22. Skool Luv Affair

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Chapter 22

Meine Augen schauten panisch zwischen der Uhr und meinem fast ganz ausgefüllten Zettel, der vor mir lag, hin und her. Zwar hatte ich noch zehn Minuten Zeit, aber ich musste die letzten Aufgaben noch unbedingt beantworten. Um jeden Preis wollte ich eine der besten sein, auch wenn das jetzt streberhaft klang. Wie schon vor langer Zeit erklärt, war es mein Ziel, in die nächste Stufe zu kommen. Nach beinahe einem Monat lernen, hatte ich endlich die Chance dazu, aufzusteigen. Mir lagen die Antworten förmlich auf der Zunge, aber ich war im Moment viel zu aufgeregt. Gut, dass mir noch etwas Zeit blieb. Meine Hirnzellen zwang ich zum Nachdenken und schon krickelte ich richtige Antworten dahin. Ich war mir halt im Nachhinein sicher, dass sie richtig waren.

Puh, die Koreaner machten mit Abschlussarbeiten und Tests echt keine halben Sachen. Gott sei Dank, hatte ich mich gut dafür vorbereitet. Gründlich sah ich mir noch ein letztes Mal meine Antworten und die Aufgabenstellungen an, überlegte eine Weile und war mir dann am Ende sicher. Meinen Namen schrieb ich noch drauf, weil mir auffiel, dass ich das zu Beginn vergessen hatte. Manchmal passierte es mir tatsächlich, dass ich vergaß, meinen Namen oben drauf zu schreiben. Daraufhin wanderten meine Augen durch das Klassenzimmer, in dem nicht mehr viele Schüler saßen. Jane saß nicht mehr drin, was mich nicht wirklich wunderte. Sie machte immer nur so viel wie nötig und wartete meistens draußen auf mich, um schonmal zu rauchen.

Das Rasen meines Herzens machte mich schon beinahe verrückt. Ich hasste es, aber trotzdem hatte ich ein gutes Gefühl bei dieser Arbeit. Mit langsamen Schritten ging ich zum Pult, wo ich Frau Kim meine Arbeit gab und ihr ein schönes Wochenende wünschte. Die Tasche hatte ich längst gepackt und bei mir, also brauchte ich nur noch den Raum zu verlassen. Beim Betreten des Flures schüttelte ich den ganzen Stress von meinem Körper ab. So erleichtert wie heute, hatte ich mich wahrscheinlich gar nicht in meinem Leben gefühlt. Dieser ganze Monat, in dem ich nur lernte, kaum schlief und aß, lag zu meinem Glück nun hinter mir. Früher fand ich Prüfungen generell unnötig, doch heutte ging es eigentlich.

Völlig munter verließ ich das Gebäude so schnell wie möglich und traf auch schon auf Jane, die genau neben der Eingangstür stand. Mit ihrem Körper lehnte sie gegen die Wand, während sie die letzten Züge ihres ekligen Qualms genoß. Ich hasste Rauchen im Prinzip wie die Pest, aber wenn andere Leute es taten, war es mir egal, solange sie mich nicht anpafften. Ihre Mundwinkel breiteten sich bei meinem Anblick zu einem Schmunzeln. "Hatte das Gefühl, du explodierst jeden Moment. Konnte die Rauchwolken und das Schwitzen schon förmlich sehen.", meinte sie amüsiert und knippste den Stummel, der von der Zigarette übrig blieb, auf den Boden. Die Leute hier waren kritisch zum Thema Rauchen und Müll, aber ihr war es anscheinend total bums.

"Im Gegensatz zu dir stinke ich nicht.", meinte ich mit ausgestreckter Zunge. Ihre Augen hafteten eine Weile an mir, bis sie in ihre Tasche griff, zwei Kaugummistreifen rausholte und die sich in den Mund stopfte. Das Gekaue mit dem offenen Mund machte mir heute irgendwie nichts aus. Aber ganz ehrlich, Jane sollte sich das mal abgewöhnen. Man konnte sie aber selbst kauen hören, wenn sie ihr Maul zuhatte. "So, endlich sind wir wieder freie Leute. Was hast du nun vor? Ich gehe jetzt wahrscheinlich direkt pennen." Ohne sie anzusehen, liefen wir in Richtung Bahnhof. "Dann wünsche ich dir schonmal süße Träume. Habe den Jungs versprochen, dass ich mal vorbeischaue, wenn der ganze Scheiß vorbei ist. Mal gucken, ob sie jetzt Zeit haben, denn sie wussten nicht, wann genau die Prüfungen beginnen und enden.", gab ich ihr eine ehrliche Antwort.

Ein bisschen müde war ich ebenso, aber ich konnte keine Versprechen brechen. "Ach, arbeiten die nicht an ihrem neuen Album, das bald rauskommen müsste?", fiel Jane wieder ein. Auf diese Frage nickte ich nur und bekam anschließend ein Kaugummi von ihr. Fiel ihr ja echt früh ein, mir etwas anzubieten. Jane halt. "Gut, dass diese Quälgeister genauso beschäftigt waren, sonst hätten sie mich auf's Übelste genervt. War aber irgendwie komisch, sie fast 'n Monat nicht zu sehen." Jane verschränkte ihr Arme, als ihr etwas kälter wurde. Der Januar war nicht so kalt wie der Dezember, trotzdem war es eisig. "Na ja, du siehst sie öfter als ich, also macht es mir nicht so viel aus.", meinte sie mit einem gleichgültigen Unterton und zuckte nur mit den Schultern.

Bulletproof DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt