Kapitel 74

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Louis POV

Als ich am nächsten Morgen nach unten kam, war alles wie immer. Liam hatte bereits Frühstück gemacht und erwähnte das Ende unseres Gespräches mit keiner Silbe.

Für einen Moment hatte ich überlegt, ihn doch noch einmal darauf anzusprechen, aber dann erinnerte ich mich an meine Zeit damals. Wie es war, als ich erkannt hatte, dass ich auf Männer und nicht wie allgemeinüblich auf Frauen stand und wie lange ich dafür gebraucht hatte, das wirklich zuzulassen.

„Rufst du mich später mal kurz an und sagst Bescheid, ob alles gut ist, bei euch?", fragte mein bester Freund, als ich mich gesättigt verabschiedete und er mich noch einmal in den Arm schloss.

„Klar, mach ich. Ach ja, heute Abend ist Clubabend. Willst du mit?", ich grinste Liam an und er überlegte einen Moment.

„Ja, warum eigentlich nicht?", sagte er und nickte.

„Sehr schön. Dann schreibe ich dir, wann wir dich abholen kommen.", gab ich zurück und war froh, dass er nicht nachfragte, wer denn „wir" waren.

Auf dem Weg nach Hause dachte ich darüber nach, ob es so clever gewesen war, ein Treffen nur mit Liam und Timothy zu forcieren. Klar war mir aufgefallen, dass auch ein Timothy durchaus größere Sympathie für Liam zu hegen schien. Aber da war ja auch immer noch Kenai...

Ich schloss die Tür auf, hörte das der Fernseher lief und trat kurz danach ins Wohnzimmer.

Auf dem Tisch war ein einziges Chaos. Leere Bierflaschen standen neben Whiskey und Wodka. Eine leere Packung Pizza und aufgerissene Chipstüten rundeten das Bild ab.

Ich schüttelte den Kopf, als ich auf Harry sah, der schlafend auf dem Sofa lag, den Mund halb geöffnet, die Augen verquollen.

Mal wieder hatte er seine Probleme in Alkohol ertränkt. Kopfschüttelnd packte ich die leeren Flaschen und begann den Kram in die Küche zu räumen. Das Harry immer nur diesen einzigen Ausweg wusste, sich von einem Problem zu distanzieren, ärgerte mich.

Ich war gerade fertig alles weggeräumt zu haben, als er sich zu regen begann. Müde rieb er sich die Augen, blinzelte ein paar Mal, als müsse er seinen Blick scharf stellen, als er ein heiseres „Lou?", rausbrachte.

„Ja, ich bin wieder da und habe dein Saufgelage weggeräumt.", brummte ich nur, drehte mich von ihm weg und öffnete die Terrassentür um den Muff der vergangenen Nacht heraus und frische Luft reinzulassen.

„Ich, ich wusste nicht ob du zurück kommst.", kam es nun leise von der Couch und ich drehte mich in einer schnellen Bewegung um und sah ihn verständnislos an.

„Was meint du mit nicht wiederkommen?", fragte ich und blieb mit verschränkten Armen ihm gegenüberstehen.

„Na ja, ich habe mich benommen, wie man sich nicht benehmen darf und ich an deiner Stelle hätte vermutlich für immer das Weite gesucht.", sagte er, sah mich dabei nicht an.

Die Worte machten mir klar, dass er scheinbar sehr wohl meine Worte nach der gestrigen Aktion verstanden hatte und wusste, wie falsch sein Benehmen mir gegenüber gewesen war. Die Frage war nur, hatte er sich so weit im Griff, dass es nicht noch einmal vorkam?

Konnte ich mir sicher gehen, dass er sich unten im Keller im Griff haben würde, wenn ihn da die Emotionen in irgendeiner Art übermannten und ich ihm schutzlos ausgeliefert war?

Erst jetzt merkte ich, dass ich vollkommen in Gedanken versunken, gar nicht auf seine Worte eingegangen war.

Sein Kopf hing noch immer vollkommen am Ende nach unten und seine Hände fuhren unruhig an seinen Beinen auf und ab.

Copy of a Copy of a Copy (L.S.). 1. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt