Chapter 25
Die Fahrt brachte mich auf den Gedanken, dass ich zu oft und zu lange Zeit im Taxi verbrachte. Ständig fuhr ich durch halb Seoul, um an meine verschiedenen Ziele zu kommen. Das Fahren war mir aber lieber, anstatt lange Strecken zu laufen. Im Grunde konnte man sich hier auch nicht beschweren, da die Preise der öffentlichen Verkehrsmittel bombastisch waren. Ok, ich gab's ja zu, dass selbst meine Gedanken momentan unfassbar langweilig waren, aber was sollte ich sonst tun? Schweigsam saßen Jeongguk und ich in einem Taxi, wo wir gar nicht weit auseinander voneinander saßen und Händchen hielten. Seit wir den Zoo verlassen hatten, ließ er meine verdammte Hand nicht mehr los.
Das Schlimme war ja noch, dass wir kaum miteinander redeten. Mir fiel auch nichts ein, worüber wir hätten reden können. Vielleicht machte ihn die Anwesenheit einer fremden Person, also dem Taxifahrer, unsicher oder es hatte irgendetwas mit dem Ort zu tun, zu dem er mich bringen wollte. Sorgen machte ich mir nicht wirklich, weil es nur Jeongguk war. Er würde mich keinesfalls irgendwo hinbringen, wo es gefährlich war oder wo er sich an mich ranmachen konnte. Aber wenn ich so darüber nachdachte, sah ich von der Seite, dass ihm die Nervosität deutlich im Gesicht stand. Wenn ich wüsste, wohin es ginge, könnte ich ihm sicherlich helfen, dass er nicht mehr so nervös sein würde, aber dann wäre es ja keine Überraschung mehr, hieße es sicherlich.
Langsam spürte ich dazu noch, wie sein Griff um meine Hand stärker wurde. Mir kam nicht in den Sinn, was ich hätte tun sollen, weil ich so eine Situation gar nicht kannte. Man könnte sozusagen meinen, es wäre mein erstes Mal. Leicht besorgt sah ich zwischen seiner Hand und seinem Gesicht hin und her. Meine freie Hand legte ich über seine Hand, die meine festhielt, woraufhin er von seiner Trance erwachte. Nach geraumer Zeit sah er mich wieder an, weswegen ich ihm ein warmherziges Lächeln schenkte. Auffällig musterten seine Augen mein Gesicht und er erschien viel lockerer, nachdem er tief ausatmete. Zum Glück hatte ich ihm die Anspannung genommen, denn es wurde allmählich unerträglich. Auch wenn es eigentlich nur dazu diente, dass die Stimmung nicht so ganz im Keller war.
Ich sollte mir eher darüber Gedanken machen, wieso er nervös war und das ganz beseitigen, aber gerade war mir nicht danach. Jap, ich war das beste Beispiel für eine perfekte Freundin. NICHT! Jedenfalls nahm ich meine Hand, die auf seiner lag, zurück, als ich mir sicher war, dass er nicht mehr abgelenkt war. Da ich sein Date war, konnte er im Grunde mit mir darüber reden. Gut, hätte ich als Junge jetzt nicht unbedingt gemacht, aber als Mädchen war ich offen dafür. "Alles okay?", fragte ich ihn, bevor ich meine Hand zurücknahm. Zögernd nickte er mir schwach lächelnd zu und ich drehte mein Gesicht wieder nach vorne. Wo war der Junge von heute Mittag geblieben, der mich ununterbrochen aufzogen hatte?
"Hoffentlich hast du jetzt nicht irgendetwas Teures gebucht, das wirklich too much wäre und möglicherweise den Abend versauen könnte.", merkte ich an, um die Stimmung etwas aufzulockern, aber ich merkte, dass die Wortwahl nicht gut gewählt war. Bei seinem schiefen Lächeln wurden seine Zähne sichtbar. "Haha, nein, eher nicht. Als Minderjähriger habe ich noch keine vollständige Verfügung über mein Einkommen, das auch nicht gerade viel ist, weil wir Rookies sind.", erwähnte er so, als hätte ich es mir nicht denken können. "Dann ist ja gut. Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber ich bin eh niemand, der es unbedingt luxuriös und pompös haben muss." Ein kurzes Auflachen schallte im kleinen Hohlraum, verschwand aber genauso schnell.
"Das konnte ich schon an deiner Wohnung sehen.", sagte er in demselben unlockeren Ton. Vor Verblüffung gingen beide meiner Augenbrauen nach oben und mein Kopf wandte sich erneut in seine Richtung. Bevor ich ihn fragen konnte, was er damit meinte, antwortete er schon, weil er es an meinem Ausdruck ablesen konnte. "Ich meine halt, dass du hier in Korea bestimmt auf einige Sachen verzichten musstest, die in Deutschland alltäglich waren, oder?" Mhm, darüber hatte ich lange nicht mehr nachgedacht. Beim Kofferpacken und bei meiner allerersten Ankunft fiel mir auf, dass es gar nicht so schwer war, sich von manchen materiellen Dingen zu trennen. Im Großen und Ganzen hatte ich mich schon längst daran gewöhnt, weil mein Alltag in Seoul ganz anders war.
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Bulletproof Desire
Fiksi PenggemarKaum sind die Herbstferien vorbei, muss Dea auch schon zurück nach Seoul, um dort ihren einjährigen Sprachkurs fortzusetzen. Herzlicher Empfang? Fehlanzeige! Das Taxi, das sie in die Stadt bringen soll, gibt den Geist auf, woraufhin sie sich kurzerh...