Chapter 53
Mittlerweile waren um die zwei Wochen vergangen, seit ich Jeongguk das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte. Diese Zeit ohne ihn kam mir so vor wie ein gesamtes Jahr voller Einsamkeit. Ständig schwirrte er in meinem Kopf herum und ich fragte mich die verschiedensten Dinge. Was war mit ihm geschehen, nachdem ich das Gebäude gezwungenermaßen verlassen musste? Ging es ihm gut? Aß er ordentlich? Dachte er überhaupt noch an mich? Dass schon zwei Wochen vergangen waren, hielt ich für unmöglich. Die Zeit rannte an mir vorbei. Erst seit dem wir sozusagen voneinander getrennt wurden, merkte ich, in welcher Realität ich lebte. In dieser kurzen, aber wiederum auch langen Zeit veränderte sich mein Alltag drastisch. Zu meinem Erschrecken konnte ich aber nicht sagen, dass ich diesen Alltag nicht kannte. Er bestand darin, dass ich wie gewöhnlich zur Schule ging, viel mit Freunden, darunter Lynn, unternahm, durch die Stadt lief und shoppen ging. Im Grunde war das, abgesehen von Lynn, derselbe tägliche Rhythmus, dem ich gefolgt war, bevor ich Jeongguk begegnet war. Irgendwie gab es mir das Gefühl, dass man nur mich in die Vergangenheit katapultiert hatte, während alle anderen ganz normal vor sich hin lebten.
Jeongguks Begegnung hatte mir gezeigt, dass es mir mehr als schwer fiel, ohne ihn zu leben. Wer hätte gedacht, dass eine Taxipanne uns zu so einem Punkt bringen würde. Nicht nur dachte ich über Jeongguk nach, sondern über meine, seine und unsere Zukunft. Auf einmal solch gewaltige Entscheidungen treffen zu müssen, war einfach zu viel verlangt. Woher sollte ich wissen, was gut und was schlecht war? Ich wollte eine Lösung finden, die alle glücklich machen würde. Doch dies war nur Wunschdenken, denn man konnte es nicht allen im Leben recht machen. Wenn man sich für sein Glück entschied, musste man damit rechnen, anderen weh zu tun oder unglücklich zu machen. Deswegen dachte ich sehr viel darüber nach, was Jeongguk glücklich machen würde. Meins drängte ich weg, denn es war mir wichtiger, dass er glücklich war. War er es, war ich es. Nichts simpler als das. Nach sehr langem Überlegen kam ich zu dem Entschluss, dass sich unsere Wege von nun an trennen würden. Momentan tat es uns beiden weh, aber in naher Zukunft würde er merken, wie gut es ihm und seiner Karriere tun würde.
Es war schon immer sein Traum gewesen, Sänger zu werden. Wieso sollte ich, die ohne jegliche Träume hergekommen war, seine zerstören? Meinetwegen sollte er seine Karriere nicht riskieren oder aufgeben. Sobald ich Korea verließ, gäbe es keine Skandale mehr, die Fans wären glücklich, BTS würden immer weitersteigen und irgendwann würde Jeongguk verstehen, dass ich ihm nur im Weg gestanden wäre. Er war augenblicklich blind vor Liebe, weswegen wenigstens ich den klaren Kopf bewahren und ihn praktisch zu seinem Glück drängen musste. Wer wusste schon, ob er mich vielleicht irgendwann mal hassen würde, allerdings war ich mir sicher, dass er mir in einigen Jahren dafür danken würde. Nach diesen Jahren würde er dann eine Frau finden und heiraten, die ihm keine Probleme verursachte. Wieso musste ich mir sowas eigentlich einreden? Es machte mich nur noch trauriger und deprimierter. Obwohl es meine Entscheidung war, wollte ich nichts davon wissen. Im Unterbewusstsein war es okay zu wissen, wozu das hinführen würde, doch ich sollte mich damit nicht kaputt machen. Meine Lage war sowieso schon scheiße genug.
Da ich mich nach dem Geschäftsgespräch mit dem CEO nicht in einer sonderlich guten Verfassung befand, rief er mich an, um mit mir weitere Details abzusprechen. Fremde Menschen und Fragen in Bezug auf mich und BTS sollte ich um jeden Preis vermeiden, alle Kontaktdaten der Jungs sollte ich löschen und ich sollte sie blocken, wenn sie mich anschrieben, und dazu kam halt, wie man es sich denken konnte, dass ich mich vom Big Hit Entertainment, von dem Apartment der Jungs und von ihnen selbst fernhalten sollte. Klang krass, nicht wahr? Es schmerzte, sehr sogar. Ich konnte es nicht in Worte fassen, wie scheiße ich mich doch fühlte. Je mehr man mir verbot, desto schlimmer fühlte ich mich. Trotzdem hielt ich mich an fast alle Regeln, bis auf eine. Ich blockierte niemanden von ihnen und hatte auch nicht ihre Kontaktdaten gelöscht. Zum Glück wurde ich nicht überprüft. Es war so, als würde sich Big Hit keinen Dreck mehr um mich scheren. Alles war geregelt, also war ich ihnen nun egal. Deshalb nahm ich mir auch die Freiheit, ihre Kontaktdaten zu behalten, auch wenn ich ihnen nicht antwortete.

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Bulletproof Desire
FanfictionKaum sind die Herbstferien vorbei, muss Dea auch schon zurück nach Seoul, um dort ihren einjährigen Sprachkurs fortzusetzen. Herzlicher Empfang? Fehlanzeige! Das Taxi, das sie in die Stadt bringen soll, gibt den Geist auf, woraufhin sie sich kurzerh...