Harry POVIch hatte um mich herum Zeit und Raum vergessen. Nachdem Liam mich am Telefon so heruntergeputzt hatte, war ich auf den Boden gesunken und hatte dort vermutlich Stunden verbracht, ohne mich auch nur ein wenig zu rühren.
Es war ihm nicht zu verübeln. Louis war sein bester Freund, er hatte damals, nach allen Erzählungen, wirklich so massiv unter meinem unempathischen Verhalten gelitten und jetzt tat ich es ihm erneut an. Natürlich war er sauer und das mit absolutem Recht.
Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie ich an Louis Stelle reagiert hätte, wenn ich derjenige gewesen wäre, dem sein Freund einen derartigen Fehltritt gestanden hätte. Vermutlich hätte ich es in dem Moment nicht bei einer Ohrfeige belassen, sondern mich vollends vergessen.
Mein Kopf schüttelte sich bei dem Gedanken und ich seufzte laut. Wischte mir wütend die Tränen weg, die noch immer nicht aufhören wollten zu laufen. Was heulte ich hier rum, ich hatte ihn betrogen, nicht er mich. Ich war selbst Schuld an der Situation und versank in elendem Selbstmitleid. Widerlich, ich war einfach nur widerlich!
Mit meiner rechten Hand versuchte ich nach der Flasche auf dem Tisch zu fischen, doch der Alkohol, den ich einmal mehr in mich hinein gekippt hatte, machte mir ein koordiniertes Handeln nahezu unmöglich. Alles drehte sich in meinem Kopf, als ich mich weiter aufrichtete.
„Verdammt!", schrie ich die Whiskeyflasche an, die einfach nicht von sich aus näherkommen wollte und als ich mich dann versuchte am Glas hochzuziehen, kippte ich den kompletten Tisch um und ein Stück neben mir zerschellte die Flasche auf den Fliesen.
Die gesamte goldenen Flüssigkeit ergoss sich um mich herum und ich sah einfach nur zu. Sah die Scherben, die im Licht der Stehlampe glänzten, betrachtete die Pfütze, die sich gebildet hatte.
„Harry?", Kenais Stimme klang von der Tür zu mir und ich drehte langsam dem Kopf herum.
„Du!", schrie ich ihn an, merkte wie meine Stimme mir nur schwerlich gehorchte. „Du bist schuld!" Immer und immer wieder schrie ich die selben Worte und als er mich unter den Armen packte und mich versuchte auf die Füße zu stellen, wehrte ich mich und schlug um mich.
„Hör auf, Harry!", fuhr er mich mit seiner tiefen dominanten Stimme an und in dem Moment verharrte ich in den Bewegung, hörte auf mich gegen die Hände zu wehren, die mich so fest gepackt hatten, dass es weh tat.
„Du hast die Entscheidung selbst getroffen. Ich habe dich nicht dazu gedrängt, sondern dir nur gezeigt, was du machen könntest.", warf er mir nun vor, schleifte mich zum Sofa und ließ mich unsanft darauf fallen, bevor er den Tisch wieder hinstellte und in die Küche lief, um einen Lappen zu holen.
„Ich will dich nicht in meinem Haus!", brüllte ich erneut, doch er ignorierte mich vollkommen, reinigte den Fußboden, bevor er sich mir gegenüber auf den Sessel fallen ließ, die Beine überschlagen, die Arme verschränkt.
„Das kann ich nicht und das weißt du. Ich habe dir gegenüber eine Verantwortung und die werde ich erst recht in dieser Situation jetzt wahrnehmen. Als aller erstes, wirst du keinen Alkohol mehr trinken und dann werden wir überlegen, wie wir den Karren aus dem Dreck ziehen.", seine hellbraunen Augen fixierten mich, doch ich verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf.
„Da gibt es nichts mehr zu ziehen. Er ist weg und er wird nie wieder kommen und ich kann ihn verdammt nochmal verstehen! Ich hab es versaut, wieder mal. Er ist zu gut für mich, ich hab ihn nicht verdien! Ich bin das größte Arschloch der Welt!", fluchte ich, riss an meinen Haaren, stampfte wütend auf mich selbst mit den Füßen auf den Boden, bis es so schmerzte, dass ich aufstöhnte.
XXX
Kenai kannte keine Gnade, denn als ich ein wenig des Alkohols abgebaut hatte packte er mich und schleifte mich nach oben unter die Dusche, die er auf "Kalt" drehte.
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Copy of a Copy of a Copy (L.S.). 1. Teil der Heptalogie
FanfictionEr hatte geschwiegen, um des Friedens Willen, hatte alles klaglos hingenommen, bis es ihm doch zu viel wurde. Mit der Veröffentlichung von Copy of a Copy of a Copy hatte er eine Entscheidung getroffen, eine Entscheidung die sein Leben für immer verä...