Chapter 54
Mühsam öffnete ich ein Auge nach dem anderen schrittweise. Meine Umgebung konnte ich noch nicht so ganz einschätzen, weil meine Sicht stets ins Dunkel gehüllt war. Vorsichtig erhob ich meinen Kopf vom Tisch und zog meine Arme ebenfalls von diesem. Nachdem ich mich aufrecht hingesetzt hatte, schwung ich meinen Kopf kurz nach links und dann nach rechts. Dabei flogen mir einige Strähnen ins Gesicht, die ich unbekümmert wegstrich. Dank des Mondlichtes, das durch das Fenster in den Raum schien und diesen somit etwas erhellte, bemerkte ich, dass ich in der Küche war. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, in der Küche eingeschlafen zu sein. Bei diesem Gedanken ließ ich meine halb offenen, immer noch verschlafenen Augen herumwandern, bis ich das leere Glas, das jedoch am Boden feucht glänzte, erblickte. Die Erinnerungen an das, was zuvor passiert war, kamen ohne Weiteres wieder zurück. Seufzend legte ich meine kalte Hand auf meine Stirn und schloss erneut die Augen. Wenigstens waren meine Kopfschmerzen verschwunden, dachte ich mir, dies konnte ich allerdings nicht auf meine Probleme beziehen.
Noch ein wenig benommen vom Schlaf, riss ich diesmal meine Augen auf und suchte mit meiner rechten Hand meine Taschen nach einem Handy ab. Als ich es ergriff, zückte ich es hervor und hielt es mir vor das Gesicht. Beim Drücken einer beliebigen Taste kniff ich meine Augen wegen des plötzlichen Lichtes reflexartig zu. Einige Sekunden ließ ich vergehen, bis ich eines meiner Augen öffnete. Der Tatsache bewusst, dass ich gerade wahrscheinlich wie ein vollkommener Idiot aussah, checkte ich die Zeit ab. "Woah, 2 Uhr morgens. In sechs Stunden muss ich mich auf den Weg zur Schule machen. Ich bin mir sicher, dass ich nicht mehr einschlafen kann.", flüsterte ich vor mich hin. Das Handy wanderte wieder dorthin, wo ich es herausgeholt hatte, und drückte meine Hände gegen den Tisch, um meinen Körper vom Stuhl zu erheben. Dabei glitt spürbar etwas von meinem Rücken und fiel auf den Stuhl, auf dem ich zuvor gesessen hatte. Neugierig über das, was vorhin auf mir gelegen hatte, ohne dass ich es spürte, warf ich einen Blick nach hinten. Eine Decke lag dort. Hatte ich mir eine Decke mit in die Küche genommen?
Verwirrt starrte ich die Decke an, bis mir die Erkenntnis kam, dass Lynn mich zugedeckt hatte. Ein breites Lächeln erschien auf meinen Lippen. Ich konnte nicht fassen, wie süß sie doch war. Halt, dass Lynn eine gute Freundin war, wusste ich nur zu gut, trotzdem musste ich jedes Mal auf's Neue staunen, wenn sie sich so liebevoll um mich sorgte. Als ich vorhin in die Küche gegangen war, um eine Kopfschmerztablette zu nehmen, hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich einschliefe. Sie war ja in meinem Raum, derweilen ich mit Jane geskypet hatte. Meinen kleinen Ausraster hatte sie auch mitbekommen. Wahrscheinlich hatte sie sich große Sorgen gemacht, allein weil ich in den letzten Tagen ein eher instabiles Verhalten an den Tag legte. Echt lieb von ihr nach mir zu sehen und mich zu zudecken. Dass es zu dieser Zeit kalt war, spürte ich auf einmal, weil ich daran dachte. Mit den Zähnen klappernd, rieb ich mit beiden Händen meine Oberarme, auf denen Gänsehaut zu sehen war, warm. Also schnappte ich mir die Decke, warf sie um meinen Rücken und hüllte meinen gesamten Oberkörper damit ein.
Kurz fragte ich mich, ob sie noch wach war, jedoch war das eine dumme Frage. Natürlich schlief sie, denn es war schon mitten in der Nacht und sie musste in den nächsten Tagen ihre Prüfung hinter sich kriegen. Trotz allem musste ich ihr zur Last fallen, war so klar, Dea. Apropros Prüfungen, da ich sowieso nicht mehr einschlafen konnte und nichts zu tun hatte, sollte ich auch am besten für die Schule lernen. Da ich das so beschloss, musste ich nur noch meine Bücher und Unterlagen holen, ohne Lynn dabei aufzuwecken. Mit dem Gedanken lief ich zum Lichtschalter, den ich dank des Mondlichtes fand. Sobald ich ihn betätigte, musste ich zum zweiten Mal meine Augen zukneifen. Wieder hatte ich nicht daran gedacht, dass meine Augen zu sehr an die Dunkelheit gewöhnt waren. Das Gesicht verzogen, rieb ich mir die Augen, was das Licht ein wenig erträglicher machte. So leise wie möglich öffnete ich die Tür und bewegte mich vorsichtig fort. Die Tür schloss ich nicht hinter mir, damit ich ihm Flur nicht das Licht anmachen musste. Ich kam bis zu meinem Zimmer, ohne irgendwelche lauten Geräusche von mir zu geben.
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Bulletproof Desire
FanfictionKaum sind die Herbstferien vorbei, muss Dea auch schon zurück nach Seoul, um dort ihren einjährigen Sprachkurs fortzusetzen. Herzlicher Empfang? Fehlanzeige! Das Taxi, das sie in die Stadt bringen soll, gibt den Geist auf, woraufhin sie sich kurzerh...