Kapitel 8

614 76 6
                                    


Louis POV

Als ich nach einem kurzen gemeinsamen Frühstück wieder von Harry nach Hause gebracht worden war, er sich mit einem Stirnkuss verabschiedet hatte, saß ich nun oben auf meiner Dachterrasse und blickte über die Dächer von London.

Seine Reaktion hatte mir zugegebener Maßen Angst gemacht. Wobei Angst vielleicht ein falsches Wort war. Vielleicht passte große Sorgen besser in den Kontext. Er war sich selbst so hart angegangen, hatte sich verurteilt, wollte mich von sich stossen, um mich zu schützen.

Natürlich wusste ich, dass er bei Niclas in Therapie gewesen war, aber dieses Verhalten war doch kein „normales" in einer solchen Situation.

Ich nahm einen Zug von der Zigarette, die ich mir ausnahmsweise mal wieder angesteckt hatte. Inhalierte den Rauch und begann kurz zu husten. Harry hatte mein Rauchen nie gemocht, deshalb hatte ich es mir so gut wie abgewöhnt und nur noch in Stresssituationen griff ich zu den Glimmstängeln.

Als sich der Hustenreiz wieder beruhigt hatte, gingen meine Gedanken erneut zu Harry. Wie seine Hände verzweifelt an seinen Haaren gerissen hatten. Würde er auch noch andere Dinge tun, um sich selbst zu bestrafen? Denn das war es doch, dieses Verhalten. Er wollte sich damit für etwas bestrafen, was aber überhaupt nicht notwendig war.

Ich griff nach meinem Handy, öffnete den Chat mit ihm.

„Hey Haz. Danke, dass du mich heimgefahren hast! Ich hoffe du bist gut zu Hause angekommen. Vielleicht hast du ja schon einen neuen Termin für uns im Auge. Denke an dich. Lou."

Als ich die Nachricht abschickte, dauerte es kaum eine halbe Minute, ehe die Häkchen blau wurden und er sie scheinbar gelesen hatte.

„Ich melde mich heute Abend bei dir. Muss noch ein paar Telefonate machen. Bis bald.", kam als Antwort und ich merkte, wie sich ein Stein in meinen Magen legte. Kein liebevolles Wort, kein Kosename, nichts!

Vielleicht hatte das aber auch einfach nichts zu bedeuten und sein Verhalten sollte mir zeigen, dass er wieder ein wenig auf Abstand ging, um mir den Freiraum zu verschaffen, den ich mir erneut ausgebeten hatte.

XXX

Harry POV

„Hör zu Liam. Ich schaffe es nicht ihm gerecht zu werden. Ich werde ihn wieder verletzten, ihm ein drittes Mal das Herz brechen, auch wenn ich es nicht will. Das kann ich nicht verantworten!", ich sah Louis besten Freund, zu dem ich direkt gefahren war, verzweifelt an.

„Das ist doch Blödsinn, Harry. Alles was du erzählt hast, war vollkommen in Ordnung. Ich sehe da keinen Fehler von deiner Seite und schon gar keinen Grund, dich jetzt komplett zurückzuziehen. Damit würdest du ihm jetzt das Herz brechen.", die braunen Augen sahen mich beschwörend an, doch ich schüttelte den Kopf.

„Nein, ich bin nicht gut für ihn. Er, er ist aufgewacht und fühlte sich unwohl bei mir.", mir kamen einmal mehr die Tränen und ich kniff fest in meinen Handrücken, um den Schmerz zu übertünchen, der in meinem Inneren tobte.

„Er war unsicher mit der Situation, weil er eigentlich noch nicht so weit gehen wollte. Harry, interpretiere da nicht mehr rein, als da ist.", Liam lief jetzt in seinem Wohnzimmer hin und her.

„Wenn du jetzt abhaust, dann machst du wirklich alles kaputt. Dann gibt es kein Zurück mehr. Dann hast du deine allerletzte Chance verwirkt. Willst du das?", er blieb vor mir stehen, bevor er in die Knie ging und mein Gesicht griff. „Willst du ihn wirklich endgültig verlieren, Harry?"

Ich schluchzte laut auf und schrie ein verzweifeltes, „Nein!", hinaus und merkte dann Liams Arme, die sich um mich schlangen.

„Siehst du. Und das wird auch nicht passieren, wenn du jetzt keine Dummheiten machst. Schau, Timothy und ich hätten dich all die Monate am liebsten kastriert, aber auch uns hast du davon überzeugt, mit deinem Handeln, dass du dich gebessert hast, dass du an dir arbeitest. Wir stehen also jetzt auch hinter dir, werden dir helfen, euer Leben in den Griff zu bekommen. Aber dafür musst du uns alle lassen.", ich schluckte, sah ihn an, lächelte schief.

Should I really trust you, again? (L.S.) 2.Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt