Kapitel 38

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Harry POV

Louis war in meinen Armen irgendwann erschöpft eingeschlafen. Erst hatte er sich noch versucht, sich dagegen zu wehren, mich von ihm wegzudrücken, doch mit sanften Worten und dem festen Willen, ihn nicht wieder loszulassen, entspannte er sich irgendwann und glitt in den Schlaf über.

„Soll ich dich wieder rüberbringen?", Paul war leise neben das Bett getreten und deutete auf die unbequeme Stellung, die ich mit Louis eingenommen hatte.

Sofort schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich lasse ihn nicht allein. Auf keinen Fall!"

Ich zog ihn noch ein bisschen fester an mich, hörte das leise Aufseufzen, als er seine Nase kurz an meiner Brust rieb und seine schmalen Arme selbst nun auch fest um meinen Torso schlang.

„Gut, wenn du meinst, dass das für dich in Ordnung ist.", Paul lächelte. „Ich hole euch noch etwas zu trinken. Soll ich dir helfen, ihn bequemer hinzulegen?"

Abermals schüttelte ich den Kopf, drückte meinen Freund einfach ein Stück von mir und versuchte ihn sanft in die Kissen zurückzudrücken.

Bei der Aktion wurde er leider wach, sah sich sofort panisch und hetzt um und als er mich so nah bei sich sah, schüttelte er wieder den Kopf.

„Nein, nein. Du musst gehen, bitte. Es ist nur zu deinem besten.", stammelte er verschlafen, fuchtelte mit den Armen und ich sah im Augenwinkel, wie betroffen Paul uns beobachtete.

„Das werde ich nicht, mein Liebling. Rutsch ein bisschen rüber. Ich lege mich hier zu dir. Dir hat meine Nähe gutgetan, du hast bis eben geschlafen. Du wirst mich nicht los, egal wie sehr du es versuchen wirst." Ich ließ ihm gar keine Zeit zu reagieren, sondern schob ihn einfach ein Stück zur Seite, legte mich neben ihn und zog ihn bestimmt in meine Arme zurück.

Ein letzter schwacher Protest kam über seine Lippen, doch als ich mit meiner Hand seinen Kopf gegen meine Brust presste, gab er auf. Die Spannung wich aus seinem Körper und nur Sekunden später klammerte er sich erneut wie ein Ertrinkender an mich.

Mir tat es so unfassbar weh, ihn so zu sehen und die Angst, die ich vor den Berührungen gehabt hatte, war bei ihm gänzlich verebbt. Natürlich war ich mir im Klaren, dass wir beide hier auch gerade in einer Ausnahmesituation steckten und die letzte Messe sicher nicht gesungen war, aber für den Moment war ich erleichtert.

„Schlaf einfach, Love.", ich küsste ihn auf seine Haare, ließ meine Hand auf seinem Hinterkopf liegen und kurz danach war wieder der gleichmäßige Atem zu hören, der zeigte, dass sein Körper erneut in den Schlaf gefunden hatte.

XXX

Paul POV

Nachdem Louis in Harrys Armen eingeschlafen war, ließ ich die beiden Jungs allein, schloss leise die Tür und ging hinunter zu Liam und den Agents, die gemeinsam im Wohnzimmer saßen.

„Und?", Liam sah mich erwartungsvoll an und ich lächelte ein wenig.

„Harry konnte Louis beruhigen. Er ist eben nochmal kurz wach geworden, hat sich gegen Harry gewehrt, aber unser Hazza hat scheinbar einfach nur instinktiv gehandelt, hat ihn so lange festgehalten, bis er nachgegeben hat. Ich denke inzwischen schlafen beide eng umschlungen."

Ein erleichtertes Seufzen der anderen drei Männer drang an mein Ohr und ich ließ mich zu Liam auf die Couch fallen.

„Meinst du, sie werden sich auf den Therapeuten einlassen?", John sah mich fragend an und ich zuckte nur mit den Schultern. „Harry sicherlich. Er ist für alles offen und wird jede Hilfe annehmen. Bei Louis..."

Liam lachte auf, schüttelte den Kopf. „Ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass man ihn dazu bekommt. Er ist ein enormer Sturkopf und Therapie war bisher immer was, was andere machen, aber sicher nicht er."

Ich nahm ein Schluck von dem Bier, das mir Phil mir gerade hingestellt hatte und lehnte mich zurück. Das alles würde noch ein ganzes Stück Arbeit werden, ehe bei den Beiden und ihren Familien wieder Ruhe einkehrte.

Mit dem Gedanken fischte ich mein Handy aus der Hosentasche und sah Nachrichten von meiner Frau, Anne und Lottie. Ich schrieb den anderen, dass ich mich morgen melden würde und wünschte meiner Frau und meinem Sohn eine gute Nacht.

Auch sie alle waren unglaublich geschockt, nachdem sie erfahren hatten, was Harry passiert war. Anne und Gemma waren in Tränen ausgebrochen, wollten am liebsten Rund um die Uhr bei Harry sein, doch er selbst wehrte sich gegen ihre Fürsorglichkeit und wollte lieber allein sein.

Allein sein... „Du solltest dich auch ein bisschen ausruhen. Das war auch für dich ein langer Tag!", Liam stupste mich an und ich nickte. „Ja das sollte ich wohl!"

XXX

Louis POV

Als ich meine Augen aufschlug und die Wärme um mich spürte, seufzte ich leise. Mein Gesicht noch immer an Harrys Brust gedrückt und seine Arme umschlossen mich so fest, dass ich das Gefühl hatte mich keinen Millimeter bewegen zu können, ohne dass er wach werden würde.

Automatisch kamen die Gedanken des letzten Abends wieder und was er zu mir gesagt hatte. Wie konnte ein Mensch nach einem solchen Erlebnis bitte so stark sein und mich trösten, obwohl er gerade die Hölle durchlebt hatte?

„Love, bitte hör auf zu Grübeln.", die Stimme, die mich aus meinen Gedanken riss war verschlafen und als ich warme Lippen auf meiner Stirn fühlte, kamen mir wieder die Tränen.

„Nicht weinen.", Harry strich mir über den Rücken, begann wieder mich leicht in seinen Armen hin und her zu wiegen.

„Es ist alles gut. Wir sind jetzt zusammen und das ist alles was zählt und was wir uns gewünscht haben. Den Rest bekommen wir zusammen hin, meinst du nicht?", er drückte mein Kinn hoch, sodass ich ihm in seine grünen Augen schauen musste.

Alles was ich in ihnen sah, war pure Ehrlichkeit und Liebe.

„Ich, ich habe Angst, dass ich wieder alles kaputt mache.", flüsterte ich und versuchte meinen Kopf zu senken, doch seine Hand fixierte mich.

„Du machst gar nichts kaputt, Lou. Und das wirst du lernen, mit mir zusammen. Das MI-6 hat für heute morgen einen Therapeuten bestellt, damit ich direkt unter professioneller Hilfe verarbeiten kann, was passiert ist und ich möchte, dass du mir dabei hilfst. Das du dabei bist und auch du lernst, dass nichts davon, aber auch gar nichts deine Schuld war."

Therapeut? Psychiater? „Nein!", gab ich nur zurück und wollte mich von ihm lösen, doch seine Hände waren stärker.

„Warum nicht? Wovor hast du Angst?", hakte er sanft nach, strich mit der Hand, mit der er nicht meinen Körper an seinem hielt durch meine Haare.

„Ich, ich kann das nicht. Ich will niemanden Fremden...", ich hielt kurz inne und versuchte mich zu sammeln.

„Als Mom und kurz danach Felicite gestorben ist, da hat mich Grandma auch zu einem Therapeuten geschleppt. Es war furchtbar, er hat Dinge gefragt und den Schmerz dadurch noch viel schlimmer gemacht. Ich, ich bin dort abgehauen und nie wieder hingegangen.", gestand ich und ich hörte Harrys tiefes Seufzen.

„Ich weiß, dass Therapie kein Spaziergang ist, Love. Aber es ist notwendig, um zu heilen. Um Dinge richtig einordnen zu können. Um seine eigene innere Ruhe wiederzufinden. Und ich verspreche dir, wir machen das gemeinsam. Ich lasse dich damit nicht allein und du mich nicht. Bitte, bitte versuch es, nur mir zuliebe. Wenn du nicht willst, kannst du auch erstmal nur zuhören. Was meinst du?"

Copy of a Copy of a Copy (L.S.). 1. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt