Louis POV
Während der Fahrer meinen Trolley im Kofferraum verstaute, setzte er sich bereits auf die Rückbank und auch ich ließ mich in die Ledersitze fallen.
Es war eine vollkommen merkwürdige Stimmung und die gesamte Fahrt über sagte keiner von uns ein Wort. Immer wieder blickte ich verstohlen aus dem Augenwinkel zu ihm hinüber, doch er starrte einfach nur aus dem Fenster.
Ob er mich nun absichtlich ignorierte oder einfach nur seinen Gedanken nachhing wusste ich nicht. Dennoch tat mein Herz weh, dass sich trotz der Voraussicht das das hier passieren könnte so auf ihn gefreut hatte. Ich erfror regelrecht bei der Ablehnung, die von ihm spürte.
An einem großen Appartementkomplex angekommen stiegen wir aus, und ich folgte ihm zu seiner Wohnung, die er wiederum wortlos aufschloss und mich eintreten ließ.
Es war schön und belastend zu gleich den Geruch aufzunehmen, den die Wohnung ausstrahlte. Genauso hatte es in Harrys Haus immer gerochen, ein bisschen nach seinem Aftershave, seinem Parfum und diesem ganz speziellen eigenen Harryduft. Automatisch kamen sowohl schöne, als auch traurige Erinnerungen hoch die vor meinen Augen tobten.
„Willst du was trinken?", er stand plötzlich vor mir, zwei Gläser Wasser in der einen Hand und eine Flasche Wasser in der anderen.
„Ja bitte.", gab ich zurück, sah ihm dabei zu wie er die Flüssigkeit einfüllte und das Glas auf den Wohnzimmertisch stellte.
„Du wolltest reden.", er setzte sich auf den Sessel und deutete mir auf der Couch Platz zu nehmen und als ich hochschaute, unsere Blicke sich kreuzten waren alle Worte die ich mir so mühsam zu Recht gelegt hatte vergessen. Das Einzige was ich herausbrachte war ein. „Ich vermisse dich, Harry."
Während ich das sagte, biss ich mir selbst auf die Zunge. Was für ein Mist, das hatte ich nun wirklich nicht zu erst sagen wollen.
Er reagierte auf meine Worte, in dem er die Arme vor der Brust verschränkte und nur unwillig den Kopf schüttelte. „Das ist nicht das, was ich unter Reden verstehe.", sagte er und ich war überrascht über seinen harschen Ton.
Sofort fühlte ich mich noch kleiner als ich ohnehin schon war, spürte seine Aura, die sich noch kraftvoller und irgendwie dominanter anfühlte, als es in der Vergangenheit der Fall gewesen war.
„Ich, ich brauche noch einen Moment.", meine Stimme klang so leise und zerbrechlich, dass ich mich vor mir selbst erschreckte, doch der Harry vor mir strahlte etwas aus was ich so bisher nicht kannte. Er machte mich nur mit seiner bloßen Anwesenheit mundtot und das machte mir irgendwie Angst.
„Gut, nimm dir die Zeit. Ich schiebe derweil den Auflauf in den Ofen.", sagte er schlicht, stand auf und verschwand in der kleinen Küche nebenan.
XXX
Harry POV
Als ich an die Küchenarbeitsplatte lehnte, seufzte ich auf. Wie unfair hatte ich mich bitte eben verhalten? Was war mit mir los, dass ich ihn dermaßen kalt behandelte und regelrecht einschüchterte?
Eigentlich war ich doch so unendlich froh, dass er zu mir gekommen war, wir vielleicht eine neue Chance hatten.
Und was tat ich? Ich war mit meinem unüberlegtem Verhalten mal wieder auf dem besten Weg diese vermutlich letzte Chance für uns kaputt zu machen.
Ich schob den Auflauf in den Ofen, stellte die Hitze und Zeit ein, bevor ich einmal tief durchatmete und ins Wohnzimmer zurückging.
Dort saß Louis, den Blick auf den Boden gerichtet, die Hände in seine Hose gekrallt. Sofort fiel mir auf wie mager er geworden war. Er war schon vorher nicht gerade üppig gewesen vom Gewicht, aber jetzt sah er regelrecht krankhaft dünn aus.
Ich schluckte, konnte regelrecht spüren wie unsicher und unwohl er sich gerade fühlte.
„Louis.", sagte ich sanft um ihn nicht zu erschrecken und sofort fuhr sein Kopf hoch und ich konnte einen kurzen Blick in seine blauen Augen erhaschen, bevor er direkt wieder den Kopf senkte.
„Ich wollte eben nicht so harsch sein.", entschuldigte ich mich und ließ mich wieder auf den Sessel fallen, wartete auf eine vielleicht freche Erwiderung, die er mir sonst an den Kopf geworfen hätte, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen konnte ich sehen, wie seine Kiefermuskulatur arbeitete, er scheinbar die Zähne fest aufeinander presste.
„Hör zu", begann ich erneut und seufzte dabei leicht. „Vielleicht sollte ich die Führung in dem Gespräch übernehmen.", es war verrückt, ich wollte die Führung übernehmen, ich wollte voran gehen, bestimmen und leiten. Welche Büchse der Pandora hatte Nijiro da bloß bei mir geöffnet?
„Das ist gut, bitte mach das.", Louis Stimme war nach wie vor leise und zerbrechlich und ich versuchte meine Gedanken zur Seite zu schieben, die Verantwortung die er mir übergab anzunehmen. Ich musste unbedingt sanfter werden, musste ihm zeigen, dass es mir wichtig war was er zu sagen hatte und das er willkommen ist.
„Also, du bist hier her gekommen um zu reden. Das finde ich großartig und einen tollen Schritt von dir.", begann ich ihn zu loben und konnte beobachten, wie sich die Spannung in seinem Körper minimal löste. Sofort merkte ich, wie auch meine Spannung etwas geringer wurde und meine Mundwinkel sich minimal nach oben bewegten.
„Ich war mir unsicher, ob du über deinen Schatten würdest springen können, aber ich bin sehr glücklich dich jetzt hier vor mir zu sehen.", automatisch kamen mir Bilder in den Kopf bei den Worten und ich schüttelte ihn um sie aus meinem Bewusstsein zu vertreiben. Dafür hatte ich weder Zeit noch war es irgendwie angebracht an so etwas zu denken in der Situation.
Nachdem ich wieder ganz bei der Sache war sagte ich: „Ich denke du solltest damit anfangen mir zu sagen, warum du all die Zeit nicht in der Lage warst, mir deine Gedanken, Ängste und seelischen Schmerzen, die ich dir unbewusst zugefügt haben muss, mitzuteilen."
Mein Blick heftete auf ihm und ich sah wie er die gewohnte Bewegung vollführte, die wie immer zu langen Ärmel seines Hoodies über seine Hände zog.
Er räusperte sich, sah mich aber nicht an. „Ich, ich hatte Angst das du mich verlassen würdest wenn ich dir sagen würde, dass mich diese Dinge stören. Du kannst jeden oder jede haben und mir war klar, dass du vielleicht dann nicht nur nach Sex mit anderen suchen würdest, sondern mich vielleicht gleich ganz in den Wind schießen, weil du auf Stress und Ärger sicher keine Lust haben würdest, so wenig wie wir uns damals sehen konnten.", er sprach schnell und hektisch und ich brauchte einen Moment um all seine Worte aufzunehmen.
Ich schluckte schwer, so hatte er mich also gesehen? So einen Eindruck hatte ich ihm all die Jahre vermittelt?
Jetzt hörte ich wie er leise anfing zu weinen.
"Du, du hattest so viele Andere neben mir, hast nicht einmal gemerkt, dass mir das so unendlich wehtat. Dir ist nicht aufgefallen wie ich darunter gelitten habe nur einer unter vielen zu sein, auch wenn du mir immer wieder beteuert hast, dass du nur mich lieben würdest. Du sagtest immer wir könnten uns nicht outen. Unsere Karrieren würden deswegen den Bach runtergehen, dass wäre das nicht wert. Ernsthaft Harry, hättest du es dir an meiner Stelle gesagt?", seine blauen Augen sahen jetzt tränennass zu mir und mein Herz fühlte sich an, als würde es mit einem Messer erdolcht werden.
„Das, das wollte ich nicht. So bin ich nicht.", sagte ich und griff mir verzweifelt in die Haare, als ich tatsächlich begriff, was ich Louis all die Jahre mit meinem Verhalten angetan hatte. Das hatte ich nicht gewollt, niemals!
„Du warst immer der den ich geliebt habe und wenn du mir nur einmal gesagt hättest, dass du es nicht ertragen kannst, dass ich meine Triebe anderweitig auslebe", ich hielt inne und atmete tief durch. „ich hätte es doch nicht mehr getan.", meine Hand glitt durch meine Haare und ich kniff für ein paar Sekunden die Augen zusammen bevor ich nachschob: „Verdammt, Louis. Ich dachte wir vertrauen einander."
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Copy of a Copy of a Copy (L.S.). 1. Teil der Heptalogie
FanficEr hatte geschwiegen, um des Friedens Willen, hatte alles klaglos hingenommen, bis es ihm doch zu viel wurde. Mit der Veröffentlichung von Copy of a Copy of a Copy hatte er eine Entscheidung getroffen, eine Entscheidung die sein Leben für immer verä...