Kapitel 2

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Louis POV

Harry saß auf dem Fahrersitz und starrte stur geradeaus auf den Verkehr. Er hatte mich nach meinem einzigen Wort was ich hatte sagen können einfach genommen, auf den Arm gehoben und ohne ein weiteres Wort zu sagen aus dem Club zum Auto getragen.

Ich hatte mich nicht dagegen gewehrt, hatte ihn gewähren lassen, mich sogar noch mit meinem Gesicht an seinen Nacken geschmiegt.

Jetzt saß ich hier und begann bereits zu bereuen, dass ich so unendlich schwach gewesen war. Das ich genau das getan hatte, was ich nicht hatte tun wollen. Ihm wieder ins Netz zu gehen, wieder in seine Fänge zu geraten, doch als ich neben mich blickte, dieses so geliebte Gesicht ansah, bröckelte mein Wille schon wieder in sich zusammen.

„Ich nehme dich mit zu uns ins Cottage, zu mir.", verbesserte er sich hektisch. „Morgen früh fahre ich dich dann, wohin du willst.", setzte er dahinter und fuhr sich sichtbar nervös durch die Haare.

Ich blickte wieder stur nach vorn, sah wie wir die Straßen entlangfuhren und meinem alten zu Hause näherkamen. Eigentlich war es rein rechtlich tatsächlich auch immer noch mein Haus, denn die Eigentumsverhältnisse hatten wir nach der Trennung nicht geklärt.

„Alles in Ordnung?", Harrys Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich nickte, bevor ich den Kopf schüttelte.

„Ich kann dich verstehen. Das heute war...", er stockte, hielt vor dem großen Tor, das langsam aufschwang. „...unerwartet, auch für mich."

Wir stiegen aus und mein Blick wanderte über das im Dunkeln liegende Grundstück. Sofort kamen die Erinnerungen zurück, in denen wir das erste Mal das Cottage gesehen und uns direkt darin verliebt hatten.

„Kommst du?", er hielt mir die Hand entgegen, doch ich nahm diese nicht an, folgte ihm aber hinein.

„Möchtest du ins Gästezimmer?", in seinen Augen lag die Hoffnung, dass ich „nein" sagen würde, doch ich nickte nur fest.

„Schade.", rutschte es ihm tatsächlich heraus, doch dann räusperte er sich und lächelte. „Ich hole dir noch eine Flasche Wasser und lege dir Handtücher und ein paar Klamotten ins Gästebad. Du kennst ja den Weg und kannst schon einmal hoch gehen."

XXX

Harry hatte mich wirklich in Ruhe gelassen, mir noch das Wasser hingestellt und sich dann für die Nacht verabschiedet.

Nun saß ich hier in dem Zimmer, blickte aus dem Fenster in den Garten, in dem noch der Pool die Nacht erhellte, den ich damals unbedingt beleuchtet haben wollte.

Erneut traten Tränen in meine Augen, denn all der Verlust wurde mir wieder bewusst. Energisch wischte ich sie weg und spürte plötzlich eine Vibration meines Handys.

„Liam.", sagte ich und versuchte mich zusammen zu reißen.

„Verdammt, wo bist du Tommo? Bist du etwa tatsächlich mit Harry ins Separee verschwunden?", fragte er und klang aufgeregt.

„Ich, ich wusste nicht, dass er es war.", sagte ich und schniefte leise.

„Hat er es ausgenutzt? Hat er dir weh getan?", Timothys Stimme hallte von etwas weiter weg in den Hörer und ich schüttelte den Kopf.

„Nein, nein. Hat er nicht. Er war ganz zärtlich, hat mich gehalten, als ich gesagt habe, ich könne nichts mit einem fremden Dom machen, weil ich einen anderen lieben würde.", ich putzte mir kurz meine Nase und hörte ein Seufzen.

„Wo bist du jetzt?", die Stimme meines besten Freundes war jetzt sanfter, ruhiger.

„Bei ihm. Im Gästezimmer. Er bringt mich morgen nach Hause. Ich, ich bin im Club mit einer Panikattacke zusammengebrochen. Harry hat mich da rausgeholt. Mein Kopf ist so wirr. Ich bin so verwirrt.", ich raufte mir meine Haare und hörte dann Timothy plötzlich an meinem Ohr.

Should I really trust you, again? (L.S.) 2.Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt