Chapter 67
"I-Idiot!", beleidigte ich mich selber, während ich die Hantel kraftvoll in die Luft stemmte. Mein unangenehm riechender Schweiß lief mir die Stirn runter und befeuchtete meinen gesamten Kopf. Obwohl mir die Arme mittlerweile schon richtig weh taten, stemmte ich trotzdem die Gewichte weiter. Tief ein- und ausatmend ließ ich die Hantel wieder bis kurz vor meine Brust sinken, bis ich sie wieder mit meinem Kampfschrei "Idiot!" hochdrückte. Ich hatte mich so sehr auf das Stemmen konzentriert, dass mir die Schläfen schmerzten. Beim Konzentrieren auf etwas biss ich meistens die Zähne zusammen, daher die Schmerzen. Das konnte man tatsächlich hartes Training nennen. So ging es eine ganze Weile. Man könnte schon sagen, dass ich den ganzen Kraftraum zusammenbrüllte. Zu meinem Glück war ich ganz alleine hier drin. "I-Ich.. B-Bin.. So.. Ein.. IDIOT!" Langsam, aber sicher außer Atem, blinzelte ich ins Licht der Lampen und dann die Hantel an, die ich stets in der Luft hielt. Man hörte im Raum nichts mehr, nur die Klimaanlage und mein lautes Keuchen. Mühselig versuchte ich meine Augen aufzuhalten, was mir zeigte, dass ich müde war. Sehr müde sogar.
In dem nächsten Moment hörte ich, wie die Tür zum Kraftraum aufging und jemand hereintrat. "Jeongguk-ah, du bist so unfassbar laut, dass man dich-", ertönte Jimins heitere, doch auch belustigte Stimme. Irgendetwas verschlug ihm die Sprache und ließ ihn seine Sachen, die er dabei hatte, auf den Boden fallen. Ohne mir die Mühe zu machen, zu ihm zu schauen, klatschte er vermutlich seine volle Wasserflasche auf den Boden auf und flitzte wie der Blitz zu mir rüber. Daraufhin nahm er mir die Hantel ab und platzierte sie auf ihren Halter. Immer noch in meinem Frust versunken, realisierte ich nicht, dass er mir die Gewichte weggenommen hatte. Zwar sah ich, dass ich nichts mehr in meinen Händen hielt, doch eine gewisse Schwere drückte meinen Körper an die Hantelbank. Meine Hände konnte ich einfach nicht runternehmen. "Bist du eigentlich vollkommen bescheuert? Du weißt ganz genau, dass man nie, wirklich nie alleine an einer Hantelbank zu Gange sein sollte. Und so wie du aussiehst, wäre sie sicherlich jede Sekunde auf dich gefallen. Was hast du dir dabei gedacht?" Lustig, wie schnell seine Tonlage sich doch verändern konnte. Er versuchte sauer zu wirken, doch man hörte nur Besorgnis heraus.
Danach drehte er an den Gewichten, um die Anzahl der Kilos, die ich zuvor gestemmt hatte, zu erfahren. Als seine Hand das letzte Rad vom Drehen stoppte, wusste ich, dass ihm der Schock im Gesicht stand. "Woah, seit wann stemmst du denn so viel?" Diesmal hörte er sich verwundert an. Von mir bekam er keine Antwort. Was hätte ich ihm auch dazu sagen sollen? Dass ich einfach Lust darauf hatte, etwas mehr als sonst zu stemmen? Plötzlich tauchte er neben mir auf und hockte sich hin. "Jetzt brauchst du dich auch nicht wundern, dass du deine Arme kaum bewegen kannst. Gedehnt hast du dich bestimmt auch nicht. Jap, wahrhaftig ein Idiot." Den letzten Satz gab er von sich, nachdem er zu meinen Armen hochgeschaut hatte. Inzwischen klang seine Stimme ansatzweise wieder heller. Die Gefahr war nun aus dem Weg und mir konnte ja nichts mehr passieren, also wog er mich in Sicherheit. Wie leicht gestrickt er doch sein konnte. Stets nichts sagend, behielt ich meinen Blick auf der weißen Decke des Raumes. Mir war nicht danach mit irgendjemandem zu reden. Was sollte das denn auch bringen?
Während er mich so betrachtete, erschien ein mir nur allzu bekanntes Grinsen auf seinen Lippen. "Ist es etwa wegen gestern Nacht?" Reflexartig drückte ich mich hoch und setzte mich aufrecht hin. Dass mein Gesicht sowieso schon wie ein Hydrant am Straßenrand aussah, war mir klar, allerdings fing ich erst jetzt an, die Hitze zu spüren. Leider entschieden sich auch meine Arme gegen mich und blieben gestreckt. Dümmer als jetzt könnte ich bestimmt nicht mehr aussehen. Da ich seine Annahme mit meiner Reaktion bestätigte, lachte er auf. Der verbliebene, nasse Schweiß lief nun mein Gesicht runter. Bevor es in meinen Mund laufen konnte, musste ich es von meinen Lippen pusten. Seinen Blick meidend, sah ich zum Spiegel gegenüber von uns. Ich sah so schrecklich aus. Man sah mir deutlich an, wie verschwitzt und fertig ich doch war. Schnaubend senkte ich meine Augen und hoffte darauf, dass er mich in Ruhe ließ, wenn ich kein Wort von mir geben würde. Erwartungsvoll und gespannt wartete er auf eine Antwort meinerseits. Von meiner Seite aus war es dumm gewesen, so zu reagieren, weil Jimin eben nicht wusste, was gestern Nacht genau geschehen war. Lediglich wusste er davon, dass sie ein weiteres Mal ohnmächtig geworden war. Wie man Jimin aber kannte, dachte er sich seinen Teil dazu.
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Bulletproof Desire
FanfictionKaum sind die Herbstferien vorbei, muss Dea auch schon zurück nach Seoul, um dort ihren einjährigen Sprachkurs fortzusetzen. Herzlicher Empfang? Fehlanzeige! Das Taxi, das sie in die Stadt bringen soll, gibt den Geist auf, woraufhin sie sich kurzerh...