Kapitel 52

497 69 6
                                    


Louis POV

Noch immer stand der Junge mir mit großen Augen gegenüber. Seine Kleidung war patschnass und ich sah, dass er zu frieren begann.

„Hör zu. Ich will dir wirklich nichts Böses. Wenn du mir die Nummer deiner Eltern gibst, dann rufe ich sie an und sie holen dich ab.", schlug ich vor und das war der Moment, in dem er auf die Knie fiel und Herz zerreißend anfing zu schluchzen.

Sofort ließ ich mich neben ihn fallen, zog das zitternde Bündel an mich. „Pssst. Alles gut. Alles gut.", sagte ich sanft, zog ihm vorsichtig den Rucksack aus den Händen, den er immer noch umklammert hielt.

„Bitte sag mir doch, was passiert ist.", versuchte ich es erneut und dann sah er auf. Die Augen standen voll mit Tränen. „Sie sind tot! Sie sind verdammt nochmal tot und im Heim, im Heim... sie haben mich geschlagen und gemobbt. Ich will da nicht mehr hin, da sterbe ich lieber!".

Ich hatte Schwierigkeiten jedes Wort zu verstehen, weil seine Stimme durch die Schluchzer immer wieder unterbrochen wurde, doch als ich begriff was los war, blutete mein Herz.

„Das musst du auch nicht. Wenn du dort misshandelt wirst, brauchst du dorthin nicht mehr zurück. Dafür werde ich sorgen. Bitte, komm mit mir. Ich bringe dich zu uns nach Hause. Da kannst du dich waschen, ich gebe dir was Frisches anzuziehen und wir kochen dir was zu essen. Dann überlegen wir, wie es weiter gehen kann. Was meinst du?", ich streichelte über seine nassen Haare, sah ihn hoffnungsvoll an. Für mich gab es gar keine Alternative, als ihn mitzunehmen.

„Und du rufst nicht die Polizei, oder das Heim?", fragte er noch immer ängstlich und ich schüttelte sofort den Kopf.

„Nein, versprochen. Ich tue nichts, was du nicht willst. Du kannst mir wirklich vertrauen.", ich lächelte ihn an und hielt ihm meine Hand hin, um ihm beim Aufstehen zu helfen.

Er brauchte einen Moment ehe er sie annahm und dann sofort seinen Rucksack wieder an sich zog.

„Komm, du wirst es nicht bereuen."

XXX

Wir saßen im Auto, der Kleine zitterte noch immer, auch wenn ich die Sitzheizung voll eingeschaltet hatte.

„Wie heißt du eigentlich?", fragte ich sanft, sah zu ihm hinüber.

„Mein Name ist Jamie Becks.", sagte er und biss sich auf die Lippe, wischte sich über die Augen, die rot vom vielen weinen waren.

„Danke, dass du mir deinen Namen verraten hast!", lächelte ich zu ihm hinüber.

„Bei mir zu Hause wohnt noch jemand. Mein Mann.", wir hielten an einer Ampel und ich sah zu ihm, versuchte zu ergründen, wie er darauf reagierte.

„Ein Mann?", fragte er und seine Augen wurden groß.

„Ja. Wir sind verheiratet.", ich deutete auf meinen Ehering und er nickte langsam. „Kommst du damit klar?", ich sah in seine braunen Augen, die mich verunsichert ansahen, bevor er nickte.

„Sehr gut. Du wirst Harry mögen. Er ist toll!", sagte ich und fuhr wieder an. „Er wird nur gleich mit mir schimpfen, dass ich nicht wie geplant eingekauft habe.", murmelte ich und in dem Moment kamen wir am Tor an, dass ich mit der Fernbedienung öffnete.

„What the fuck.", der Kleine sah mit großen Augen zu mir rüber. „Hier wohnt ihr?", fragte er und ich lachte leise.

„Ja, das ist unser zu Hause.", ich fuhr auf den Kiess, der unter den Rädern knisterte und kam nicht umhin irgendwie froh zu sein, dass er mich scheinbar nicht als einen der berühmten Sänger erkannt hatte.

Should I really trust you, again? (L.S.) 2.Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt