51. Missing

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Chapter 51

Wie gewohnt hatten wir uns mit dem Gesicht zum Spiegel, der die Größe einer Leinwand hatte, auf unsere üblichen Positionen begeben. Verbissen warteten wir darauf, dass die Musik zu "Just One Day" ertönte. "5, 6, 7, 8!", rief unser Choreograf monoton, der mit verschränkten Armen vor uns stand. Haargenau beobachtete er jeden unserer Schritte, um die Synchronität und Genauigkeit zu überprüfen. Da die Promotions für "Just One Day" und damit auch für unser Album "Skool Luv Affair" allmählich endeten, übten wir ein letztes Mal für unser "Goodbye Stage", denn wir konnten nicht kurz vor Ende schlapp machen. Auf jeden Fall war es sehr schade, dass wir schon am Ende mit den Auftritten für unser aktuelles Album waren. Die Zeit schien wie im Fluge zu vergehen, da es mir so vorkam, als hätten wir erst gestern die ganzen Songs aufgenommen. Schade eigentlich. Dabei fand ich die Choreografie mit den Stühlen echt toll, obwohl es einerseits schwerer, aber auch irgendwie einfacher war. Dass man am Anfang die meiste Zeit nur die Arme bewegen musste, war das Leichte daran, wiederum musste man sich zum Ende hin viel mehr bewegen. Für mich war dies keine Herausforderung, denn ich gehörte bekanntlich zur Dancer Line.

Trotzdem hatte unser lieber Herr von Choreograf beschlossen, mir besonders viele Tanzschritte aufzudrehen. Dafür, dass Hoseok eigentlich der beste Tänzer von uns war, sollte ich mich wirklich nicht beschweren. Es war ja sozusagen ein Kompliment, nicht wahr? Ein Teil von mir war sogar stolz darüber und dankbar dafür. Das Training für den Beginn und für das Ende einer Promotion waren viel schlimmer als das Training zwischendurch. Wieso? Der Drang zur Perfektion unseres Choreografen stieg in diesen Zeiten enorm, da wir ja seine Ideen präsentieren mussten. Im Großen und Ganzen war er ein super Kerl, aber wenn etwas nicht nach seinen Plänen lief, konnte er leicht zu einem Monster mutieren. Und dies war die Sache, die uns momentan wie verrückt schwitzen ließ. Seit Wochen übten wir diese Choreo zum Erbrechen, weswegen es uns nichts machte, diese wieder einmal durchzugehen. Es lag einfach daran, dass unser Herr Choreograf nicht in der besten Laune war und uns anfauchte wie eine nass gewordene Katze. Mit dem Verstreichen der Zeit wurde es irgendwann nur noch ätzend.

Plötzlich stoppte er die Musik, woraufhin wir ebenfalls aufhörten uns zu bewegen. Fragend blickten wir erst zu ihm, bis wir uns zu einander umdrehten und uns gegenseitig verwirrte Blicke zu warfen. Was für ein Problem gab es denn diesmal? Ausdruckslos leckte er mit seiner Zunge über seine Zähne, die seine Lippen aufdrückte und dieses ekelhafte Schnalzen ertönen ließ. Ohne seine Augen wandern zu lassen, hatte er sein Ziel schon erfasst und lief geradeaus auf Jimin zu. Überrascht und etwas verängstigt, dass der Choreograf auf ihn zukam, mied er seinem Blick. Vor dem Jungen stehengeblieben, der gar nicht bemerkt hatte, dass er irgendwelche Fehler gemacht hatte, schaute er Jimin an. Seine Augen hatte er ein wenig zusammengekniffen. "Park Jimin.", gab er laut von sich. Irgendwie hatte ich mit ihm Mitleid, obwohl er mir ziemlich auf die Nerven gehen konnte. Er erinnerte mich an einen kleinen Welpen, der ins Haus gemacht hatte und dafür angeschrien und bestraft wurde. Eigentlich taten mir alle leid, die Son Sungdeuks Opfer wurden. In letzter Zeit musste ich auch das ein oder andere einstecken.

Jimin reagierte nur mit einem verunsichterten "Mhm?". Seufzend und gleichzeitig die Arme verschränkend, starrte Sungdeuk ihn an. "Soll ich dich erneut darauf hinweisen, was du falsch gemacht hast, oder weißt du es selber und versprichst mir, dich zu bessern?" Sein kalter Ton ließ es mir kalt über den Rücken laufen. Namjoon und Seokjin, die schlechtesten Tänzer aus unserer Gruppe, fühlten deutlich mit. Sie kannten es nur zu gut, mindestens einmal am Tag darauf hingewiesen zu werden, dass sie nicht gerade die besten Tänzer waren. Dann noch vor den anderen vorgeführt zu werden, war sowieso eine Art Höchststrafe. Allein wenn das mehrere Male während der Probe passierte, fühlte man sich am Ende der Probe wie ein Häufchen Elend. Ausgerechnet ihm war es heute schon einige Male passiert, dass er nicht so wirklich bei der Sache war. Anstatt Sungdeuk zu antworten, kaute Jimin nervös an seiner Lippe herum und brachte kein Wort heraus. Ein weiterer Seufzer entfuhr unserem Choreografen. "Wisst ihr was, Leute? Wir machen mal eine kurze Pause von 15 Minuten und Jimin darf auch Pause machen, wenn er 50 Liegestütze geschafft hat."

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