und leider rutschte mir auch die Hand aus. Was ihn kurzzeitig angespannt aissehen ließ. Es schmerzte sowas zu hören. Er kannte mich nicht und urteilte. Aber dann wurde mir einiges klar. Ich tat das gleiche und nutze ihn, um mich gut zu fühlen, wenn ich es gerade brauchte. Vollkommen verzweifelt lief ich einfach davon. Was habe ich nur getan? Das erste mal nach Orlando und Jina mögen mich zwei tolle Menschen und ich behandelte einen davon so Dreck! Das konnte ich doch nie wieder gut machen!

One of You!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt