61. Good Friends

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Chapter 61

Das Erste, was mir ins Gehirn sprang, war "Seokjin Oppa?". Doch ich wusste ganz genau, dass diese Stimme nicht ihm gehörte. Innerlich hatte ich mir nur sehnlichst gewünscht, dass es Seokjin wäre, da ich ihn momentan brauchte. Vorhin meinte ich ja, dass es besser für mich wäre, alleine zu sein, allerdings verspürte ich diesen Wunsch, mit Seokjin zu reden, mich von ihm trösten zu lassen, ihn an meiner Seite zu haben. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war Lynn nicht diejenige, mit der ich über all das sprechen wollte. Niemand war so mitfühlend und verständnisvoll wie unser lieber Seokjin, außerdem war er auch von Anfang an dabei gewesen. Lynn war erst seit kurzem hier, also konnte sie alles Geschehene und was ich fühlte gar nicht verstehen. Jedenfalls nicht so, wie ich es mir wünschte. Ich wusste, dass Seokjin mir eine große Hilfe wäre, auch wenn es nur meine Laune heben würde. Mehr brauchte ich für heute nicht. Ein paar liebe und einfühlsame Worte von ihm und ich könnte heute besser schlafen.

Nicht wirklich in der Stimmung eine andere Person als Seokjin zu empfangen, hob ich gequält den Kopf. Seitlich von mir erschien Hoseoks Gestalt, die näher auf mich zukam. Sein besorgter Gesichtsausdruck war typisch für ihn. Er war auch recht mitfühlend, jedoch hatte ich nie wirklich die Gelegenheit gehabt, mit ihm alleine ein Gespräch zu führen. Klang komisch dafür, dass er wahrscheinlich das fröhlichste Geschöpf auf diesem Planeten war, oder? Ich hatte mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, aber jetzt, wo wir schon dabei waren, dachte ich, dass es bestimmt daran lag, dass er eher ein Gruppenmensch war. Man sah ihn selten alleine irgendwo, denn er hang meistens mit anderen ab. Ihn hier vor mir ohne einen der anderen Jungs zu sehen, schien surreal. Anscheinend konnte man doch noch immer mal wieder etwas Neues erleben. Sogar mit Yoongi, der wahrscheinlich ungesprächigsten Person dieser Welt, hatte ich mehr Zeit verbracht und geredet als mit Hoseok. Das war extrem eigenartig.

"Dea-yah, was ist los? Geht es dir nicht gut? Oder lassen dich die anderen beiden nicht rein? Wieso hast du es eigentlich zugelassen, dass die beiden allein sind? Das geht doch nicht." Wie man es nicht anders von ihm kannte, überflutete er mich mit Fragen, die ich alle auf einmal nicht beantworten konnte. Wollte er überhaupt eine Antwort auf all die Fragen, wenn er mir gar keine Zeit ließ, diese zu beantworten? Sowas verstand ich generell nicht. Ihn überfordert anblickend, verzog ich das Gesicht. "Ruhig Blut!", schnaubte ich bemerkbar unbegeistert. "Also, um auf deine Fragen einzugehen. Jiminnie und Lynn-ah sind wahrscheinlich dort drin, doch ich wollte die beiden nicht stören. Erstens, weil sie ihre Zweisamkeit kurz vor Lynns Abreise verdient haben. Zweitens, ich fühle mich gerade nicht danach, mich mit anderen Personen abzugeben, sorry." Außer Seokjin. Einen Seufzer packte ich zum Schluss des Satzes, damit ich meine hoffnungslose Lage besser veranschaulichen konnte.

Vor mir stehenbleibend, ging er in die Hocke und schaute mich wie ein fasziniertes Kind an. Ein bisschen nervig war es schon. "Was ist denn passiert?", fragte er mich wie eine fürsorgliche Mutter, als das Kind vom ersten Schultag nach Hause kommt. Nachdenkend, ob ich es ihm verraten sollte, legte ich meinen Kopf seitlich auf meine Arme. Seine großen Hundeaugen wollten unbedingt wissen, was los war. "Hast du eigentlich die Zeit, dich mit mir abzugeben? Bist du nicht aus irgendeinem Grund hier unten?" Dass ich das Thema wechselte, war nicht wirklich beabsichtigt. Was ich genau damit bezwecken wollte, wusste ich im Nachhinein dann auch nicht mehr. Ein plötzliches Schmunzeln ließ sein Gesicht noch freundlicher wirken als so schon. "Jap, das stimmt. Eigentlich bin ich hier, um Jiminnie zu holen, weil er nicht an sein Handy geht, aber wenn er so beschäftigt ist, kann ich doch warten, bis er fertig ist. In der Zwischenzeit kann ich dir zuhören und dir womöglich bei deinen Problemen helfen." Sarkastisch kichernd, drehte ich meinen Kopf zur Seite und schloss unwillkürlich meine Augen.

Ein Plumsgeräusch zu meiner Linken wurde hörbar. Er hatte sich auf seinen Hintern fallen lassen, sich ganz nah zu mir gesetzt und sich an die Wand gelehnt. Ein weiteres Geräusch folgte, als er seinen Kopf mit ein wenig Schwung an die Wand drückte. Es schien ihm aber nichts auszumachen, da er kein Aufschrei oder ähnliches von sich gab. "Ich weiß, dass..", begann er nach einer flüchtigen Minute der Stille. "..., dass wir beide nicht äußerst viel miteinander zu tun haben außerhalb der Gruppe. Wie das dazu gekommen ist, weiß ich leider auch nicht, aber du solltest wissen, dass ich dich sehr gern habe. Auch ich sehe dich schon wie eine kleine Schwester an, für die ich gerne da sein würde. Bei Problemen jeglicher Art kannst du ruhig zu deinem großen Bruder J-Hope kommen, denn ich möchte dir bei all deinen Problemen helfen. Wenn alles hoffnungslos scheint, kannst du auf mich vertrauen, deine Hoffnung." Zum Schluss hin musste er wegen seines eigenen Wortspiels lachen. Nichtsdestotrotz hörte ich die Ehrlichkeit seiner Worte in seiner Stimme heraus. Auch auf meinem Gesicht zauberte sich ein mickriges Lächeln, das er aber nicht sehen konnte. Wer hätte gedacht, dass Hoseok so über mich dachte.

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