14. Dan

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Chapter 14

Ich vermisste ihn. Ich vermisste ihn so schrecklich sehr. Oder war es einfach die Tatsache gewesen, dass ich ihn in Stich gelassen hatte? Bevor ich hierhin aufbrach, gab ich ihm das Versprechen, dass ich immer in den Ferien kommen würde. Wie nicht anders zu erwarten, tat er so, als sei es ihm egal, doch ich wusste, was ich da in seinen Augen sah. Es war die Angst. Die Angst, allein gelassen zu werden. Bis zu diesem Tag, an dem ich ihn verließ, hatte ich ihn immer beschützt. Diese alltäglichen, selbstverständlichen Schutz hatte er nun nicht mehr. Obwohl ich ihn erst vor zwei Monaten gesehen hatte, spürte ich, dass er mich brauchte. Er würde nicht anrufen und mir sagen, dass es so war. Wenn ich nicht für ihn da wäre, würde er mich hassen. Diese Vorstellung zerfraß mich innerlich. Zwar konnte ich nichts dafür, aber er tat mir so leid. Ich wollte unbedingt bei ihm sein. Wenigstens an den Feiertagen.

- Flashback -

Während ich meine Koffer für meine Abreise packte, hörte ich, wie meine Zimmertür aufging. Schnell griff ich nach meinem Handy und machte die Musik aus, zu der ich die ganze Zeit mitgesungen hatte. Es war immer so laut, sodass ich meine eigene Stimme beim Singen nicht hören konnte, denn ich mochte es nicht, sie zu hören. Meinen Kopf drehte ich langsam zu der Person, die hereintrat und sich vorsichtig auf mein Bett niederließ. Er hatte den Blick gesenkt und knetete seine Hände, was er nur tat, wenn er mit mir über etwas reden wollte, das für niemand anderen bestimmt war. Auffällig musterte ich ihn und wartete auf seine kommenden Worte. "Ist es wieder soweit? Du verlässt uns wieder?", kam nach einer Weile von ihm, ohne mich eines Blickes zu würdigen.

Nickend wandte ich mich wieder meinen Klamotten zu, die ich faltete und in meinen Koffer verstaute. Es war komisch, dass ich meine Sommersachen hier ließ und dafür meine Herbst- und Winterklamotten einpackte. "Kommst du an Weihnachten?", stellte er die nächste Frage, die ich auch mit einem Nicken beantwortete. "Was soll ich an Weihnachten in Korea? Ich würde nur alleine in meinem Zimmer sitzen und diese schnulzigen Dramen gucken. Echt öde.", fügte ich etwas amüsiert hinzu, damit die Stimmung nicht ganz im Keller war. Als ich zu ihm von der Seite rüberschielte, rieb er sich die Hände stärker und gab nur ein "Aha" von sich. Mein Gesicht drehte ich nun endgültig zu ihm, sodass er sah, dass ich ihn erblickte. "Dan, mach dir keine Sorgen. In ungefähr zwei Monaten sehen wir uns wieder. Die Zeit wird wie im Flug vergehen." Grinsend wuschelte ich ihm heftig durch das Haar, damit er auch mal lächelte.

- Flashback Ende -

"Dea?" Eine winkende Hand erschien in meinem Blickfeld, die mich mit samt Stimme des Besitzers aus meinen Gedanken holte. Langsam nahm ich meinen Kopf von meiner Hand, an der ich mich abstützte. Meine Augen wanderten zu Suga, der mich leicht besorgt ansah. Weiter gingen sie durch die Runde, sodass ich jeden einmal ansah. Jeder von ihnen trug denselben besorgten Blick wie Suga. Etwas überfordert sah ich mich immer noch um und mir fiel wieder ein, wo ich war. Zusammen mit Hoseok, Jeongguk, Suga und Jin war ich in dem Café, in dem ich Taehyung und Hoseok kennengelernt hatte. "Hast du mir überhaupt zugehört? Das macht 5000." Das Geld, das er von mir verlangte, händigte ich ihm sofort aus und bekam dafür meinen Kaffee. Suga steckte das Geld ein und setzte sich auf seinen Platz.

"Yoongi Hyung, das war richtig unhöflich.", merkte Hoseok an und warf ihm einen bestimmten Blick zu. Als Antwort darauf, zuckte Suga nur mit den Schultern und faltete seine Hände, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Sein Blick verharrte auf mir. "Sie hat doch selbst gesagt, dass sie ihr Ding bezahlt." Es sah echt komisch aus, wenn er mich anstarrte, obwohl er mit Hoseok sprach. Leicht grinsend trennte er seine Hände voneinander, griff nach seinem Smoothie und schlürfte daran. Konnte er mal seinen Blick von mir abwenden oder hatte ich etwas im Gesicht? "Ah, wir wollten dich doch schon die ganze Zeit etwas fragen.", sprach Jeongguk endlich. Nun waren alle Augenpaare der Jungs auf mich gerichtet.

Bulletproof DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt